Vielleicht habt ihr eine Weile die Diskussion zu meinem Islamophobie Eintrag mitverfolgt (das Wort Diskussion müsste wohl in Anführungs- und Schlusszeichen gesetzt werden). Dort taucht eine Frage auf, die mir schon früher gestellt wurde: Warum rege ich mich über diese Kritik auf? Wenn ich selber doch Missstände ebenfalls kritisieren würde, warum ich Beiträge schreibe, die sozusagen den Islam in Schutz nehmen.

In der Tradition am Wochende ab und zu auch nur einen YouTube-Clip hier hochzuladen, bietet sich bei diesem Thema eine ausgezeichnete Gelegenheit, das Thema aufzugreifen, eine Frage zu beantworten und ein bisschen Kultur (oder vielleicht Unkultur) zu posten.

Es gibt eine Doku mit dem schönen Titel “Reel Bad Arabs” die sich mit der Sterotypisierung von Menschen aus Nordafrika und dem Nahen Osten in US Filmen auseinandersetzt. Der Macher, Jack Shaheen, ein US Amerikaner mit libanesischen Wurzeln und Professor Emeritus hat dafür 900 Filme daraufhin untersucht, wie Araber darin dargestellt wurden. Er fand 12 positive Darstellungen, 50 die er als neutral einstuft und alle anderen waren negativ (Offenlegung: Ich habe die Doku noch nicht gesehen und ich kenne die angewandten Methoden nicht). Sie werden dort in einer langen Tradition von Orientalismus als blutrünstig, irrational, ohne Respekt für menschliches Leben dargestellt. Hier besonders erwähnenswert ist aber, wie sie oft auch als religiös fanatisch definiert werden. Es werden ganz klar ethnische Kategorien (die an und für sich meist problematisch sind) mit religiösen vermischt und überlagert (dabei ist die überwältigende Mehrheit der Muslime dieser Welt nicht arabisch).

Bevor mir nun vorgeworfen wird, ich würde ein Strohmann Argument aufbauen: Es gibt genügend Beispiele nicht zuletzt in dem Diskussionsthread von meinem vorletzten Post, wo genau das gemacht wird. Ich kann mit Leichtigkeit viele Beispiele finden wo es gemacht wird. Es gibt genug einschlägige Seiten, die von diesem Rassismus triefen und mein Post von letzter Woche kritisiert dieses Phänomen und die Befürchtung einer wachsenden gesellschaftlichen Akzeptanz davon.

Aber ich habe euch einen Clip versprochen. Jemand hat sich inspiriert von der Arbeit von Shaheen einen neun Minuten langen Zusammenschnitt mit solchen Stereotypen Arabern gemacht (zur Warnung: manche Szenen sind ziemlich blutig).

Ganz egal ob nun tatsächlich 840 der 900 Filme solche Stereotypen beinhalteten, oder nur die Hälfte oder ein Drittel davon. Solche Karikaturen sind gefährlich und dehumanisierend. Eigentlich müsste man meinen, das solche nahezu hetzerischen Darstellungen in unseren angeblich so toleranten und aufgeklärten Demokratien nur von den extremistischen Rändern her kommen würden. Anscheinend doch nicht. Bitte anschnallen für “Planet of the Arabs”

Kommentare (35)

  1. #1 ali
    April 14, 2013

    Nur so als Warnung an die üblichen Verdächtigen: Ich werde nach Lust und Laune löschen, wenn ich der Meinung bin, dass jemand diese Plattform zur Entsorgung von propagandistischem Müll missbraucht. Ohne Erklärung oder Rechtfertigung. Dasselbe gilt für das darauf üblicherweise folgende “Zensur”-Gejammer.

  2. #2 rolak
    April 14, 2013

    Eine andere, in vielen Fällen unbeachtet bleibende Brachialzuordnung ist das Hardrock-Heavy-Metal = Böse Klischee, immer wieder gerne gewählt. Spaßig, diese just in einem clip wiederzufinden, der sich anschickt die ‘relentless vilification and dehumanization of Arabs and Muslims’ anzuprangern m(

  3. #3 zockerjoe
    April 14, 2013

    Wow, Hanna Schygulla, Michael Dudikoff und die Osborns, das ist wahrlich eine furchtbare Mischung.

