Das Politiker manchmal wenig Ahnung haben, ist nicht neu. Ganz besonders fällt das aber in Österreich auf und zwar, wenn man sich die Wissenschaftspolitik ansieht. Über die österreichischen Wissenschaftsministerinnen und -minister hab ich mich hier ja schon oft aufgeregt. Ob das ihr Hang zur Astrologie ist, ob sie sich über zuviele Studenten beschweren, ob sie völlig dumme Ideen haben, Wissenschaftspreise an Esoteriker verleihen oder ob sie die Forschung gleich komplett tot sparen wollen: die Liste der Unfähigkeiten ist lang. Und das waren nur die Wissenschaftsminister der Bundesregierung! Jede Partei hat ja auch noch eigene Wissenschaftssprecher (Schnell! Wer kann sie alle nennen, ohne bei Google nachzusehen? Ich musste sogar schon heftig überlegen bis mir der Name der aktuellen Wissenschaftsministerin eingefallen ist…) und auch ansonstens müsste es eigentlich viele Politiker geben, die sich mit Wissenschaft beschäftigen. Ja, müsste…
In seinem Blog (und im Online-Standard ) schreibt Klaus Taschwer über genau das Problem der mangelnden Wissenschaft in der Politik:
“Mir ist jedenfalls kein Politiker außer den jeweiligen Ministerinnen und Wissenschaftssprechern in Erinnerung, die in letzter Zeit durch die geringste Wissenschaftsaffinität aufgefallen wäre.
Aber wer weiß: Vielleicht ist das böse Gerücht ja auch falsch, dass beim Vortrag von Cern-Chef Rolf Heuer vor ein paar Monaten im Parlament genau 0,0 Abgeordnete anwesend waren. Außerdem könnte an dem Tag auch ein Fußballmatch oder eine Veranstaltung bei den Salzburger Festspiele stattgefunden haben, die natürlich weit bessere Fotogelegenheiten hergeben. Weil was gibt es Besseres als demonstrierte Sport- oder Kulturaffinität. Aber sich öffentlich für Wissenschaft zu interessieren – bitte nicht! Man könnte ja glatt als Intellektueller dastehen!”
Und wenn man sich ansieht, welche Parteien in Österreich Wahlen gewinnen (die grausliche FPÖ will nun übrigens auch nach Deutschland expandieren) dann scheint es wirklich so zu sein, als würde man umso mehr Stimmen gewinnen, je dümmer man sich gibt.
Aber (und eigentlich sollten Politiker das auch wissen) Wissenschaft ist natürlich von großer Bedeutung für die Entwicklung eines Landes. Wer die Wissenschaft ständig vernachlässigt, der verliert irgendwann den Anschluss an den Rest der Welt. Leider geht es hier halt um Prozesse die i.A. länger dauern als die typische Wahlperiode – und daher ist das den Politikern meistens wurscht. Taschwer schlägt aber trotzdem vor zu versuchen, den Politikern einen kleinen Anreiz zu bieten, sich mehr mit Wissenschaft zu beschäftigen:
“Um das Interesse der österreichischen Politiker an Wissenschaft doch ein klein wenig zu heben, habe ich mir (…) eine bescheidene Gegenmaßnahme ausgedacht: einen Preis für wissenschaftlich besonders bemühte Politiker. Weil wenn schon alljährlich der österreichische Wissenschafter des Jahres und alle zwei Jahre von den jeweiligen Ministerien Staatspreisträger für Wissenschafts- und Bildungsjournalismus ausgelobt werden, könnte man ja auch einmal den Spieß umdrehen und den am meisten an Forschung interessierten Politiker des Landes eine Auszeichnung verleihen.”
Nette Idee! Blöd nur, dass mir so spontan jetzt nicht wirklich ein österreichischer Politiker einfällt, den man hier nominieren könnte… (zumindest wenn man nur die aktuellen heranzieht). Habt ihr Ideen? Ich vermute ja stark, dass sich das Engagement für die Wissenschaft eher auf regionaler Ebene finden lassen wird als in der “großen” Politik.
P.S. Und zur Not kann man immer noch einen Negativpreis für den wissenschaftsfeindlichsten Politiker einführen…
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