Lise Meitner kehrt – trotz entsprechender Angebote – nach dem Krieg nicht mehr nach Deutschland zurück. Sie ist entsetzt darüber, wie ihre deutschen Kollegen den Horror des Holocaust verdrängen und komplett zu vergessen scheinen, was sie während des Kriegs getan haben. Meitner bleibt in Schweden, setzt ihre eigene Forschung fort – engagiert sich aber auch verstärkt in der Friedensbewegung und für die Gleichberechtigung der Frauen.
Lise Meitner starb am 27. Oktober 1968 in Cambridge, wohin sie wenige Jahre zuvor übersiedelte. Einen Nobelpreis hat sie nie bekommen, obwohl sie dreimal für den Physik-Preis nominiert wurde. In den 1950er und 1960er Jahren bekam sie diverse andere Preise verliehen – aber im Deutschen Museum, wo heute der Arbeitstisch zu besichtigen ist, an dem Hahn und Meitner damals geforscht habe, dauert es noch bis 1990, bevor neben Hahns Namen auch der von Lise Meitner zu finden ist.
Lise Meitner gehört unbestreitbar zu den großen Wissenschaftlerinnen des letzten Jahrhunderts. Ihre Entdeckungen haben dazu beigetragen, die Welt fundamental zu verändern. Ihre wissenschaftlichen Leistungen hätten einen Nobelpreis mehr als verdient und ihre Biografie sollte eigentlich mindestens so bekannt sein wie die ihrer Kollegin Marie Curie. “Das Leben muss nicht leicht sein, wenn es nur inhaltsreich ist”, sagte Meitner bei einer Rede, die sie in Wien hielt. Und Meitners Leben war definitiv nicht leicht, dafür aber auch definitiv inhaltsreich. Trotz aller Ehrungen ist Lise Meitner aber nie so prominent geworden, wie sie durch ihre Arbeit eigentlich hätte werden sollen. Aber zumindest ist sie doch noch so bekannt, dass über ihr Leben mehr als nur ein Buch geschrieben worden ist.
Das, das ich gelesen habe heißt “Lise, Atomphysikerin”*, ist von Charlotte Kerner und soweit ich weiß, war es die erste Biografie die über Meitner geschrieben worden ist. Ich kann das kleine Buch nur uneingeschränkt empfehlen! Es gibt einen umfassenden Überblick über Meitners Leben, eine verständliche Erklärung ihrer wichtigsten Arbeiten und vor allem einen sehr packenden und spannenden Einblick in die persönlichen Beziehungen zwischen Meitner, Hahn und all den anderen großen Forschern der damaligen Zeit. Meitners Leben ist in jeder Hinsicht inspirierend. Sie war, wie es auch auf ihrem Grabstein steht, “Eine Physikerin, die niemals ihre Menschlichkeit verlor.”
Kommentare (8)