  4. #4 Kriegsherr
    April 14, 2013

    Tja nun wenn man im arabischen Raum Eroberungskriegszüge durchführen will braucht man ein dazu passendes Feindbild.
    Mir ist nicht bekannt das die Muslime in Zentralafrika irgendwie als “böse” dargestellt werden.
    Nur immer dann wenn handfeste wirtschaftliche Interessen der “Machthaber” ersichtlich sind patroullieren plötzlich deutsche “Fregatten” wo sie laut GG gar nichts zu suchen haben m(
    Gehen wir mal die gebräuchlichsten Feindbilder durch:
    1. Kinderschänder (schon halbverbraucht -> Zensursula)
    2. Terrorist (noch aktuell)
    3. Islamist (wird mit 2. zusammengeführt)
    4. Linksextremer/Autonomer (sind unbequeme Spinner gegen die “Herrenrasse”)
    5. …
    usw. usv.
    Komisch nur das Neonazis in der Liste immer ganz hinten kommen und dann noch verklausuliert.
    Woran das wohl liegen mag ?
    Wenn man sich z.B. die Feindpropaganda der USA im zweiten Weltkrieg ansieht kommen parallelen auf.
    QED.

  5. #5 Petulant
    April 14, 2013

    Ohne etwas vertiefen zu wollen zwei Anmerkungen von meiner Seite:

    1.) Nachdem ich “Planet of the Arabs” überflogen habe, scheint mir keines der Ausschnitte aus der jüngeren Vergangenheit zu stammen.

    2.) Wir wären alle weiter, wenn die Bezeichnung “propagandistischer Müll” nicht lediglich für Aussagen, die mit dem eigenen Weltbild nicht konform sind, reservieren würden. Es ist ein Leichtes, anzunehmen, jegliche “islamophobe” Aussage kann per se keine Gültigkeit besitzen und muss zwangsläufig dem Rassismus entstammen, und dabei verkennen, dass die pauschale Ablehnung jeglicher dieser Position widersprechender Argumente sehr wohl ebenfalls als “propagandistischer Müll” bezeichnet werden kann. Daher – Fakten, Fakten, Fakten.

  6. #6 BreitSide
    April 14, 2013

    vvv

  7. #7 ali
    April 14, 2013

    @rolak

    Bei mir ist das nicht so anekommen. Eine stark rhythmische und verzerrte E-Gitarre hat etwas agressives (ich meine das überhaupt nicht wertend, ich spiele selbst Gitarre und höre auch solche Musik.). Wenn man eine Schiesserei mit Mozart unterlegt, dann erzeugt man einfach einen anderen Effekt (häufig wohl ironisch). Ich kann mir vorstellen, dass die Person, die den Clip gemacht hat, gar mit dem Musikstil sympathisiert.

    @Petulant

    1. Der Clip ist von 2006. Shaheens Untersuchung bezog sich auf Filme von 1896-2000. Er hat aber glaube ich später auch noch Dinge zum Thema publiziert.

    2. Der “propagandistische Müll” bezog sich auf die Kommentare im anderen Thread. Wenn du dort nachliest, wirst du sehen, dass ich durchaus bereit gewesen wäre zu diskutieren, es einigen aber sehr schwer fiel einen geraden Gedanken hinzukriegen. Wie regelmässige Leserinnen und Leser hier wissen, habe ich kein Problem mit anderen Meinungen und debattiere gerne. Das heisst aber nicht, dass ich jedem Clown hier eine Platform bieten muss. Man möchte ja ein gewisses Niveau halten.

    Ausserdem war ich deutlich in Bezug auf “Zensur” Gejammer. Also lass es bleiben.

  8. #8 ali
    April 14, 2013

    @Petulant

    Ich habe gerade deinen Kommentar nochmals gelesen und glaube ich habe den Ton falsch verstanden. Bitte ignoriere den letzten Satz in meiner Antwort.

    Sorry.

  9. #9 Petulant
    April 14, 2013

    @ ali

    Kein Problem. Ich muss auch eingestehen, dass ich dir mit meinem Kommentar vielleicht Unrecht getan habe. Ich gebe zu, dass ich mit deinem Umgang mit dem Thema nicht vertraut bin, es war vor allem dein Hinweis auf Löschung von unpassenden Komentaren, den ich vorschnell missverstanden habe. Daher auch Entschuldigung meinerseits.

