Neben der Homöopathie gehört auch die Astrologie zu den Varianten des Aberglaubens, die die Gesellschaft am stärksten durchdrungen haben. Astrologie ist überall. Jeder Buchladen und jede Bücherei haben ganze Regale voll mit astrologischen Werken. Im Fernsehen und in Zeitungen gibt es Horoskope. Sogar eigentlich vernünftige Sender fallen auf die Astrologen rein (mehrmals). Und? Wen stört es?, kann man natürlich fragen. Wenn Leute an die Vorhersagekraft der Sterne glauben wollen, dann sollen sie. Aber so wie auch bei den angeblich “harmlosen” homöopathischen Mittelchen ist auch die Astrologie nicht so unbedenklich, wie es scheinen mag. Wenn jemand aus Spaß jeden Tag die Horoskope in der Zeitung liest, dann ist das natürlich kein Problem. Wer aber sein Leben komplett an der Astrologie ausrichtet und keine Entscheidung mehr ohne die vorherige Konsultation eines Astrologen treffen kann, der hat ein Problem. Und selbst wenn man nichts mit Astrologie am Hut hat, ist man betroffen. Personalchefs lassen sich von Astrologen beraten und wenn man Pech und das falsche Sternzeichen hat, dann kriegt man den Job nicht, um den man sich beworben hat. Banken lassen sich astrologisch beraten und ich will gar nicht wissen, wie viele Leute an der Börse heimlich an Astrologie glauben und wichtige Entscheidungen nach Horoskop treffen. Steuergelder werden ausgegeben, um Arbeitslose zu Astrologen auszubilden.
Aber der wichtigste Grund ist: Astrologie ist Unsinn. Und je mehr sich Irrationalität und Aberglaube in einer Gesellschaft durchsetzen, desto schlimmer. Entscheidungen – besonders die, die von “wichtigen” Personen getroffen werden – sollten anhand vernünftiger Kriterien und realer Informationen getroffen werden. Und nicht anhand der Position der Planeten oder mit einem Pendel oder nach dem, was die Tarot-Karten sagen. So etwas kann langfristig nur böse enden…
Ich habe schon einige Texte über Astrologie geschrieben und ausführlich erklärt, warum da nichts dran ist. Dabei würde es eigentlich reichen, einen einzigen Artikel zu lesen, um alles über die Astrologie zu verstehen, was es zu verstehen gibt. Diesen Artikel habe nicht ich geschrieben, sondern der Psychologe Bertram Forer und zwar schon im Jahr 1949. Er heißt “The Fallacy of Personal Validation: A Classroom Demonstration of Gullibility” und ich kann jedem nur empfehlen, ihn zu lesen. Der Artikel erschien im Journal of Abnormal Psychology und ist online zum Beispiel hier verfügbar (oder im ganz originalen Orginal hier als pdf von der Uni Arizona).
Schon der erste Absatz fasst das wesentliche zusammen:
“This paper is concerned with some of the methodological errors which can affect estimations of the validity of personality interpretations and measuring instruments. Of prime significance is the nature of the interpretations themselves. Personality evaluations can be, and oftenare, couched in such general terms that they are meaningless in terms of denotability in behavior. Or they may have “universal validity” and apply to everyone.”
Forer beschäftigte sich in dieser Arbeit also mit den Problemen der Charakterisierung von Menschen und persönlichen Merkmalen. Solche Charakterisierungen sind oft so allgemein gehalten, dass sie völlig inhaltsleer sind. Oder aber sie verwenden Eigenschaften, die jeder Mensch hat und deswegen ebenfalls keine Bedeutung für die Charakterisierung besitzen. Man kann so gut wie jedes psychologischen Verhalten unterschiedlich stark ausgeprägt in jedem Menschen finden. Das merken wir aber nicht, weil wir dazu neigen, uns selbst als einzigartig zu betrachten. Forer schreibt:
“Many, if not most, individuals are able to recognize the characteristics in themselves – when it is not to their disadvantage — while oblivious to their presence in others.”
In der Beschreibung von Charaktereigenschaften erkennen wir uns also immer leicht selbst wieder und gleichzeitig merken wir nicht, dass diese Eigenschaften vielleicht auch auf andere Menschen zutreffen können. Das führt auch zu Problemen, wenn man überprüfen will, ob irgendeine Charakterisierung korrekt ist oder nicht. Eine Überprüfung durch den Charakterisierten selbst ist nicht sinnvoll. Wegen der eben genannten Gründe wird die Testperson immer der Meinung sein, sie wäre gut charakterisiert worden:
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