Ich habe Lust, mal etwas Neues auszuprobieren. Wenn man zu lange immer das selbe macht, dann neigt man ja besonders im Internet dazu, in seiner eigenen Filterblase stecken zu bleiben; sich immer nur mit den gleichen Dingen zu beschäftigen und immer nur zu beziehungsweise mit den gleichen Leuten zu sprechen. Um das zu ändern habe ich mir überlegt, was ich 1) bis jetzt noch nie gemacht habe und 2) ganz viele andere Leute machen. Die Antwort darauf: Den “Tatort” ansehen!

Bis vor wenigen Tagen hatte ich tatsächlich noch nie einen Tatort gesehen. Ich bin generell kein großer Fan von Krimis; egal ob als Buch oder im Fernsehen. Aber ein Blick in eine Buchhandlung oder das Fernsehprogramm reicht um zu sehen, dass es da sehr vielen Menschen ganz anders geht. Es könnte sich also lohnen, sich mal mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Ich habe also beschlossen, mir den “Tatort” anzusehen, zu schauen, ob es dort auch Wissenschaft gibt und dann darüber zu schreiben.

Das Ganze soll aber definitiv keine der üblichen “CSI-Wissenschaft”-Serien werden. Also nichts von wegen “Welche Insekten findet man auf Leichen?”, “Welche Waffe erzeugt welche Wunde?” oder “Was kann man aus Blutspuren am Tatort lernen?”. Texte, Bücher, Videos und Fernsehsendungen zu diesem Themenkomplex gibt es schon genug und der ganze Medizin- und Pathologiekram ist sowieso nicht mein Spezialgebiet.

Ich möchte lieber probieren, die Wissenschaft zu finden, die sich überall in unserem Leben versteckt. Unsere ganze Welt ist von Wissenschaft durchdrungen und wir müssen nur auf die richtige Weise hinsehen, um sie zu entdecken – so wie ich das zum Beispiel in meinem aktuellen Buch gemacht habe oder vor kurzem auf meiner Fahrradtour durch Deutschland. Und wenn man die Wissenschaft überall finden kann, dann sicherlich auch im Tatort!

Meine Serie hat deswegen auch nicht speziell etwas mit dem Tatort zu tun. Ich könnte das was ich erkläre, genau so anhand des Frühstücksfernsehens, einer Kochsendung oder der sonntäglichen Übertragung des ZDF-Fernsehgartens erklären. Ich werde in meiner Serie ganz explizit nichts über die wissenschaftliche Plausibilität der Tatort-Handlung schreiben oder sie konkret wissenschaftlich analysieren. Es geht mir um etwas ganz anderes. Es geht darum zu zeigen, dass hinter jeder menschlichen Handlung Wissenschaft steckt. Egal was wir tun, ob im Krimi oder im echten Leben, irgendwo spielt Wissenschaft eine Rolle. Und ich habe mir eben den Tatort ausgesucht um das zu demonstrieren. Die von mir beschriebenen Zusammenhänge sind deswegen auch nicht “konstruiert” beziehungsweise nur insofern als ich sie an eine Tatort-Handlung hänge anstatt an die des Fernsehgartens oder des Frühstücksfernsehens. Ich will ja gerade zeigen, dass Wissenschaft überall ist; auch dort, wo man sie nicht vermutet. Es mag auf den ersten Blick “konstruiert” erscheinen, wenn man die Wissenschaft in ungewohnter Umgebung und an ungewohnten Orten findet. Auf den zweiten Blick aber ist sie immer schon da gewesen und nur unsere gedankliche Trennung zwischen “Wissenschaft” und “Dem Rest der Welt” ist konstruiert…

Aber bevor ich jetzt noch länger probiere, das ganze Projekt zu erklären, lege ich am besten einfach los und veröffentliche den ersten Beitrag meiner neuen Serie. Ich habe mir einen Tatort aus Berlin ausgesucht und darin geht es um Gravitation, außerirdische Berge und Neutronensterne! (und umgebracht wird auch jemand). Hier gehts lang!.