  10. #10 Spoing
    April 14, 2013

    Naja, so etwas könnte man zu allem machen, zumal es sich hier hauptsächlich um Filme aus den 80gern handelt (Übriegens ist Marty Mc Fly vor ein paar Tagen angekommen) Wann wird denn zum Beispiel mal ein deutscher, der explizit als deutscher dargestellt wird in Hollywood positiv bewertet? Oder noch schlimmer, gibt es einen Großkonzern der nicht böse ist? Filme leben von Klischees so etwas sollte man nicht überbewerten. (Im Gegensatz zu den Produktionen aus der Türkei etc. ernten die Amerikanischen Filme immerhin Kritik wenn der Müll zu schlimm wird)

    Sehr geil finde ich vor diesem Hintergrund die Rambo Filme. Der Name hat es sogar in den normalen Sprachgebrauch geschafft und steht sinnbildlich für amerikanisches Gehabe obwohl die Filme sogar Tiefgang besitzen.
    Nur zur Erinnerung in Rambo 1 stirbt nur eine Person und das durch einen Unfall. Die Bösen sind die konservativen Amis und das Militär und in Rambo 3 ist das arabische Volk auch lediglich ein Opfer der bösen Kommunisten.

    Viel kritischer als das Gut/Böse Schema im Film würde ich allerdings die Tatsache sehen das sämtliche Moslems aus “Arabien” stammen müssen.

  11. #11 ali
    April 14, 2013

    @Petulant

    Kein Problem auch meinerseits. Es kann schnell gehen im Netz.

    @Spoing

    Zuerst einmal möchte nochmals klarstellen; der Clip ist nicht von Shaheen sondern nur von seiner Doku inspiriert. Wenn seine Zahlen stimmen, sitzt das Problem tiefer als nur simple Filmklischees (die Frage die mich methodisch besonders interessieren würde ist, wie er die 900 Filme ausgewählt hat).

    Und klar gibt es jede Menge Klischees in Hollywood Streifen. Aber wenn man spezifische ethnische Gruppen systematisch (oder einfach nur oft) so darstellt, dann gibt es ein Problem. Wir hatte hier im Blog einmal eine längere Diskussion über das Problem des Antisemitismus im arabischen Raum. Als Beispiele wurden eben auch Filme und Karikaturen verlinkt. Niemand hat dort gemeint “Filme leben von Klischees so etwas sollte man nicht überbewerten.” Und zu recht finde ich.

    Ich habe mir übrigens überlegt ob es eine andere Gruppe gibt, die so von Hollywood nur als Klischee dargestellt wird und ich dachte auch an die Deutschen. Vermutlich gibt es mehr neutrale Darstellungen aber ein grosser Prozentsatz wird der Nazi-Charakter sein.

  12. #12 rolak
    April 14, 2013

    nicht so angekommen

    Och das fällt mir typischerweise auch immer recht spät auf, kommt zumeist an allen Detektoren vorbei, doch hier fand ich es ziemlich drastisch. Und bei weitem nicht auf Schießereien beschränkt – doch vielleicht bin ich ja auch etwas empfindlich.
    btw – eine Schießerei hat ihren eigenen Klang, verdient wenn etwas Ordentliches zur Untermalung 😉

  13. #13 ali
    April 14, 2013

    @rolak

    Nur so aus Interesse: Mit was hättest du den Remix untermalt?

    Und ich habe übrigens dank einer schönen Unterlegung von “Once upon a time in the West” mit “My Body is a Cage” vor Jahren Arcade Fire entdeckt.

  14. #14 ali
    April 14, 2013

    @Spoing

    Nachtrag: Frauen sind vermutlich die grösste Gruppe die in der Klischeemaschine Hollywood unter die Räder kommen, dicht gefolgt von Männern. Aber dieses Fass machen wir hier vielleicht nicht auch noch auf.

  15. #15 rolak
    April 14, 2013

    was hättest du

    Ja wie, konstruktive Kritik? Du stellst vielleicht Ansprüche…

    In diesem Fall mit gar nichts (Zusätzlichem), da es doch um die Darstellung im filmischen Kontext ging, also auch darum, welches (um mal wie in der Oper zu sprechen) Thema welcher Akteur bekommt.

