Beim “Forum Wissenschaftskommunikation” in Mannheim gehts spannend weiter. Carsten Könnecker,Chefredakteur bei Spektrum der Wissenschafthat einen Vortrag zum Thema “Twitter, Foren, Blogs: Chancen und Grenzen neuer Medien” gehalten. Ok – langsam könnte man mal aufhören das Zeug als “neu” zu bezeichnen; Blogs et al. gibts ja nun auch schon einige Zeit – aber das Thema an sich war interessant. Könnecker hat 10 Ausblicke präsentiert die zeigen sollen wie sich seiner Meinung nach die Wissenschaft durch das Internet verändern wird und 10 Einblicke vorgestellt wie man Blogs, Twitter und Facebook als Wissenschaftler am besten nutzen sollte.

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Gibts im Internet nur dumme Bilder von Katzen oder ist es auch noch für was anderes gut?

Der erste Teil des Vortrags trug den Titel “Wie das Internet die Wissenschaft verändert”. Könnecker erklärte, dass früher “Selbstdarsteller” in der Wissenschaft eher verpönt waren; dass Engagement bei der Wissenschaftskommunikation eher als Hemmschuh für die Karriere wirkte und das es sowieso schwierig war, in die Medien (damals eben Zeitungen, Radio und Fernsehen) zu kommen. Heute dagegen gibt es dank dem Internet quasi überhaupt keine Barrieren mehr; die zunehmende “Exzellenzisierung” (egal ob man sie gut findet oder nicht) der Wissenschaft fördert den Drang nach Selbstdarstellung von Wissenschaftlern und Institutionen und wer sich entsprechend engagiert, der tut seiner Karriere damit – wenn auch immer noch nicht wirklich was Gutes – zumindest nichts Schlechtes.

Das führt direkt zu Könneckers ersten Ausblick: Die Entwicklung des Internets zwingt die Wissenschaftler quasi dazu, mit der Wissenschaftskommunikation ernst zu machen. Es gibt nun keine Ausrede mehr, hier nichts zu tun und die Gesellschaft hat ein Recht darauf zu wissen, was mit Steuergeldern alles geforscht wird.

Das führt laut Ausblick #2 dazu, dass die Kommunikation als genuiner Teil der Wissenschaft anerkannt werden muss; dass sie – so wie die Forschung selbst – als wichtiger Teil des Berufsbilds “Wissenschaftler” gesehen wird. Und das sollte sich dann wieder bei der Ausbildung, der Verteilung von Fördermittel und Berufungen bemerkbar machen. Wie wichtig dieser Punkt meiner Meinung nach ist habe ich ja hier schon öfter mitgeteilt. Solange man den Wert einer wissenschaftlichen Karriere weiterhin nur nach der Anzahl der Publikationen und der eingeworbenen Drittmittel beurteilt werden sich nur Idealisten mit Öffentlichkeitsarbeit beschäftigen…

Aber – meint Könnecker in Ausblick #3 – mittelfristig wird jeder Wissenschaftler mit “populären” Zielgruppen kommunizieren müssen. Wie das passiert ist – Ausblick #4 – allerdings eine Frage des Typs. Der eine wird bloggen; die andere verstärkt populärwissenschaftliche Vorträge halten oder sich bei Kinderunis o.Ä. engagieren.

Eine wichtige Erkenntnis auf diesem Weg ist Ausblick #5: Kommunikation ist Handwerk und kann erlernt werden. Auch wenn es natürlich immer Talente gibt die das besonders gut können kann doch jeder die Grundlagen erfolgreicher Wissenschaftskommunikation lernen.

Aber, so Könnecker in Ausblick #6, das passiert nicht. Die meisten Wissenschaftskommunikatoren sind Autodidakten; in der akademischen Ausbildung spielt dieses Thema höchstens vereinzelt eine Rolle. Hier besteht Nachholbedarf und es muss sich viel ändern.

In Ausblick #7 macht Könnecker sich Gedanken, was denn dann eigentlich passiert, wenn die Wissenschaftler auf einmal selbst massiv Wissenschaftskommunikation betreiben. Dieses “erhöhte Verkehrsaufkommen” wird dazu führen, dass sich auch der Wissenschaftsjournalismus verändern muss. Und zwar (Ausblick #8) weg von der Rolle des Übersetzers von Fachsprache zu Alltagsprache. Das wird immer mehr an Bedeutung verlieren da die Wissenschaftlers das dann selbst erledigen.

