Morgen startet Roland Emmerichs Katastrophenfilm “2012”. Deswegen hat auch die NASA nochmal eine Pressemitteilung zum Thema herausgegeben.
Das jedenfalls berichten seit gestern diverse Medien – der Spiegel zum Beispiel unter dem Titel “NASA bekämpft Weltuntergangsphantasien”.
Das ist ja prinzipiell ne gute Sache: den Weltuntergangsunsinn kann man nicht oft genug widerlegen. Aber dann sollte man auch darauf achten, dabei nicht allzu großen Blödsinn zu schreiben…
Erstmal “kämpft” die NASA nicht erst seit gestern gegen den 2012-Unsinn. Eine Agenturmeldung der AFP von gestern mag zwar den Anschein erwecken, als würde es sich hier um ein aktuelles Ereignis handeln – die entsprechende Seite der NASA stammt aber schon vom 11. Juni 2009 (bei NZZ-Online hat man das löblicherweise erkannt).
Sorry – hier hab ich mich, so wie die NZZ geirrt und mich vom amerikanischen Datumsformat verwirren lassen. Es handelt sich um den 6. November und nicht den 11. Juni.
Aber das ist eigentlich nebensächlich. Viel nerviger finde ich folgenden Satz aus der Meldung:
“Zwar treibe ein Zwergplanet namens Eris durchs All, doch er werde sich der Erde nicht auf weniger als 6,4 Milliarden Kilometer nähern.”
Der wurde auch brav überall abgeschrieben: im Spiegel, im Standard, in der Kronen Zeitung, der Frankfurter Rundschau, beim ORF und vermutlich noch in jeder Menge anderer Medien.
Und prinzipiell ist diese Aussage auch nicht falsch – aber eben grob irreführend. Ein Zwergplanet, der durchs All treibt! Und sich dabei der Erde nähert! Das klingt ja schon irgendwie gefährlich, auch wenn die NASA sagt, das nichts passieren kann…
Hier muss man einige Sachen klarstellen:
- Planeten und Zwergplaneten “treiben” nicht durchs All. Mit diesem Wort assoziert man eher eine unkontrollierte, zufällige Bewegung – so wie eben ein Stück Holz auf dem Wasser treibt. Himmelskörper befolgen bei ihrer Bewegung um die Sonne die Keplerschen Gesetze und ihre Bahnen lassen sich bestimmen und berechnen.
- Am Zwergplaneten Eris ist nichts prinzipiell besonderes. Es handelt sich dabei um ein größeres Objekt im weit entfernten Kuiper-Asteroidengürtel. Dort befinden sich noch Milliarden weitere Asteroiden und Eris ist einfach nur der bisher größte, den wir dort gefunden haben.
- Eris spielt in der 2012-Szene deswegen so eine große Rolle, weil er nach seiner Entdeckung von den Medien oft als “Planet X” bezeichnet wurde. Danach wurde dieser wissenschaftliche Begriff mit dem esoterischen verwechselt.
- Die Bahn von Eris hat ein Perihel – also ihren sonnennächsten Punkt – von knapp 38 astronomischen Einheiten. Damit kann er der Erde tatsächlich etwa 6 Milliarden Kilometer nahe kommen. Aber das ist nicht weiter erwähnenswert – damit ist Eris immer noch weiter entfernt von der Erde als sämtliche andere Planeten im Sonnensystem.
Der Satz über Eris ist also wirklich nicht sonderlich gut gelungen. Und natürlich hat die NASA auch nichts dergleichen geschrieben. Auf ihrer Homepage heisst es
Eris is real, but it is a dwarf planet similar to Pluto that will remain in the outer solar system; the closest it can come to Earth is about 4 billion miles.
Also etwa:
Eris ist ein Zwergplanet, ähnlich dem Pluto der nie das äußere Sonnensystem verlassen wird; die größte Annäherung and die Erde beträgt etwa 6.4 Milliarden Kilometer.
Es muss also niemand befürchten, dass der im All “herumtreibende” Zwergplanet vielleicht doch irgendwann mal auf die Erde trifft…
P.S. Aber immerhin hat der Standard meine 2012-FAQ verlinkt 😉
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