    /Arcade Fire/ Der mashup paßt doch, auch wenn mir seit House’s Empfehlung in 7.15 die Variante vom Erzengel besser gefällt.

  16. #16 carl
    April 14, 2013

    Naja, in praktisch allen aktuellen TV-Serien wird dieses Bild längst umgedreht. Z.B. bei “Luther” geht es soweit, das ein Weißer mit Sprengstoffweste rumläuft.

    Meta-Diskussion: du verteidigst hier dein virtuelles Territorium mit einer gewissen Verbissenheit. Das ist völlig normal.
    Wir sehen es im Nahost, immer die Frage: wem gehört das Land? Es kann immer nur einem gehören. Da werden ganz starke Emotionen freigesetzt.

    Man sollte aufhören so zu tun, als ob das nicht so wäre! Die Politik macht hier einen gewaltigen Fehler imo

    ..bin schon wieder weg..

  17. #17 Wilhelm Leonhard Schuster
    April 14, 2013

    Und wir finanzieren diese Fehler ,ob wir wollen oder nicht, durch unser leichtsinniges fahren auf Deutschen Autobahnen.

    Schön wäre ,wenn das Östliche Mittelmeer rund um Zypern
    dafür sorgte ,daß” unsere Politik “keine Fehler mehr zu machen brauchte und die Leute in den Wüsten Nordafrikas und Vorderasiens unter sich bleiben könnten.Dann gäbe es keine Streitereien mehr um Land und Leute.

    (Palästina als Sonderfall natürlich ausgenommen.)

  18. #18 HT
    April 14, 2013

    Ist das speziell ein Problem des Films mit dem Islam oder Arabern? Irgendwie findet man zu allem moeglichen Stereotypisierungen:

    Schwarze im US-Kino?
    Homosexuelle in Film und Fernsehen fallen oft durch uebertrieben klischeehafte Gestik und Sprache auf
    Sächsisch sprechende Leute in ernstzunehmenden Rollen?

    Ich verteidige damit nicht die negative Darstellung der Araber im Kino. Aber hat das Kino speziell mit damit ein Problem? Wie wird der Texaner im amerikanischen Kino stereotypisiert? Ich glaube auch da lassen sich viele unschmeichelhafte Beispiele finden. Das Kino hat eher ein allgemeines Problem mit Klischees.

  19. #19 Quax
    April 15, 2013

    @Wilhelm Leonhard Schuster “die Leute in den Wüsten Nordafrikas und Vorderasiens unter sich bleiben (und verhungern sollen) könnten”, oder wie?
    @Ali Film und Fernsehen und Propaganda, schwierige Sache, der obige Zusammenschnitt ist sehr einseitig, zeigt Karikuraturen, “Lawrence von Arabien” z.B. (der Araber als zänkische Deppen, die eines weißen Führers bedürfen, zeigt) u.v.a. kommt nicht vor.
    Zu Film, Propaganda und Klisches möchte ich auf Hans Schmid und seine Reihe über Filme des 3.R hinweisen: “https://www.heise.de/tp/artikel/32/32255/1.html”.
    Ich stimme Ihnen zu, denke aber das das Video einen Nebenschauplatz aufmacht.

  20. #20 HT
    April 15, 2013

    @spoing
    Gab es Araber in Rambo 3?

  21. #21 Wilhelm Leonhard Schuster
    April 15, 2013

    @ Ach Quax von verhungern lassen war keine Rede. Lediglich von zu großer Abhängigkeit hierzulande vom Morgenland.
    Das Morgenland hat jahrhundertelange Erfahrungen mit dem Handel zu Mittel und Ostasien und wird ,wenn wir denen kein Öl mehr abnehmen, gewißlich nicht verhungern.China, Indien ,Japan und Korea ct.. Alle brauchen Öl die Menge und streiten heute und längst schon um günstige Ölrohstoffquellen.

  22. #22 Sven Türpe
    April 15, 2013

    @HT

    Das Kino hat eher ein allgemeines Problem mit Klischees.