Ausblick #9 zeigt dann die “neuen” Wissenschaftsjournalisten die ihr Profil geschärft haben und deutlich gemacht haben, worin der Mehrwert des Wissenschaftsjournalismus im Vergleich zur Wissenschaftskommunikation liegt: zum Beispiel ist der Journalist idealerweise unabhängig und kann objektiv berichten – im Gegensatz zum Wissenschaftler der zwangsweise immer subjetiv über seine Forschung spricht.

Und schließlich werden sich (Ausblick #10) auch die Aufgaben der PR- und Öffentlichkeitsarbeiter an wissenschaftlichen Einrichtungen ändern. Sie werden nicht mehr kommunikativ zwischen Wissenschaftlern und Medien vermitteln sondern eher die Wissenschaftler als eine Art Kommunikationsberater unterstützen.

Zusammenfassend soll also das Internet dazu führen, dass sich die Wissenschaftler verstärkt selbst an die Öffentlichkeit wenden – und das die Wissenschaftsjournalisten eine neue Rolle als kritische Instanz der Wissenschaftskommunikation einnehmen. Naja – ich bin mal gespannt, ob das wirklich alles so kommt wie Könneckers Ausblicke das andeuten…

Was auf jeden Fall dazu nötig ist: Wissenschaftler, die sich selbst und aktiv mit den “neuen” Medien beschäftigen. Davon handelt der zweite Teil von Könneckers Vortrag: “Wissenschaft in Blogs & Co DOs und DON’Ts”.

Man ist also nun Wissenschaftlerin und will die Öffentlichkeit per Blog über die eigene Arbeit informieren. Man ist Wissenschaftler und will endlich auch mal bei diesem neumodischen Twitter-Dings mitmachen. Worauf soll man dabei achten?

Punkt 1 auf Könneckers Liste: Wo soll man überhaupt agieren, um die größte Wirkung zu erzielen? Die Antwort: dort, wie die größte Zielgruppe sitzt. Man sollte sich vorrangig den wissenschafts-affinen Leuten widmen und “das Essen dort servieren wo hungrige Leute sitzen und keine 5-Sterne Menüs in der Wüste servieren”. Ok – das klingt eher trivial. Und in letzter Konsequenz wird man sich irgendwann mal auch damit beschäftigen müssen, wie man die Leute erreicht, die bisher völlig fern jeglicher Wissenschaft leben. Aber, ok für den Anfang ist das wohl wirklich ein guter Tipp.

Punkt 2 beschäfigt sich mit der Frage die ich mir auch schonmal gestellt habe: Wozu ist Twitter eigentlich gut? Könneckers Antwort: Es ist ein “Empfehlungsmedium” und dient zum Aufspüren von Neuigkeiten bzw. zum Aufbau eines Netzwerks. Gut, wer Twitter noch nie benutzt hat ist nun wahrscheinlich auch nicht wesentlich schlauer. Mein Tipp: Twitter versteht man erst dann richtig, wenn man sich auch darauf eingelassen hat und es intensiv benutzt. Also: einfach loslegen!

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Twitter ist nicht unumstritten…

Und wie, lautet Frage 3, nutzt man nun Twitter für die eigene Wissenskommunikation? Man soll damit anfangen, erstmal eigene Links und Fundstücke zu twittern meint Könnecker. Dazu Meinungen anbieten und vor allem aktuell sein. Dann kommen auch schnell die Follower. Ich wiederhole dazu nur nochmal das was ich oben schon gesagt habe: einfach loslegen mit Twitter und rumprobieren – dann findet man bald die Art und Weise wie es einem am besten nutzt bzw. Spaß macht.

Ein Blog, meint Punkt 4, spielt eine ganz andere Rolle. Hier kann man Diskussionen vertiefen, die Artikel werden auch von Google gefunden und sind nachhaltig. Man kann Inhalte schaffen und gut mit Kollegen bzw. interessierten Laien diskutieren. Ok, das ist relativ trivial; interessanter ist da schon Frage 5: Wie soll man eigentlich bloggen?
Könneckers Antwort: nicht als “Wissenschaftler” sondern als “Mensch”. Ein erfolgreicher Blog ist immer mit einer konkreten Person verbunden und “auf eine gesunde Art subjektiv”. Man soll ruhig persönlich werden und “bisweilen flachsen” und vor allem: auf Kommentare reagieren und “keinen Frontalunterricht machen” (das alles sollten übrigens auch Blogs von Institutionen berücksichtigen). Ja, hier kann ich Könnecker nur absolut zustimmen. Natürlich gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber wie ein wissenschaftlicher Blog geführt werden soll. Aber ich persönlich bin der Ansicht, dass gerade das “menschliche” die Stärke des Blogs ist. Fachlich-distanzierte Artikel über Wissenschaft kann man in jeder Zeitschrift lesen. Aber die Wissenschaftler als Menschen erlebt man i.A. nicht so direkt. Hier kann ein persönlicher Blog mit “gesunder Subjektivität” äußerst erfolgreich sein.

