Beteigeuze ist ein cooler Stern. Das fängt schon bei seinem Namen an. Der bedeutet übrigens “Hand der Riesin” und entstammt eigentlich einer falschen Transkription aus dem Arabischen. Es sollte yad al-ǧauzāʾ heißen, wurde aber bad al-ǧauzāʾ. Beteigeuze ist auch ein beliebter Science-Fiction-Stern. Er wird vom Planet der Affen umkreist. Ford Prefect und Zaphod Beeblebrox aus “Per Anhalter durch die Galaxis” stammen aus dem Beteigeuze-System. Phillip K. Dick, Stanislav Lem – Beteigeuze ist überall in der Science-Fiction. Aber es handelt sich ja auch im einen beeindruckenden Stern!
Es ist der neunthellste Stern am Nachthimmel. Und der zehntgrößte Stern, von allen die wir bis jetzt kennen! Beteigeuze ist knapp 1000 Mal größer als unsere Sonne! Und er ist auf Kollisionskurs. Allerdings nicht mit uns…
Beteigeuze ist wirklich groß. Sein Radius ist 1000 Mal größer als der der Sonne. Würde man den Stern in unser Sonnensystem stecken, dann würde er bis über die Bahn des Jupiter reichen! Beteigeuze ist auch 20 Mal schwerer als unsere Sonne. Und leuchtet hunderttausend Mal heller als die Sonne. Ein echter Riese also. Genau genommen sogar ein “Überriese”, in der offiziellen Klassifikation der Astronomen. Allerdings noch ziemlich jung. Unsere Sonne ist 4,5 Milliarden Jahre alt. Beteigeuze dagegen erst 10 Millionen Jahre. Aber recht viel älter wird der Stern nicht mehr werden. Denn je massereicher ein Stern ist, desto kürzer lebt er. In den Kernen massereicher Sterne ist es enorm heiß und deswegen verbrennen sie ihren Brennstoff schneller als die leichteren Sterne. Beteigeuze befindet sich schon am Ende seines Lebens und kann es Prinzip jederzeit im Zuge einer Supernova-Explosion beenden. “Jederzeit” ist aber in der Astronomie ein weit gefasster Begriff. Das kann tatsächlich schon morgen sein. Oder aber auch erst in ein paar zehntausend Jahren.
Dass Beteigeuze quasi schon in den letzten Zügen liegt, sieht man ihm auch an. Es läuft bei ihm nicht mehr so rund wie bei einem normalen Stern. Seine Größe und seine Helligkeiten schwanken. Seit 1993 ist der Stern um 15 Prozent geschrumpft. Und immer wieder gibt es Helligkeitsausbrüche, bei denen der Stern Teile seiner äußeren Atmosphäre ins All schleudert. Beteigeuze macht es nicht mehr lange und wenn der Stern Pech hat, dann kollidiert er in 12500 Jahren auch noch mit einer Wand aus Staub.
Das zeigen neue Aufnahmen des Weltraumteleskops Herschel. Das beobachtet den Himmel im Infrarotlicht und ist damit besonders gut geeignet, kleine Staubteilchen zu sehen. Die leuchten zwar nicht selbst, werden aber von der Strahlung der Sterne aufgeheizt und geben diese Wärme wieder ab. Und genau das infrarote “Leuchten” dieser abgegebenen Wärme kann Herschel sehen. So sieht es aus, wenn Herschel Beteigeuze fotografiert:
Der Stern selbst ist der helle Punkt in der Mitte des Bildes. Er ist von einer klumpigen Wolke aus Staub und Gas umgeben. Die entsteht, wenn einzelne sehr heiße Bereiche des Sterns Material ins All schleudern.
Weiter draußen sieht man einige bogenartige Strukturen. Sie bestehen aus Staub und Gas, die von Beteigeuze früher schon ins All geschleudert hat. Der Stern bewegt sich mit 30 Kilometern pro Sekunde durch das All und erzeugt dabei eine Art “Bugwelle”. Die gerade Linien ganz links im Bild hat vermutlich nichts mit Beteigeuze selbst zu tun. Es könnte sich um Material handeln, dass der Stern noch früher abgestoßen hat. Aber die neuen Analysen der Astronomen zeigen, dass es wahrscheinlicher ist, dass es sich hier um interstellares Gas und Staub handelt, dass einfach nur von Beteigeuze angeleuchtet wird. Wenn das tatsächlich so ist, dann wird Beteigeuze die Wand aus Staub in 12500 Jahren erreicht haben.
Was genau bei der Kollision passieren wird, ist schwer zu sagen. So eine interstellare Wolke aus Staub und Gas ist nicht sonderlich dicht. Der Stern wird dabei also sicher nicht kaputt gehen. Nicht direkt zumindest. Aber wenn er einen Teil des Materials dort einsammelt und damit noch massereicher wird, dann wird das seinen Abgang nur noch beschleunigen. Aber vielleicht explodiert er ja auch schon vorher. Wenn ihr also demnächst mal wieder draußen seid, dann schaut zum Himmel! Beteigeuze ist der rote Schulterstern im schönen Sternbild Orion. Er ist leicht zu finden – schaut ihn euch an! Wer weiß, wie lange es ihn noch gibt…
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