    Du denkst in die richtige Richtung, aber nicht weit genug: Das Kino hat kein Problem mit Klischees, sondern es benötigt sie. Ein Film muss in begrenzter Zeit mit begrenzter Bandbreite eine linearisierte Geschichte erzählen, mit der die Zuschauer etwas anfangen können. Erzählen heißt dabei nicht langatmig erklären, sondern zeigen, so komprimiert wie möglich. Ein Film funktioniert, wenn er Dir Vorgänge und Zusammenhänge so vermittelt, dass sie Dir ohne langes Nachdenken und ohne Zurückspulen klar werden, aber nicht klarer, als der Spannungsbogen erfordert. Auf Korrektheit in Details, ob auf politische, kulturelle oder technische, kommt es dabei überhaupt nicht an, sondern im Gegenteil auf Robustheit gegen Übermittlungsfehler zwischen Film und Publikum. Klischees sind ein taugliches Mittel, den Zuschauern schnell und zuverlässig zu vermitteln, wer die Schurken und wer die Helden sind und um welches MaxGuffin sie sich balgen. Über Klischees beklagen könnten sich alle, die jemals filmisch dargestellt wurden: Schurken, Helden, Araber, Amerikaner, Polizisten, Verbrecher, Geheimagenten, Raumfahrer, Aliens, Schaffner, Postboten, Liebespaare, Hunde, Kinder, Omis, Radfahrer, Präsidenten, Soldaten, Cowboys, Pferde, Nerds, und so weiter und so fort.

  23. #23 gizmo
    leipzsch
    April 15, 2013

    @spoing #10

    “Nur zur Erinnerung in Rambo 1 stirbt nur eine Person und das durch einen Unfall. Die Bösen sind die konservativen Amis und das Militär und in Rambo 3 ist das arabische Volk auch lediglich ein Opfer der bösen Kommunisten.

    Viel kritischer als das Gut/Böse Schema im Film würde ich allerdings die Tatsache sehen das sämtliche Moslems aus “Arabien” stammen müssen.”

    wie du schon richtig schreibst, ist es viel schlimmer, anzunehmen, dass alle moslems araber sind.
    nur rambo 3 spielt in afghanistan. dort gibts kein arabisches volk 😉
    außer die, die durch die amis eingeschleust worden

  24. #24 Andreas
    April 15, 2013

    Na ja,
    was wäre mit der amerikanischen Filmindustrie wenn es keine Nazis gegeben hätte?
    Etwa 80% aller Actionfilme müssten sich neue Bösewichte suchen.

    Wurde eigentlich auch diese Szene berücksichtigt?

  25. #25 ali
    April 15, 2013

    Mich stört es ein wenig, das Problem mit einem “so ist Hollywood halt” und “Klischees kommen in allen Filmen vor” zur Seite zu wischen. Erstens, stören mich die anderen Klischees genau so, nur weil es sich nicht nur auf Araber beschränkt, rechtfertigt das ethnische Stereotypen nicht. Zweitens, hat es eben Auswirkungen auf die Wahrnehmung einer Gruppe von Menschen und deren Leben. Ich habe weiter oben schon geschrieben, dass bei Anti-Semitischen Klischees kaum jemand mit “so ist das iranische Staatsfernsehen halt, sie karikieren ja auch Reiche und Jugendliche)”.

    Ich habe darum kurz versucht Zahlen zu Übergriffen zu finden. Das einzige was ich so auf die Schnelle gesehen haben sind die Statistiken zu “Hate-Crimes” in den USA vom FBI. Anti-Muslimische Vorfälle sind in der Kategorie “Religion” die zweithäufigsten. Überrascht und geschockt hat mich das Ausmass der Dominanz von anti-jüdischen Vorfällen (85%). Die Anzahl der Vorfälle die statistisch erfasst wurden scheint mir relativ klein (1828 total, 181 davon gegen Muslime) und es war mir nicht auf Anhieb klar, was die genauen Kriterien sind ob und von wem die Vorfälle gemeldet werden (man findet Infos dazu aber ich bin zu wenig vertraut mit der Zusammenarbeit des FBIs mit lokalen Behörden um diese einschätzen zu können.)

    Die Übergriffe gegen Muslime (es gibt keine Kategorie “Araber”) scheinen relativ stabil zu sein, aber dass sie in 2001 auf 481gesprungen sind, zeigt auch dass eben latentes Hasspotential durchaus vorhanden ist (ebenfalls bemerkenswert: Sogar in 2001 waren anti-jüdische Übergriffe immer noch doppelt so hoch!).