Könncker spricht dann auch noch Facebook an (Punkt 6). Das dient seiner Meinung nach eher als Adressbuch und zur Pflege eines vorhandenen Netzwerks anstatt zum Aufbau eines neuen (da ist Twitter besser). Und wie – Frage 7 – macht man nun auf sein Blog am besten aufmerksam? Hier scheint Twitter besser zu funktionieren als Facebook. Das kann ich persönlich jedenfalls auch bestätigen – aber ich denke, auch das ist individuell verschieden.

Egal ob Twitter oder Blog: man muss auf jeden Fall erstmal Reichweite aufbauen. Und das – Punkt 8 – verlangt nachhaltiges agieren und quasi einen Neuanfang. Auch wenn man schon Professor ist oder andere Titel hat: das nutzt einem erstmal nicht viel. Als Blogger muss man sich der Leserschaft neu beweisen.

Und das ist, sagt Könnecker in Punkt 9, tatsächlich auch Arbeit! Und eine Frage der Präsenz und Frequenz. Er bringt dann auch zwei Richtwerte: man sollte einen Tweet pro Tag und einen Blogartikel pro Woche verfassen. Meine Meinung dazu: es kommt nicht so sehr auf die Zahl an, als auf das Intervall. Es gibt auch tolle Blogs, die nur 2 Artikel pro Monat veröffentlichen. Aber ich weiß, dass diese zwei Artikel sicher kommen und vermisse daher in der Zwischenzeit nichts. Aber wenn ein Blogger erstmal jede Woche 5 Beiträge schreibt und dann anscheinend die Lust verliert und ein paar Monate gar nichts; dann vielleicht doch mal wieder was; dann wieder lange nichts – usw. – dann fliegt so ein Blog bei mir ganz schnell aus der Leseliste….

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Ein Blog macht Arbeit – vor allem manche Kommentatoren…

Sind nun, lautet die abschliessende Frage, die sozialen Medien “Superwaffen” in Sachen Kommunikation? Nein, meint Könnecker. Die klassischen Massenmedien haben immer noch eine viel größere Reichweite. Und das ist sicher richtig: ein Artikel in der BILD-Zeitung erreicht viel mehr Menschen als irgendwas in einem Wissenschaftsblog. Aber unter den richtigen Umständen in der richtigen Nische kann ein Blog manchmal doch sehr viel erreichen. Könnecker meint: “Ein von der richtigen Person getwitterter Buctipp kann mehr Weihnachtseinkäufe generieren als eine positive Besprechung in der FAZ”. Hmm – ich bin da eher skeptisch. Aber trotzdem war der Vortrag recht interessant.

Und ich habe nun auch eine Frage an meine Leserinnen und Leser – von denen ich weiß, dass viele Wissenschaftler dabei sind: Warum bloggt ihr nicht? Ist euch das zuviel Aufwand? Oder meint ihr, ihr hättet nicht das Talent zum Schreiben? Macht ihr auf andere Art Wissenschaftskommunikation (Vorträge, Führungen, …)? Habt ihr euch schonmal Gedanken darüber gemacht ob euch Blogs, Twitter, usw bei eurer wissenschaftlichen Arbeit/Karriere nutzen (oder schaden?) können? Und an diejenigen die ein Blog haben: wie seid ihr dazu gekommen? Hat es euch was gebracht?

Und schließlich an alle: Ist es wünschenswert, wenn so viele Wissenschaftler wie möglich die Wissenschaftskommunikation – via Blog, Twitter oder was auch immer – selbst in die Hand nehmen und über ihre Forschung berichten? In der Diskussion nach dem Vortrag gab es nämlich durchaus Stimmen die meinten, das wäre nicht so toll. Ich jedenfalls bin anderer Meinung: je mehr Wissenschaftler sich direkt an die Öffentlichkeit wenden desto besser! Was sagt ihr?


