Wie diese legale, Copyright-verletzende Webseite aussehen soll, weiss niemand so genau. Es ist vermutlich auch nur ein Mittel um nun Druck auf die USA auszuüben. Antigua und Barbuda wollen natürlich viel lieber US-Spielerinnen und Spieler in ihren virtuellen Casinos, als eine Seite im Netz wo die ganze Welt fast umsonst US Musik oder Filme runterladen kann. Am Ende geht es schliesslich darum Geld zu verdienen. Wenn man sieht wie rot die Köpfe im US Handelsdepartement deswegen sind, scheinen Antigua und Barbuda durchaus Chancen zu haben. Mit der Content-Industrie Lobby im Rücken haben sie sogar eine Chance, dass der US Kongress umgestimmt wird.
Diese Episode illustriert zwei Dinge gut, die meines Erachtens beim Analysieren von Internationalen Beziehungen oft übersehen werden: Erstens, Verträge werden unterschrieben, aber deren Auswirkungen sind kaum voraussehbar. Wir haben die Tendenz alles im Nachhinein als rationales Design zu interpretieren, aber was die Staaten zu unterschreiben meinen und was dann ein paar Jahre später passiert, sind sehr verschiedenen Dinge. Dies schon alleine deswegen, weil nie alle Eventualitäten vorausgesehen werden können und die Umstände sich oft schnell ändern (was die WTO nicht zum Internet zu sagen hat, ist ein eigener Blogeintrag wert). Zweitens zeigt die Geschichte gut, wie auch die kleinen eine Chance gegen die grossen haben. Die Machtlinse ist zwar für die Analyse verlockend und beschreibt die Welt der Beziehungen zwischen Staaten oft gut, doch zählen internationale Verträge und Regeln auch etwas. Es ist eben nicht nur eine Welt des Stärkeren: Reputation, Gewohnheiten, eigene moralische Ansprüche, Gesichtswahrung, Innenpolitik, etc. sind alles Faktoren die ebenso eine Rolle spielen und sehr viel Komplexität (und damit Handlungsspielraum) schaffen. Das vergisst man zu oft.
Ein paar weitere Artikel zu diesem Fall (alle Englisch):
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