    In Anbetracht dessen, dass solche Vorurteile sich offensichtlich regelmässig in physische Gewalt gegen Menschen und Sachen entlädt, ist ein “so sind sie halt die Hollywoodstreifen” ein Argument, dass wohl aus dem Komfort des Nicht-Betroffen-seins, wesentlich einfacher zu machen ist.

    Und all dies ist auf der Basis des Zusammenschnitts schon ein Problem finde ich. Sollten Shaheen’s Zahlen als auch nur halbwegs repräsentativ erweisen, sprechen wir von einer sehr systematischen Misrepräsentation.

    @Wilhelm Leonhard Schuster

    Könntest du versuchen etwas zum Thema beizutragen, wenn du schon kommentieren musst?

    Genau auf solches Zeugs bezog ich mich in meinem Eröffnungskommentar. Egal was das Thema ist, man versucht nicht einmal darauf einzugehen, sondern lässt sich von einem Stichwort (z.B. “Islam”) triggern um irgendwelche Klischees aus dem eigenen ideologischen Sumpf zu kolportieren. Sollte jemand wirklich darüber diskutieren wollen und klarere Aussagen verlangen kommt dann bald das nächste. Das haben wir im letzten Thread schon gesehen.

  26. #26 HT
    April 15, 2013

    @Ali
    “Mich stört es ein wenig, das Problem mit einem “so ist Hollywood halt” und “Klischees kommen in allen Filmen vor” zur Seite zu wischen.”

    Ich habe weiter oben glaube ich klar gemacht, dass ich das Problem nicht beiseite wische, sondern nur in einen grösseren Kontext packte. Schwarz die immer wieder in den Rollen der Sprücheklopfer und Kleinkriminellen zu finden sind oder Homosexuelle die durch Gestik und Sprache auffallen finde ich genau so abwegig wie das Klischee vom dummen und radikalen Araber.

    Jetzt wo du die Dominanz der anti-jüdischen Vorfälle ansprichst: in den US-Comedies findet man immer wieder Juden in der Rolle von Witzfiguren (Howard aus TBBT z.B.). Irre ich mich, oder werden Juden in US-Shows stärker durch den Kakao gezogen als Leute mit anderen Religionen aufgrund Ihrer Religionen (und könnte das zur anti-jüdischen Haltung beitragen)?

    Und nein, auch das soll keine Rechtfertigung für die Darstellung der Araber in den Medien sein.

  27. #27 ali
    April 15, 2013

    @HT

    Ich habe weiter oben glaube ich klar gemacht, dass ich das Problem nicht beiseite wische, sondern nur in einen grösseren Kontext packte.

    War auch nicht unbedingt direkt an dich gerichtet, es gab ja mehr als einen Kommentar in diese Richtung. War eine relativ allgemeine Replik meinerseits.

    Jetzt wo du die Dominanz der anti-jüdischen Vorfälle ansprichst: in den US-Comedies findet man immer wieder Juden in der Rolle von Witzfiguren (Howard aus TBBT z.B.). Irre ich mich, oder werden Juden in US-Shows stärker durch den Kakao gezogen als Leute mit anderen Religionen aufgrund Ihrer Religionen (und könnte das zur anti-jüdischen Haltung beitragen)?

    Mein Eindruck ist, dass viele Comedy Klischees mit einem unverkrampfteren Selbstverständnis vieler (meist säkularer Juden) zu tun hat. Es gibt so viele Witze, die zum Beispiel Jon Stewart macht, die in Europa undenkbar wären (und wie ich finde aus durchaus nachvollziehbaren Gründen). Aber es wäre interessant zu sehen wie regelmässig solche Klischees in Film und Fernsehen tatsächlich gepflegt werden. Ich nehme mal an, bei der Anti-Defamation league findet man irgendwelche (sicherlich mit Vorsicht zu geniessende) Studien dazu mit Anhaltspunkten.

    Es wäre interessant zu sehen, wer diese Anti-Jüdischen Übergriffe genau verübt. Ich kann mir vorstellen, dass für den grössten Teil White Supremacists verantwortlich sind. Und ich bezweifle, dass die stark durch TBBT, Woody Allen oder der Daily Show geprägt sind. Aber ich habe absolut keine Zahlen dazu, das ist reine Intuition.