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Kommentare (18)

  1. #1 Sören
    29. November 2010

    Schöne Zusammenfassung hast Du da geschrieben. Zu Twitter und Facebook vielleicht ein kleiner Zusatz: man kann darüber auch die sehr interessierten Leser über Fortschritte für neue Artikel informieren, sei es nun, dass eine gewünschte Studie nicht so schnell kommt oder das Material plötzlich viel umfangreicher geworden ist als man vorher gedacht hätte und deshalb noch etwss mehr Zeit nötig ist. Und aus der Sicht eines Studenten: ich habe mir letztlich einfach Gebiete gesucht, die ich beobachte. So kann ich mir über die Zeit Wissen aneignen und muss für Blogartikel nicht immer wieder von vorne beginnen mit der Recherche.

  2. #2 cydonia
    29. November 2010

    Erst mal zu Ausblick 5 und 6: Vollste Zustimmung! Und da besteht aus meiner Sicht kurzfristig der größte Handlungsbedarf.
    Ich bin ja nun kein echter Wissenschaftler im klassischen Sinne, versuche aber möglichst viel von meinen Erkenntnissen und Beobachtungen an eine interessierte Öffentlichkeit weiterzugeben. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass man die Wissenschaftskommunikation selbst in die Hand nimmt. Auf wen soll man denn warten?
    Bloggen wäre aber nicht mein Ding. Ich fürchte, deine Nerven habe ich nicht, Florian, und auch nicht den Fleiß, jeden Tag was Neues reinzustellen, was aber, und dem stimme ich zu, nötig ist. Ich bevorzuge klassische Medien(Bücher), mit Hilfe derer ich kommuniziere, da bin ich gnadenlos altmodisch. Und gute, möglichst mitreißende Vorträge, die ich so oft halte, wie es mir möglich ist, auch in kleinerem Rahmen, auch für wenig Leute, und vor allem auch für Kinder.
    Nächstes Jahr bin ich dann endlich soweit “Philosophieren für Kinder” anzubieten, in denen die großen Fragen, die viele Kinder haben, möglichst mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden einer Beantwortung zugeführt werden.
    Ich denke, alle sollten das in ihrem Rahmen mögliche tun. Einen Königsweg kann es nicht geben, aber Kommunikation muss man lernen und immer weiter perfektionieren, sonst geht erfahrungsgemäß gar nichts. Da liegt nämlich aus meiner Sicht einer der größten Hasen im Pfeffer, weil gute Wissenschaftler oft glauben, ihre Kompetenz würde ausreichen, und dann lassen sie sich von einem dahergelaufenen charismatischen Eso vorführen. Das darf nicht passieren.
    Und ehe ichs vergesse: Danke für den ausführlichen Bericht!

  3. #3 Sebastian
    29. November 2010

    Hallo Florian, (TLR)
    der Artikel ist echt gut aber Ich denke der gute Herr Könnecker geht am eigentlichen Thema vorbei, er kann nicht wirklich einen Blog mit einer Zeitung vergleichen.
    Und Ich glaube, auch wenn du skeptisch bist, das eine Buchempfehlung auf Twitter für mich eher relevant ist als in einer Buchbesprechung einer Zeitung(TM).
    Aus einem einfachen Grund, der Bindung an den Schreiber. Durch Kontinuität in seinen Aussagen (Beiträgen) weiß ich diese Person einzuschätzen und weiß ob das Buch etwas für mich wäre oder nicht. Also eher das Twitterbuch.
    Der gleiche Effekt bei der Zeitung was nutzt einem Wissenschaftler wenn er einen Artikel in der Bild schreiben darf, wenn niemand, ausser dem Fachpublikum, seinen Namen anderen Artikel oder Werken zuordnen kann.
    Und Reichweite, und effektive Leser ist zweierlei.
    Also lieber viele tolle Artikel in einem Blog mit wenigen Lesern, aber man hat eine treue Leserschaft die immer stärker wird (oder werden kann).