Ich werde es vermutlich nicht schaffen, mir alle Folgen anzusehen und darüber zu schreiben. Momentan laufen ja auch keine aktuellen Folgen. Wenn es damit wieder los geht, werde ich natürlich probieren, über möglichst viele der neuen Folgen zu schreiben. Aber um die ganze Idee zu testen habe ich einfach mal mit ein paar der Sendungen angefangen, die ständig wiederholt werden (es läuft ja tatsächlich fast jeden Tag irgendwo ein “Tatort”!).

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Kommentare (27)

  1. #1 Pyrex
    30. Juli 2013

    Da bin ich ja mal auf weitere Artikel gespannt!

    Also mir gefällt die Logo Idee sehr gut. Man könnte noch die Astrodicticum Simplex Farben verwenden und die Lininenstärken optimieren.

    Ich bastel einfach mal ein bisschen…

    Grüße

  2. #2 ingo buh
    30. Juli 2013

    Ich bin kein regelmäßiger, eigentlich gar kein Tatortglotzer, finde den Ansatz aber interessant.
    Die Variante mit dem Keller und dem weggeworfenen Schlüssel is vermutlich noch die harmloseste Form der Bestrafung. Vielleicht entgeht man der Ausweidung und Vieteilung, wenn man bei der ARD nachfragt, ob kurze Filmausschnitte verwendet werden dürfen.

  3. #3 Cornelius Courts
    30. Juli 2013

    “Das Ganze soll aber definitiv keine der üblichen “CSI-Wissenschaft”-Serien werden. […]. Texte, Bücher, Videos und Fernsehsendungen zu diesem Themenkomplex gibt es schon genug”

    Na, das könnte ich aber genauso über Astronomie sagen! Dennoch finde ich es in Ordnung, wenn da trotzdem noch wer was darüber bloggt. Just saying… 😉

    P.S.: Ich habe auch noch nie einen Tatort (oder eine andere CSI-Sendung) gesehen und denke, ich werd’s dabei belassen 🙂

  4. #4 Florian Freistetter
    30. Juli 2013

    @Cornelius: “Na, das könnte ich aber genauso über Astronomie sagen! Dennoch finde ich es in Ordnung, wenn da trotzdem noch wer was darüber bloggt. Just saying…

    Na ich hab das ja auch nicht abwertend gemeint. Ich finds gut, dass sich genug um “CSI-Wissenschaft” kümmern und darüber schreiben. Das interessiert die Leute ja auch; sieht man ja am Erfolg der Serien bzw. Leuten wie Mark Benecke oder dir, die Pathologie populärwissenschaftlich aufarbeiten. Aber es ist halt nicht das Gebiet, auf dem ich mich auskenne und da es schon genug kompetente Leute gibt, die sich mit dem Thema beschäftigen, muss ich da als inkompetenter Nicht-Fachmann nicht auch noch mitmischen…

  5. #5 rolak
    30. Juli 2013

    Schöne Idee – und es dürfte reichlich Aufhänger geben.

  6. #6 JPeelen
    30. Juli 2013

    @Cornelius Courts:
    “Ich habe auch noch nie einen Tatort (oder eine andere CSI-Sendung) gesehen und denke, ich werd’s dabei belassen”
    Das überrascht mich, denn bei Ihrem Namen denke ich sofort an Gerd Courts von “Hier und Heute” (WDR). Als Informationsquelle eignen sich Tatort-Folgen natürlich nicht. Von CSI ganz zu schweigen. Aber Fernseh-Dokumentationen über naturwissenschaftliche Themen waren nicht immer so beschissenes Futter für Revolverblatt-Konsumenten wie heute.