  28. #28 Markus Selter
    April 15, 2013

    Zitat: ” (und könnte das zur anti-jüdischen Haltung beitragen)”

    Allein bei der Frage dreht sich mir der Magen um. Tipp: Fragen Sie doch einmal andere Antisemiten, die werden Ihnen das sicherlich bestätigen.

    An allem sind die Juden Schuld. Hier der Beleg:

  29. #29 Wilhelm Leonhard Schuster
    April 15, 2013

    @Ali Zum Thema : Wer einen vermeintlichen oder tatsächlichen Gegner hat ,versucht den zu” verbösigen”.
    Dies ist allgemein betrachtet die Regel .
    Und daß blanke Macht sehr oft vor Recht geht, ist ein uraltes Sprichwort .
    Die Deutschen haben in diesen Dingen reiche Erfahrungen sammeln können.

    Im Zeitalter des heraufdämmernden Internet wird sich selbiges zwar ein klein wenig ändern .

    Aber Öl ist Macht und Amerika versucht SEINE Macht mit Klauen und Zähnen zu verteidigen.

    Jede Großmacht der Geschichte hat versucht auf Dauer zu bestehen.

    Und “Wehe den Besiegten” ist ein uralt geflügeltes Wort.

    Ich weiß all dieses ,was ich anführe sind Binsenwahrheiten und Gemeinplätze.

    Deshalb aber regen mich die Hollywoodschen (einseitigen oder nicht einseitigen)Lästereien auch nicht auf.

    Hollywood ist übrigens überall ,das wissen Sie doch auch.

    Es ist durchaus begrüssenswert, daß Sie in einer Wunde rühren.

    Übrigens den Film “Lawrence von Arabien ” fand ich gar nicht so übel -sein Persönliches Schicksal ,nämlich daß er später mit dem Löffel balbiert worden ist und seine Versprechungen nicht eingehalten worden sind, steht auf einem anderen Blatt.(Aber es war halt Krieg und im Krieg und ….. ist alles erlaubt. Achtung das ist nicht von mir sondern … cetera!) Ich bedaure unwahre Darstellungen
    allerorten aufs Tiefste. Und achte Leute die versuchen dagegen anzugehen. Auch wenn dies ein Ali versucht!

  30. #30 Ludger
    April 15, 2013

    Man schätzt die Dinge immer /meistens/sehr oft nach seinem eigenen Standpunkt und seinen Erfahrungen ein. Die meisten Mitteleuropäer sind keine Araber und deswegen machen uns Selbstmordattentäter mehr Angst/ Abscheu als zivile Opfer bei Drohnenangriffen auf Talibanführer im Jemen. Dabei fällt mir ein Beispiel aus unser eigenen Geschichte ein: Die Mauer der Möhnetalsperre wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen britischen Bombenangriff, geleitet durch Wing Commander Guy Gibson, in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 zerstört (Operation Chastise/Züchtigung). ( https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6hnekatastrophe#Zerst.C3.B6rung_im_Zweiten_Weltkrieg ). Meine Schwiegermutter hat die Katastrophe erlebt und berichtete mit Abscheu von der frevelhaften Tat. Von den ca. 1500 Toten waren 1200 Kriegsgefangene aus einem Kriegsgefangenenlager im Möhnetal in der Nähe der Mauer. In unser Zeit hätte man die Einrichtung eines Kriegsgefangenlagers als höchste Form der Barbarei mit dem Begriff “menschliche Schutzschilde” belegt, so hat man zum Beispiel bei Slobodan Milošević formuliert (schon bei einem einzelnen amerikanischen Piloten in der Nähe einer kriegswichtigen Brücke). – Bei einem Urlaub in Südengland konnte ich in dem kleinen Städtchen Rochester (Kent) in einem Schaufenster einen Gedenkteller aus bemaltem Porzellan mit den britischen Helden des o.a. Angriffs und einem Bild der zerstörten Staumauer sehen. Was ist die Möhnekatastrophe nun: eine mutig-entschlossene technisch-militärische Meisterleistung zur Störung der Rüstungsindustrie, eine Schande für die Deutschen wegen der “menschlichen Schutzschilde” oder eine Ersäufung von Zivilisten durch das perfide Albion? Ich wünsche mir eine Anwendung und Beachtung des Kriegsvölkerrechts für alle von allen inklusive Ahndung von Verstößen. Ich wünsche mir weiter die Beachtung der Erkenntnisse der Aufklärung, zum Beispiel bei der Trennung von Kirche und Staat und der Beachtung der Menschenrechte. Anhand der Kriterien kann man sich dann ein eigenes Urteil bilden.