    Doch nicht jedem Wissenschaftler wird es gelingen seine Arbeit gut öffentlich zu verkaufen. So denke Ich sind viele Leser dieses Blogs, erst durch den CRE mit dir auf dieses Blog aufmerksam geworden (so geht’s mir) und durch deine Empfehlungen wieder auf andere. Man braucht also auch Verbindungen in andere Richtungen und zu anderen “Networks” um dort Leuten zu zeigen “Hey hier sind Lolcats… ach und ein bisschen Wissenschaft auch aber die beißt nicht”. Wenn Ich an meine ehemaligen Professoren an der TU Wien denke kann ich mir kaum vorstellen das sie bereit sind Wissen und Wissenschaft so aufzubereiten das es jeder verstehen kann.
    Ganz nach dem Motto “Ist es zu schwer bist du zu blöd” (so in einer Vorlesung gehört).
    Bevor also ein Wandel in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit in eine nähe Zukunft rückt muss hier noch ein Wandel in der Lehre geschehen und dann kann Ich es glauben.

    Doch dazu müssen sicher noch einige Generationen sterben.
    Korrigier mich bitte wenn ich da falsch liege.

  4. #4 Sören
    29. November 2010

    @ cydonia

    Zitat: “Da liegt nämlich aus meiner Sicht einer der größten Hasen im Pfeffer, weil gute Wissenschaftler oft glauben, ihre Kompetenz würde ausreichen(…)”

    Aber auch eine große Chance für angehende Wissenschaftler, da sie sich recht unabhängig von Hierarchien mit wissenschaftlichen Themen beschäftigen und auch publizieren können. Durch das Feedback “alter Hasen” und interessierter Leser können sie dann ihren Stil verbessern oder auch neue Themen entdecken…

  5. #5 vera
    29. November 2010

    Ist ja beinahe wie bei Journalistens 🙂

  6. #6 Lichtecho
    29. November 2010

    Hm, irgendwie kapier ich das nicht so richtig. Worin besteht denn nun die Besonderheit eines bloggenden Wissenschaftlers? Wenn Bloggen der PR des Wissenschaftlers dienen soll (“Selbstdarstellung”), dann müsste er ja streng genommen nur über die Dinge bloggen, in denen er auch federführend ist, also echter Spezialist, um sozusagen seine Besonderheit rauszustellen. So einen bloggenden Wissenschaftler kenne ich nicht (es sei denn er will unbedingt ins Fernsehen, also wenn er ein anderes persönliches Ziel verfolgt, als noch mehr Forschung zu betreiben (“Wissenschaftler” vom Typ Harald Lesch)).

    Sobald der Forscher über Wissenschaft im allgemeinen oder sogar persönliche Ansichten bloggt, dann ist er einfach Wissenschaftskommunikator oder Mensch mit Privatmeinung. Warum muss er dazu Wissenschaftler sein? “Wissenschaftler sind doch keine Götter. Wir sind Fachidioten.”, sagt Carl Djerassi.

    Ich denke daher, dass es nicht interessant ist, wenn möglichst viele Wissenschaftler bloggen. Entweder bekommen wir dann jede Menge Spezialblogs mit uninteressanter Fachidiotie oder die Wissenschaftler bloggen über Dinge, für die ein Studium zwar nützlich, aber nicht zwingend ist – dann sind es eben Blogger, die zufälligerweise in der Forschung tätig sind.

    Kurz: Ich kapier einfach nicht, warum ein Wissenschaftler bloggen sollte.

  7. #7 Henning Schlottmann
    29. November 2010

    Ganz einfach, aber sehr wichtig kann es sein, Grafiken und Fotos unter der Lizenz CC-by-sa freizugeben, damit sie von der Wikipedia genutzt werden können. Wikipedianer greifen Wissenschaftsthemen viel lieber, viel schneller und viel besser auf, wenn sie Illustrationen direkt übernehmen können.

  8. #8 Florian Freistetter
    29. November 2010

    @Lichtecho: “Kurz: Ich kapier einfach nicht, warum ein Wissenschaftler bloggen sollte. “

    Du hast schon recht: wenn nur über die eigene Forschung gebloggt wird, dann ist das meistens nicht abendfüllend 😉 Ich hab ja im Prinzip auch über meine gesamte eigene Forschung gebloggt – aber da bleibt noch viel Platz übrig. Vielleicht sollte man im Blog eines Wissenschaftlers nicht die Information über die eigene Forschung als Hauptsache sehen – sondern eher den Tagebuch-Charakter. Also das man “live” dabei sein kann, wenn ein Wissenschaftler eben nicht nur über seine eigene Arbeit schreibt sondern auch über alles andere was ihn so umtreibt… Das ist meiner Meinung nach das Themenfeld wo bloggende Wissenschaftler am ehesten positive Arbeit leisten können.