  7. #7 Hans
    31. Juli 2013

    ich traue mich nicht darüber zu spekulieren, was einem Blogger passiert, der auf YouTube Ausschnitte von Tatort-Videos zeigt. Wahrscheinlich wird man für sowas von der GEMA in einen dunklen Keller gesperrt und der Schlüssel weg geworfen…

    Dafür wäre in diesem Fall nicht die GEMA sondern eher die VFF oder die GWFF zuständig. Welche genau, weis ich nicht. Ich wollte auch nur anmerken, das es nicht die GEMA ist. Die kommt lediglich in der Berichterstattung am häufigsten vor und scheint auch sonst am bekanntesten zu sein.

  8. #8 Michael Lemken
    Dortmund
    31. Juli 2013

    Hallo Florian,

    finde ich interessant, den “Tatort” mal auf wissenschaftliche Art abzuklopfen.
    In Dortmund gibt es den Physiker Metin Tolan, der u.a. die James Bond Filme mal naturwissenschaftlich unter die Lupe genommen hat. Ich weiß nicht, ob du von ihm schon gehört hast.

  9. #9 Florian Freistetter
    31. Juli 2013

    @Michael: “In Dortmund gibt es den Physiker Metin Tolan, der u.a. die James Bond Filme mal naturwissenschaftlich unter die Lupe genommen hat. Ich weiß nicht, ob du von ihm schon gehört hast.”

    Hab ich. Aber mein Konzept ist ja ein wenig anders. Es geht ja nicht so sehr darum herauszufinden, wie wissenschaftlich plausibel der Tatort ist, sondern die Sendung als Aufhänger zu nehmen, um über diverse wissenschaftliche Themen zu sprechen.

  10. #10 Markus
    Münster
    5. August 2013

    Wissenschaftlich eher unergiebig, aber trotzdem hier erwähnenswert: Die gestern wiederholte Folge 788: “Der schöne Schein”.

    Warum erwähnenswert?
    1. Das Opfer wird in einem Planetarium ermordet.
    2. Der schöne Dialogausschnitt: “Frau Markwart interessiert sich wohl sehr für den Weltraum?” – “Ja, Astronomie, Astrologie, eben alles was mit Sternen zu tun hat…”
    So eine Gleichsetzung von Wissenschaft und Unfug dürfte bei Astronomen ziemlich gut ankommen 😉

  11. #11 Blaubaer
    5. August 2013

    @Markus
    … da musste ich gestern abend auch gleich an Florian denken 🙂

  12. #12 Florian Freistetter
    5. August 2013

    @Blaubaer: Hab den Tatort gestern leider nicht gesehen; aber ich hoffe das ich das heute Abend nachholen kann. Wenn sich thematisch was ergibt, schreib ich dann für morgen was darüber.

  13. […] Artikel gehört zu meiner Serie “Tatort-Wissenschaft”. Wer damit nichts anfangen kann findet hier eine Erklärung. Es geht in diesem Artikel nicht um eine wissenschaftliche Erklärung der Tatort-Handlung sondern […]

  14. […] Sie heißt “Tatort-Wissenschaft”. […]

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  16. #16 Magda
    9. September 2013

    Bzgl. “Aber ich traue mich nicht darüber zu spekulieren, was einem Blogger passiert, der auf YouTube Ausschnitte von Tatort-Videos zeigt. Wahrscheinlich wird man für sowas von der GEMA in einen dunklen Keller gesperrt und der Schlüssel weg geworfen…”
    Dürfte eigentlich nicht passieren, wenn du genug Eigenleistung in dein Format legst: Wenn dein Format “urheberrechtlich als ein neues selbständiges Werk” zu werten ist, kann es auch Ausschnitte aus dem Fernsehen beinhalten (https://tiny.cc/avm52w)
    Das Urteil ist bekannt unter dem Namen “Kalkofe-Urteil”. Originaltext: https://tiny.cc/aum52w
    Verschiedene fernsehkritische Formate im Internet, die mit Originalausschnitten von Fernsehformaten arbeiten, berufen sich darauf (zB fernsehkritik.tv oder fern-gesehen.com)
    Vielleicht gibts ja doch mal ein Video! 🙂

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