  31. #31 Wilhelm Leonhard Schuster
    April 15, 2013

    @Markus Selter ,die Katja Ebstein hat eine wunderschöne ausdrucksvolle Stimme und ich wünschte mir ,daß sie
    die Aussagen des Herrn Benjamin Freedmann in deutscher Sprache bearbeitet.(Allerdings mit der Auflage, daß Ihr dann, wirklich bewegendes und ergreifendes, wundervolles, schicksalhaftes Lied, nicht sofort, sondern erst in ca 30 bis 50 Jahren veröffentlicht werden darf.
    Aber all dieses, nach IHREM ,der Katja,Gusto!

  32. #32 BreitSide
    April 15, 2013

    @Ludger: “Was ist die Möhnekatastrophe nun: eine mutig-entschlossene technisch-militärische Meisterleistung zur Störung der Rüstungsindustrie, eine Schande für die Deutschen wegen der “menschlichen Schutzschilde” oder eine Ersäufung von Zivilisten durch das perfide Albion?”

    Ich denke von jedem etwas.

    Dies Sicht der Briten ist (für mich) klar versteh- bzw. nachvollziehbar. Laut Wiki war wohl tatsächlich eine größere Schädigung der Kriegsindustrie geplant, was aber wohl nicht gelang, weshalb der Angriff auch nicht wiederholt wurde.

    Ob die Nazis das Kriegsgefangenenlager absichtlich dorthin gesetzt hatten? Das glaube ich nicht. Aber nur aus dem Grund, weil sie eh nicht dachten, dass die Briten die Talsperre hätten sprengen können.

    Dass die Briten Zivilopfer nicht nur in Kauf nahmen, sondern sie absichtlich verursachten, ist mE keine Frage. Dass die Deutschen da die Vorreiter waren, natürlich erst recht nicht.

  33. #33 Ludger
    April 16, 2013

    Nachtrag:
    Es waren russische Kriegsgefangene. Ob das in den Gedanken der beteiligten Kriegsteilnehmer eine Rolle gespielt hat, weiß ich nicht.

  34. #34 Sigmund
    April 17, 2013

    Ich möchte in der Tendenz HT (#18) zustimmen. Hollywood arbeit meistes mit Klischees, allerdings sind sie nicht statisch, sonderm dem Zeitgeist/politischer Opportunität geschuldet.
    Ind den 70ern wars der brutal folternde Viet-Cong, damit konnte man den Vietnam-Krieg wenigstens “moralisch” gewinnen, so als “Sieger der Herzen”.
    Immer gut kam und kommt der Russe/Kommunist (is eh’ dasselbe), und jetzt ist es der Araber/Islamist/Terrorist (ist wie gesagt eh’ dasselbe).

    (Wobei ich nicht verstehe, warum “True Lies” im video auftaucht, schliesslich ist es docherkennbar eine Parodie?)

  35. #35 para
    April 18, 2013

    @Sigmund

    So wie es mir scheint (ja, subjektiver Eindruck) bemängelt Shaheen nicht Klischee-Charaktere wie den “arabischen” Terroristen, der ein Klischee repräsentiert wie der Kommunist/Nazi/Konzernchef etc.- also Einzelrollen, sondern wie das “arabische” Volk dargestellt wird, inklusive Nebendarsteller, Komparsen sowie die “Lebewelt”. Anders gesagt, auch während des kalten Krieges waren in Filmen nicht alle Sowjets gleich Kommunisten und es wurden keine offensichtlichen Unterschiede in der Erscheinung der Städte und deren Einwohner der Ostblockländer gezogen.
    Sobald es aber Richtung Vorderasien geht, Leben die Leute urplötzlich in Lehmhütten und agieren als Mob sobald ein Ungläubiger in das Dorf betritt.