  9. #9 NK
    30. November 2010

    Ich blogge und Twittere über meine momentane Arbeit, die allerdings im Wesentlichen aus Programmierzeugs besteht. In Zukunft plane ich aber, das Thema, zu dem ich programmiere mal auszuformulieren. Eigentlich wollte ich’s in Wikipedia zu setzen, aber ins Blog wäre eigentlich auch gut. Hatte ich bisher gar nicht bedacht – danke!

    Es sollten auf jeden Fall so viel wie möglich Wissenschaftler in Erwägung ziehen, über ihr Zeug zu bloggen*. Ein umgangssprachlicher, lockerer, klar formulierter Artikel* hat einen enormen Wert – nicht nur für Laien oder Amateure – auch für bspw. Studenten ist so ein Artikel oft wertvoller als die verklausulierte, an echter Lehre nicht wirklich interessierte Schriftsprache, mit denen Wissenschaft sonst so vollgestopft ist.

    *oder Video, oder Podcast, oder meinetwegen auch eine stinknormale Html-Seite oder was auch immer.

  10. #10 Kleiner Bär
    30. November 2010

    Ich find’s schon klasse, wenn Wissenschaftler bloggen. Wo sonst bekommt man als Fachfremder locker Einblick in Wissensgebiete, die einem auf anderem Weg nur schwer zugänglich wären? Durch die Diskussionen im Kommentarbereich kommt sogar noch eine zusätzliche, interessante Dimension hinzu.

    Für Forscher allerdings könnten sich Blogs, Twitter und Co. auch nur einfach als weitere arbeitsintensive Aufgabe entpuppen, ohne dass mehr dabei rum kommt. Erst bloggen ein paar Wenige, dann wird es zum Trend – hat ja viele Vorzüge 😉 – und irgendwann geht es kaum noch ohne, wenn man überhaupt wahrgenommen werden will. Wie soll das in der Praxis funktionieren, wenn schon jetzt Erfolg vorwiegend an der Anzahl von Fachpublikationen und Zitierungen gemessen wird? Entweder bleibt die eigentliche Forschung auf der Strecke, oder die Lehre, oder das Erfolgsmaß passt sich irgendwann an. Das mag ja á la longue durchaus passieren … aber bis dahin?

  11. #11 Lichtecho
    30. November 2010

    @Florian: “Vielleicht sollte man im Blog eines Wissenschaftlers nicht die Information über die eigene Forschung als Hauptsache sehen”

    Darin liegt für mich halt der Widerspruch. Ich glaube, wenn ein Forscher nicht gerade auf der Polarstern unterwegs ist oder oben auf der ISS ist sein Tagebuch nicht viel interessanter als meins 😉 Um also einen lesenswerten Blog zu produzieren, muss der Forscher eben auch über Dinge schreiben, die nichts mit seiner Forschung zu tun haben und dann ist es eben Wissenschaftskommunikation. Das ist ja völlig okay, kann er ja machen, nur ist er in diesem Moment kein Forscher mehr sondern Kommunikator, Redakteur, Journalist, whatever (Blogger halt).

    Im Fernsehen gibt es vielleicht eine handvoll seriöse und bekannte Wissenschaftskommunikatoren. Diese geringe Zahl ergibt sich aus den wenigen Sendeplätzen. Aber nur weil das Internet diese Sendeplatzbarriere nicht kennt, wird es trotzdem nicht viel mehr relevante Kommunikatoren geben. Der Zugang ist zwar leichter, aber die Aufnahmefähigkeit des Publikums ist ja gleichermaßen begrenzt. Wir haben dann eben zwei Kanäle (SciLogs und scienceblogs) so wie früher ARD und ZDF und da gibt es dann halt beliebtere und weniger beliebte Wissenschafts”sendungen”.
    Ich finde das alles gut, sonst würde ich ja nicht so fleißig hier lesen. Ich sehe einfach nur kein Erfolgsmodell für die Wissenschaftspopularisierung, wenn nun jeder Studierte (wie man bei uns sagt) anfängt zu bloggen. Das ist nicht realistisch.

  12. #12 Bernd
    30. November 2010

    Twittern ist die Kunst sich alles in möglichst kleinen Bröckchen durch den Kopf gehen zu lassen.

