Mein Position bezüglich Quellenangaben ist relativ klar. Ich halte es für unethisch Texte im Blog, für den man mit dem eigenen Namen als Autorin/Autor steht, zu übernehmen und die Quelle nicht anzugeben. Selbst wenn man sich nicht an in der Wissenschaft üblichen Regeln halten möchte, müsste in meinen Augen zumindest ein Link gesetzt werden. Wenn ich ein Blog lese, gehe ich davon aus, dass die Person deren Foto rechts steht, auch die Verfasserin respektive der Verfasser der Zeilen ist und falls nicht, dieses für mich klar erkenntlich ist. Ich würde die wohl rhetorisch gemeinte Frage “[s]eit wann bin ich verpflichtet, explizit eine Quelle in einem Blog anzugeben” von Helga Kleisny mit einem “seit es Regeln zur Quellangabe gibt” beantworten.
Nun mag es vielleicht einige Leserinnen und Leser überraschen, dass ich hier einer Bloggerkollegin öffentlich “in den Rücken falle.” Ich tue dies sehr ungern. Der Dialog wurde zuerst durchaus intern gesucht. Leider kam er nicht zustande. Ich weiss, dass ich nicht der einzige bin, der sich an der geschilderten Praxis stört und sie für inakzeptabel hält (ich bin mir sicher der eine oder andere wird sich hier in den Kommentaren zu Wort melden). Da so nur die beiden Möglichkeiten bestehen, die Kröte zu schlucken oder eine öffentliche Diskussion zu führen, habe ich mich etwas widerwillig für zweites entschieden. Einerseits will ich nicht warten, bis jemand anders darauf hinweist (vielleicht sogar auf klarere Plagiate) und wir uns dann rechtfertigen müssen, dies gewusst zu haben. Anderseits und fast noch wichtiger geht es auch darum, was ihr, liebe Leserinnen und Leser, erwarten dürft, wenn ihr scienceblogs.de in der Adressleiste eures Browser eingibt. Und darum möchte ich hier einen Dialog mit euch darüber starten. Bestimmt gibt es auch Leserinnen und Leser von Flug und Zeit, die auch hier ab und zu reinschauen.
Was ich also hier gerne zur Diskussion stellen sind unter anderem folgende Fragen:
- Gelten für Blogs eurer Meinung nach andere Regeln was die Quellenangabe betrifft, als bei journalistischen Texten (und da wiederum als bei wissenschaftlichen)? Falls ja welche?
- Ist es in Ordnung in einem Blogpost ganze oder leicht bearbeitet Pressemeldungen zu übernehmen ohne dies explizit zu Kennzeichnen oder zu verlinken? Falls ja, wie weit muss eine solche Pressemitteilung bearbeitet sein, bis eine Übernahme ohne Quellenangabe erfolgen kann?
- Im vierten Beispiel oben (Flugzeugabsturz in Russland), wurde der Text genügend bearbeitet respektive handelt es sich bei den vorwiegend technischen Daten um einen so generischen Textbaustein, dass er a) nicht als Plagiat zu gelten hat und b) kein Quellennachweis mehr benötigt wird?
- Gesetzt Bloggerinnen und Blogger sind völlig frei von redaktionellen Eingriffen (was bei uns zum Glück der Fall ist): Handelt es sich um einen solchen, wenn in den obigen vier Beispielen als Minimum das Setzen eine Links verlangt wird? Gibt es da einen Unterschied zwischen den zur Veröffentlichung bestimmten Pressemitteilungen und dem vierten Text?
Wie erwähnt für mich sind die fehlenden Quellenangaben eine Verletzung grundsätzlicher Blog-Ethik (und sind auf Wissenschaftsblogs besonders schwerwiegend). Nun habe ich in den Diskussionen auch gemerkt, dass diese Sicht stark von meinen Erfahrungen mit akademischer Arbeit geprägt ist. So wie ich bei den Copy-Paste Politikerinnen und Politiker darauf beharrt habe, dass dies nicht nach dem Massstab vom Volksgefühl betreffend Hausaufgaben beurteilt werden darf, bin ich hier bereit, mich davon überzeugen zu lassen, dass es beim Bloggen vielleicht der Umgang mit Quellenangaben lockerer sein darf (wohlgemerkt: sein darf nicht unbedingt ist). Bin ich vielleicht zu empfindlich? Versuche ich eigene, zu hohe Massstäbe anderen aufzuzwingen oder wurden grundsätzliche Regeln der Zunft verletzt?
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