Die Kehrseite der Medaille ist, dass es extrem schwierig ist, solche Praktiken zu ändern. Organisationen können von innen nur langsam und sehr schwer reformiert werden. Eine gutes Beispiel dafür ist die New Yorker Notenbank. Trotz eines klaren und ausführlichen Berichts, der dessen Rolle in der Finanzkrise von 2008 analysiert und akzeptierten Empfehlungen, scheint sich kaum etwas bewegt zu haben, wie eine faszinierende Folge von This American Life auf der Basis von verdeckten Gesprächsaufzeichnungen gut darlegt.

Das ist auch ein problematischer Aspekt von so mancher Bürokratie im Allgemeinen und der UN im Speziellen. Ich hatte vor kurzem in der Diskussion mit einem Freund (und IB Kollegen) krampfhaft nach einem Beispiel gesucht, wo eine solche Organisationskultur erfolgreich geändert wurde. Uns fiel trotz aller Anstrengung kein gutes Beispiel aus den Internationalen Beziehungen ein (vielleicht finden wir in den Kommentaren eines).2 Dies Trägheit ist eine “Wahrheit” die man beim Beobachten des Weltgeschehens leicht vergisst: Die Brüche, Krieg und Krisen machen die Schlagzeilen und hinterlassen den Eindruck einer unregulierten Wildnis. Beständigkeit und Kontinuität sind aber eigentlich viel typischer für die Internationalen Beziehungen, sie machen nur weniger Aufsehen. Nicht zuletzt darum ist Genf immer noch auf der Weltkarte der internationalen Diplomatie.

1Ich weiss, dass die meisten Trainingsprogramme einen Ruhetag pro Woche vorsehen. Ich habe einmal versucht entsprechende wissenschaftliche Literatur zu finden, blieb aber erfolglos. Wenn jemand also brauchbare Studien zu den Vor- und Nachteilen von Ruhetagen, wäre ich sehr interessiert an entsprechenden Links.
2 Ein Beispiel aus der Privatwirtschaft wäre die Kulturänderung die angeblich in dieser Barilla-Fabrik stattgefunden hat und über die der Planet Money Podcast hier berichtet. Die Geschichte ist hörenswert aber es bleibt zuerst einmal eine schöne Geschichte. Ich frage mich was die Lektionen wären und inwiefern diese auf andere Situationen übertragbar sind.

Weitere Einträge aus der Serie:

Folge 0 (Astrodicticum): Moose, Flechten und die große Sauerstoffkatastrophe
Folge 0 (zoon politikon): Ein Savoyardischer Angriff auf Genf und nationale Identitäten
Folge 1 (Astrodicticum): Der Saaletal Wintercrosslauf und die vielen Besonderheiten des Wassers

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Kommentare (2)

  1. #1 Florian Freistetter
    Februar 17, 2015

    Ich hab kein Problem mit Kälte; ich hab kein Problem mit Hitze; ich hab kein Problem damit, bergauf zu laufen. Aber Gegenwind ist so richtig nervig!!

    Übrigens: Gibts das Bier immer noch zu kaufen? Das wäre was für meine “Bier, das vage mit irgendwelchen astronomischen Phänomene zu tun hat”-Sammlung (und Wetter ist ja am Ende auch nur Planetologie 😉 )

  2. #2 rolak
    Februar 17, 2015

    harntäckig

    ..klingt ebenfalls ziemlich eingefroren 😉

    Interessante Information – den See kenne ich bisher nur im Sommer (sowohl sehr sporadisch als auch sehr lokal), und aufgrund der Spontaneität des hier beschriebenen Bise-Einflusses wird es wohl sehr großer Zufall sein, wenn ich seine Schöpfungen mal live sehen sollte.