  13. #13 Bullet
    30. November 2010

    interessanter ist da schon Frage 5: Wie soll man eigentlich bloggen?
    Könneckers Antwort: nicht als “Wissenschaftler” sondern als “Mensch”. Ein erfolgreicher Blog ist immer mit einer konkreten Person verbunden und “auf eine gesunde Art subjektiv”. Man soll ruhig persönlich werden und “bisweilen flachsen” und vor allem: auf Kommentare reagieren und “keinen Frontalunterricht machen”

    Hm. Nach Könnecker machst du also eigentlich alles richtig, was man so richtig machen kann. Warum gibt es dann immer wieder Kommentatoren, die deine “mangelnde Sachlichkeit” beklagen?^^
    Nönö – mach weiter. Ich empfehle dich schon, wo ich kann.

  14. #14 Lichtecho
    30. November 2010

    @Bullet: Dank der Katzenbilder ist Florian sogar besser, als es Carsten Koennecker empfiehlt!

  15. #15 Bullet
    30. November 2010

    Guter Punkt! 🙂

  16. #16 Oliver Debus
    30. November 2010

    Ich finde es gut, wenn Wissenschaftler bloggen. Sie sollten das nicht über ihre Forschungsgebiete tun, sondern auch Fachübergreifend, bzw. durchaus auch zu gesellschaftlichen Themen ihre Meinung äußern. Leider ist es ja heute so, dass das Internet als Informationsquelle und Meinungsmaschine besonders von Hobby- und Pseudoforscher benutzt wird, die dann auch recht seltsame Dinge ungestört veröffentlichen, was dann von Lesern als seriös angesehen wird.
    Daher sollten ruhig mehr Wissenschaftler bloggen.
    Allerdings sollte darüber nicht vergessen werden, dass es auch Menschen gibt (Generation 60+), die das Internet nicht nutzen, also die konvetionellen Medien nicht vergessen.

    Für mich ist der Blog von Florian immer eine Bereicherung und auch eine Ideenquelle. Von ihm angesprochene Themen oder Ereignisse regen mich zu Vorträgen oder Kurse an, bzw. werden von mir auch in meinen Astronomie WUs in den Schulen eingebaut. Seinen Blog und den einiger anderer, vor allem von scienceblogs und Kosmologs gebe ich immer gerne als empfehlenswert weiter, vor allem auch an Schüler.

  17. #17 JanG
    3. Dezember 2010

    Ich bin Physiker und seit längerem in der Endlagerforschung tätig und muss immer wieder feststellen, dass vor allem in den Medien (mein Lieblingsblatt ist hier die taz) ausgemachter Unsinn steht. Vor kurzem habe ich daher angefangen, einiges dazu in einem Blog zu beschreiben. Und seit ja das ganze Thema Laufzeitverlängerung und Gorleben-Moratorium-Ende wieder in der Diskussion ist, gibt es da auch immer wieder was zu berichten.

    Leider schaffe ich aufgrund meiner familiären Situation nicht ganz so viel wie ich gerne wollte und so komme ich lediglich auf einen Artikel pro Monat. Hier frage ich mich immer wie Du, Florian, das schaffst. Ein solcher Output ist ja schier unglaublich.

    Auch den Tip mit der “Menschlichkeit” ist gut, den werde ich auf jeden Fall beherzigen. Ich hoffe ich kann noch n bissl was dazulernen und dadurch meinen Blog auch immer weiter ausbauen.

  18. #18 Florian Freistetter
    3. Dezember 2010

    @JanG: “Leider schaffe ich aufgrund meiner familiären Situation nicht ganz so viel wie ich gerne wollte und so komme ich lediglich auf einen Artikel pro Monat”

    Ein guter Artikel pro Monat ist doch auch schon was!

    “Hier frage ich mich immer wie Du, Florian, das schaffst. Ein solcher Output ist ja schier unglaublich.”

    Tja – das liegt auch an der familiären Situation; nur anders. Du musst dir nen Job in ner anderen Stadt suchen und dann immer zwischen Familie und Job hin und her pendeln. Dann suchst du dir noch ne Wohnung am Arsch der Welt wo nix los ist und schaffst dir keinen Fernseher an – und schon hast du jede Menge Zeit für dein Blog… (Würd ich aber trotzdem nicht wirklich empfehlen…)

    Ansonsten: Super Blog – Super Idee – für das Thema kann man kompetente Informationen dringend brauchen!