Die Europäische Raumfahrtagentur ESA bereitet sich auf einen Asteroideneinschlag vor. Aber NICHT – um das gleich vorweg klar zu stellen – weil so ein Ereignis tatsächlich bevorsteht! Natürlich schwirren auch 2015 wieder die üblichen Gerüchte und Falschmeldungen über Katastrophen, Asteroideneinschläge und andere Weltuntergänge durchs Internet. Aber wie üblich sind die alle völliger Unsinn. Wenn irgendwann einmal wirklich ein Zusammenstoß zwischen der Erde und einem anderen Himmelskörper aus dem Weltall bevorstehen würde, dann müsste man die Informationen dazu nicht mühsam in irgendwelchen obskuren Internetforen oder seltsamen YouTube-Videos suchen. Dann würde jede Zeitung und jeder Fernsehsender davon berichten, denn entgegen der üblichen Vorstellungen ließe sich sowas nicht geheim halten. Wie gesagt: Derzeit ist kein Asteroid bekannt, der der Erde in den nächsten Jahrzehnten gefährlich werden könnte. Aber es gibt ja auch noch die unbekannten Asteroiden. Und auf die sollte man durchaus vorbereitet sein.

Der Meteor von Tscheljabinsk hat im Jahr 2013 ja eindrucksvoll gezeigt, dass auch ein kleiner Himmelskörper der nur wenige Meter groß ist, durchaus Schaden anrichten kann. Natürlich nicht so viel wie ein großer Asteroid, der globale Massensterben verursachen kann. Aber im Gegensatz zu den großen Brocken, die wir vermutlich schon Jahrzehnte vor einem Einschlag entdecken würden, können die kleinen Dinger unbemerkt die Erde erreichen beziehunsgweise erst wenige Tage vor dem Einschlag entdeckt werden. Und wie man sich in so einem Fall verhalten soll hat die ESA kürzlich mal getestet.

Rauschspur des Meteors von Tscheljabinsk am Himmel über Russland (Bild: Nikita Plekhanov, CC-BY-SA 3.0

Rauschspur des Meteors von Tscheljabinsk am Himmel über Russland (Bild: Nikita Plekhanov, CC-BY-SA 3.0

Die Europäische Weltraumagentur hat sich mit diversen europäischen Katastrophenschutzdiensten zusammengesetzt und zwei Tage lang simuliert, wie man auf einen drohenden Einschlag eines Asteroiden reagieren würde. Man ging dabei von der Kollision mit einem Objekt aus, das dem von Tscheljabinsk ähnlich ist und zwischen 12 und 38 Meter groß ist. Und hat sich überlegt, was man tun würde, wenn man 30, 26, 5 oder 3 Tage vorher Bescheid wüsste, dass so ein Ding kommt (und auch, was man eine Stunde nach dem Einschlag machen würde).

Um Strategien zur Asteroidenabwehr (siehe dazu meiner Serie: Asteroidenabwehr: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5) ging es hier allerdings nicht; dafür wäre die Zeit auch zu knapp bemessen. Man wollte herausfinden, wie man die verbleibende Zeit am besten Nutzen kann, um den Schaden des Einschlags möglichst gering zu halten. In Tscheljabinsk hätte eine Warnung viele Verletzungen verhindern können; selbst wenn sie nur ein paar Stunden vor der Kollision gekommen wäre. Denn damals wurden ja die meisten Menschen durch die Glasscherben verletzt, die entstanden, als die Druckwelle des in der Atmosphäre explodierenden Asteroiden alle Fensterscheiben in der Gegend zerspringen ließ. Besonders hinterhältig war die Verzögerung, die zwischen dem Lichtblitz der Explosion und dem Eintreffen der Schockwelle aufgetreten ist. Das Licht bewegt sich natürlich schneller als die Schockwelle selbst. Die Menschen in den Gebäuden haben also ein enorm helles Leuchten gesehen und sind dann natürlich alle erstmal zum Fenster gegangen, um zu schauen, was da draußen so ein Licht erzeugt. Und dann kam erst die Schockwelle und lies die Fenster zerspringen…

Wären die Leute vorgewarnt gewesen, hätten sie sich in entsprechend sichere Bereiche zurück ziehen können und es hätte wesentlich weniger Verletzungen gegeben. Eine halbwegs genau Angabe über den möglichen Einschlagsort und die Einschlagszeit könne man etwa 3 Tage vor dem Ereignis machen, hat man bei der Simulation festgestellt.

2015 will man die Übung wiederholen – aber natürlich können diese Katastrophenschutzmaßnahmen immer nur einen Teil der kompletten Strategie bezüglich Asteroideneinschläge darstellen. Wenn man wirklich etwas gegen diese Naturkatastrophen ausrichten will, dann wird uns nichts anderes übrig bleiben, als ins Weltall zu gehen! Wir müssen die Asteroiden vor Ort viel intensiver untersuchen als es jetzt der Fall ist. Wir müssen wissen, wie diese Himmelskörper aufgebaut sind; wie sie sich manipulieren lassen und wir müssen sie vor allem finden. Wir brauchen Teleskope im All, die auch kleine Asteroiden auf Kollisionskurs rechtzeitig entdecken können und wir müssen die Methoden zur Asteroidenabwehr nicht nur auf dem Papier durchrechnen, sondern auch konkret im All testen. Wir müssen uns mehr mit den Asteroiden beschäftigen!

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Kommentare (2)

  1. #1 omnibus56
    3. Januar 2015

    Hallo Florian,

    wenn ich mir anschaue, welche enormen Anstrengungen die Staaten auf sich nehmen, um irgendwelchen Unsinn durchzuziehen, der, wenn überhaupt jemandem, dann nur einer kleinen oder kleinsten Gruppe etwas (davon aber viel) bringt, wie aber reale Katastrophenszenarien komplett ausgeblendet werden, weil die Wahrscheinlichkeit des Eintritts in der nächsten Legislaturperiode gering ist, denke ich, dass Michael Schmidt-Salomon recht hat, wenn er sagt, dass einzelne Menschen intelligent sind, aber die Menschheit an Kollektiv-Demenz leidet…

    BTW: Ein gutes, erfolgreiches und gesundes 2015!

  2. #2 hasta la proxima
    3. Januar 2015

    Hallo Florian, ich freu mich schon auf Dein neues Buch. Wie bereits einmal geschrieben, auf ama ist Dein neues Buch schon vorbestellbar (für mich ein MUST;-)). Bleib dran und hoffentlich bietet sich 2015 für mich die Gelegenheit, Dich endlich persönlich kennen zu lernen.

    Beste Grüße aus Salzburg