Manche Wörter braucht man wirklich selten. “Enneakaidekaeteris” gehört da sicherlich dazu. Ich kann mich nicht erinnern, es jemals benutzt zu haben. Bis heute! Denn endlich gibt es eine schöne Gelegenheit, diesen aus dem griechischen stammenden Begriff zu verwenden. Abgesehen davon, dass er komplett veraltet ist und vermutlich seit dem 19. Jahrhundert auch in der Fachliteratur nicht mehr verwendet wird, bedeutet er so viel wie “neunzehnjährig” und bezieht sich auf den sogenannten Meton-Zyklus. Und der ist wichtig, wenn man verstehen will, wie das mit dem Vollmond und Weihnachten ist.
Der 24. Dezember 2015 ist nicht nur der Tag an dem in großen Teilen der Welt Weihnachten gefeiert wird. Wir werden an diesem Tag auch einen Vollmond am Himmel sehen können (sofern das Wetter es zulässt). Das ist jetzt an sich nicht sooo außergewöhnlich. Einen Vollmond gibt es alle vier Wochen zu sehen. Aber der 24. Dezember ist eben zumindest in unserem Kulturkreis ein besonderer Feiertag und deswegen messen wir den Dingen die an solchen Tagen passieren auch eine besondere Bedeutung zu. Und einen Vollmond zu Weihnachten gibt es nicht all zu oft.
Das letzte Mal konnten wir dieses Phänomen im Jahr 1977 beobachten. Und das nächste Mal wird es erst wieder 2034 passieren. Sagt zumindest die NASA. Aber warum? Wer aufgepasst hat, hat vielleicht bemerkt, dass zwischen 1977 und 2015 ganze 38 Jahre liegen, während es zwischen 2015 und 2034 nur 19 Jahre sind. Aber 38 ist auch das doppelte von 19. Und da ich schon mit dem komischen griechischen Wort angefangen in dem die 19 ebenfalls vorkommt, können wir davon ausgehen, dass diese Zahl wichtig ist.
Ist sie auch. Und den Grund kennt man mindestens seit dem fünften Jahrhundert, als der griechische Gelehrte Meton einen interessanten Zusammenhang entdeckt hat: 19 Jahre dauern fast so lange wie 235 Mondmonate.
Ein durchschnittliches Jahr dauert 365,25 Tage und 19 Jahre daher 6939,75 Tage. Ein durchschnittlicher Mondmonat (also ein Umlauf des Mondes um die Erde) dauert 29,53 Tage und 235 davon umfassen demnach 6939,55 Tage. Alle etwa 6940 Tage bzw. 19 Jahre wiederholt sich eine bestimmte Konstellation zwischen Sonne, Erde und Mond also wieder. Oder anders gesagt: Findet eine Mondphase in einem Jahr an einem bestimmten Tag statt, dann tritt sie auch 19 Jahre später wieder am gleichen Tag auf.
Diese Regel gilt nicht immer exakt. Denn 19 Jahre sind eben nur fast gleich so lang wie 235 Mondmonate. Außerdem gibt es noch Schalttage, die die Dinge manchmal durcheinander bringen. Und dann sind die noch die Zeitzonen. Und vor allem die unterschiedlichen kulturellen Konventionen, was “Weihnachten” angeht. Wenn wir hier in Deutschland oder Österreich von “Weihnachten” sprechen, dann meinen wir den 24. Dezember. In den USA wird aber darunter eher 25. Dezember verstanden. Deswegen ist auch das, was die NASA veröffentlicht und ich oben erwähnt habe, nicht so ganz richtig.
1977 gab es einen Vollmond am 25. Dezember (um 13:49 unserer Zeit). In den USA geht das als “Weihnachtsvollmond” durch; bei uns aber eigentlich nicht. Der Vollmond, der fast 19 Jahre später, am 24. Dezember 1996 um 21:46 bei uns am Himmel zu sehen war, ist allerdings ein astreiner Weihnachtsvollmond. Aber anscheinend nicht für die USA, weswegen dieses Ereignis in der Aussendung der NASA wohl auch nicht vorkommt. Und auch 2015 ist es eigentlich eher ein “1.-Weihnachtsfeiertag-Vollmond”, denn die volle Phase wird am 25. Dezember 2015 11 Minuten nach 12 Uhr Mittags unserer Zeit erreicht. Natürlich ist er auch schon am Weihnachtsabend zu sehen und sieht dann auch aus wie ein normaler Vollmond. 2034 wird die Situation ähnlich sein: Vollmond ist erst am Vormittag des 25.12. erreicht, aber sehen wird man ihn auch am 24.12. schon. Und der Meton-Zyklus gilt auch nicht ausschließlich: 2007 gab es ebenfalls einen Weihnachtsvollmond; genau so wie 2026.
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