Welchen Zweck hat das Universum? Eine große Frage – und eine, auf die es schwer ist eine definitive Antwort zu geben. Vor allem, weil man hier schnell mit der Religion in Konflikt kommt. Denn wenn man von der Existenz eines allmächtigen Gottes ausgeht, der den Menschen erschaffen hat, dann muss der auch für das Universum verantwortlich sein und der Zweck des Kosmos ist es, dass wir darin leben können. Aber ohne Gott? Ist es da auch so einfach, einen “Zweck” des Universums zu postulieren? Und ist das überhaupt nötig?
Die John Templeton Foundation hat Wissenschaftlern eine Reihe großer Fragen gestellt, darunter auch “Hat das Universum einen Zweck”. Die Antworten waren unterschiedlich. Sieben waren der Meinung, es hätte einen Zweck bzw. sollte einen Zweck haben, zwei waren der Meinung es gäbe keinen Zweck und zwei waren unentschieden. Gut, die Templeton-Foundation ist in Sachen Religion nicht unbedingt neutral, die Auswahl der zwölf Wissenschaftler ist daher sicher auch nicht repräsentativ. Die Antworten der Leute, die an einen Zweck des Universums glauben setzen immer die Existenz eines Gottes voraus. Und wenn jemand an Gott glaubt, dann hat das Universum selbstverständlich einen Zweck, da dann auch die Menschheit einen Zweck hat, zum Beispiel:
“to defeat and rise above our animal natures; to create goodness, beauty, and holiness where only physics and animal life once existed; to create what might be (if we succeed) the only tiny pinprick of goodness in the universe–which is otherwise (so far as we know) morally null and void.”
wie es der Computerwissenschaftler David Gelernter ausdrückt. Und der Astronom Owen Gingrich sagt
“Frankly, I am psychologically incapable of believing that the universe is meaningless.”
Die Antworten derjenigen, die von einem Zweck überzeugt sind, landen am Ende immer bei den Menschen. Der Zweck des Universums ist immer etwas, das uns Menschen betrifft.
Mir persönlich fällt es äußerst schwer, das gesamte gewaltige unvorstellbar große und unvorstellbar alte Universum mit seinen praktisch unendlichen vielen Sternen, Galaxien und Planeten nur auf uns Menschen zu reduzieren. Das erscheint mir vollkommen absurd. Wieso sollte Gott ein so komplexes Universum schaffe, in dem wir Menschen eine verschwindend geringe Rolle spielen? Wenn sich alles darum dreht, was wir Menschen machen, wozu muss Gott dann Galaxien erschaffen, die 10 Milliarden Lichtjahre weit weg sind? Wir Menschen brauchen kein so gewaltiges Universum!
Und es ist ein klein wenig vermessen wenn wir so tun, als würde sich das ganze Universum um uns drehen. Das erklärt niemand besser als Neil deGrasse Tyson. Seine Antwort gibt es auch als sehr sehenswertes Video von minutephysics:
Ein “Gott”, der den Zweck des Universums bestimmt hilft uns nicht weiter, weil “Gottes” Zweck immer nur ein Spiegel dessen ist, was wir Menschen uns angesichts des gewaltigen und oft erschreckend großen Universums ausgedacht haben, um unserer tatsächlichen Unwichtigkeit im großen Ganzen der Dinge etwas entgegenzusetzen. Ich halte es für wahrscheinlich, dass das Universum einfach entstanden ist. Es ist da, und wir leben darin. Die Sinnfrage zu stellen liegt in unserer Natur, ist hier aber nicht sinnvoll. Das Universum ist da, egal ob es uns gibt oder nicht. Das wir heute auf der Erde als dominante Säugetierspezies existieren und halbwegs intelligent geworden sind, ist Zufall. Das Universum wäre auch wunderbar ohne uns ausgekommen und hätte kein Problem damit gehabt, wenn wir vor ein paar zehntausend Jahre alle von einem Asteroideneinschlag ausgerottet worden wären. Das mag uns kränken. Aber es muss uns nicht daran hindern, einen Zweck für unsere Existenz zu finden. Wenn das Universum schon mal da ist und so lange wir noch nicht ausgestorben sind könnten wir doch probieren, es zu verstehen. Wenn das Universum schon so gewaltig groß und mit praktisch unendlich vielen Objekten angefüllt ist, dann könnten wir unsere Zeit nutzen, all diese fantastischen Möglichkeiten zu nutzen, etwas neues zu entdecken. Es gibt da draußen so viel zu sehen, so vieles das man schön finden kann, so vieles das einen in Erstaunen versetzen kann. Es gibt so viel, aus dem wir lernen können. Wir Menschen mögen nur ein völlig unbedeutender Teil des gesamten Universums sein. Aber wir sollten uns über diese Tatsache nicht mit dem Gedanken an einen “Gott” trösten, der uns größer macht als wir sind und das Universum kleiner. Wir sollten lieber die Gelegenheit nutzen und probieren, dieses gewaltige Universum zu verstehen. Ich habe keine Ahnung, was wir am Ende lernen werden. Aber ich bin überzeugt davon dass es faszinierender sein wird als alles, was jeder “Gott” uns sagen könnte.
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