Und wo bleibt die Eiszeit? Die kommt in der Pressemitteilung eigentlich gar nicht vor. Nur im ersten Absatz wird darauf hingewiesen, dass das Maunderminimums in die kleine Eiszeit gefallen ist: Zwischen 15. und 19. Jahrhundert war das Klima auf der Erde ein wenig kühler als davor und danach, was auf das Leben der Menschen damals durchaus einen sehr relevanten Einfluss hatte (ich habe hier mehr davon erzählt). Man weiß allerdings nicht ob es tatsächlich einen klaren ursächlichen Zusammenhang zwischen der geringen Sonnenaktivität und den niedrigen Temperaturen gegeben hat! Tatsächlich gibt es viele mögliche Ursachen (Vulkanismus, Wiederbewaldung durch Bevölkerungsrückgang, Veränderungen beim Golfstrom, usw) die vermutlich alle eine Rolle gespielt haben. Es wäre mit dem aktuellen Wissensstand unredlich zu behaupten, dass eine verringerte Sonnenaktivität zwingend zu einer “Eiszeit” führen muss und die Forscher haben das auch nicht getan!
Aber natürlich wollten es sich die meisten Medien nicht entgehen lassen, diesen Nebenaspekt der Pressemitteilung zur eigentlichen Schlagzeile zu erheben. Und haben dann auch fälschlicherweise behauptet, das Forscher eine Eiszeit “vorhergesagt” oder gar davor “gewarnt” hätten. Das ist schlechter Journalismus und grob irreführend. Es ging bei der Pressemitteilung um die neuen Erkenntnisse zur Vorhersage der Sonnenaktivität. Es ging um die Hypothese, dass sie in den nächsten Jahrzehnten geringer ausfallen wird als zuvor. Und es wurde darauf hingewiesen, dass die Aktivität das letzte Mal während des Maunderminimums so gering war, wie sie demnächst vielleicht werden wird. Irgendwelche “Warnungen” gab es nicht; schon gar nicht vor einer Eiszeit!
Zusammengefasst: Wissenschaftler haben die Vorgänge im Inneren der Sonne ein bisschen besser verstanden und Medien haben schlecht und irreführend darüber berichtet. Es gibt keinen Grund vor einer kommenden Eiszeit Angst zu haben oder den Klimawandel als “erledigt” zu betrachten.
P.S. Eine letzte Anmerkung: Vor kurzem habe ich erklärt, dass Pressemitteilungen ohne frei verfügbaren Quellen schlecht für den Wissenschaftsjournalismus sind. Die Sache mit der Eiszeit bestätigt genau das. Es gibt zu der Forschung von Zharkova nur die oben erwähnte Pressemitteilung und keine wissenschaftliche Facharbeit, in der man mehr und genauere Informationen bekommen hätte können. In diesem Fall handelt es sich um eine besondere Situation weil die Pressemitteilung von einem Vortrag bei einer wissenschaftlichen Konferenz berichtet und auf Konferenzen oft über noch nicht veröffentliche Forschung gesprochen wird. Aber der Fall zeigt eben auch, was passiert wenn nicht genug Informationen über ein Thema frei verfügbar sind…
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