Vor ein paar Tagen wurde ein nettes Video veröffentlicht. Es enthält ein Interview mit Carl Sagan, das am 4. Oktober 1985 geführt wurde. Das Gespräch wurde mit sehr schönen Animationen versehen und auch wenn es nur kurz ist, lohnt es sich doch, die paar Minuten zu investieren und sich anzuhören, was Carl Sagan zu sagen hat:
Folgende Punkte aus dem Interview erscheinen mir bemerkenswert:
- 1) Sagans Hinweis auf die “vermenschlichte” Darstellung von Aliens. Die Science-Fiction-Filme der letzten Jahrzehnte haben uns so sehr darauf trainiert, uns Aliens als “Fast-Menschen” vorzustellen; als irgenwelche Typen die aussehen wie wir nur eben mit ein wenig verformter Nase oder Ohren, das wir kaum mehr anders können, als auf diese Weise über sie nachzudenken. Und selbst wenn in der Science-Fiction die Aliens einmal wirklich fremd dargestellt werden (wie zum Beispiel in den von mir kürzlich besprochenen Romanen der Xeelee-Reihe), dann bleibt uns trotzdem nichts anderes übrig als sie aus menschlicher Sicht zu betrachten; ihnen menschliche Motive zu unterstellen; sie mit menschlichen Worten wie “sie” oder “ihnen” zu bezeichnen, und so weiter. Wir sind psychisch nicht in der Lage, uns etwas völlig fremdes vorzustellen…
- 2) Sagans Hinweis auf die “Rückständigkeit” der Menschheit. Klar, wir sind (wenn man von irgendwelchen Hirngespinsten á la Däniken absieht) derzeit so weit entwickelt wie wir es noch nie zuvor waren. Aber von den paar (Zehn)Tausend Jahren die die menschliche Zivilisation existiert, sind wir tatsächlich erst sein ein paar Jahrzehnten in der Lage, zumindest theoretisch mit Lebewesen außerhalb des Sonnensystems zu kommunizieren. Wir können also davon ausgehen, dass solche Aliens nicht nur an sich schon “völlig fremd” sind, sondern noch dazu technisch (falls dieses Adjektiv überhaupt Sinn machen sollte) unvorstellbar weit voraus. Andererseits: Wir wissen ja nicht, was man noch alles wissen kann. Im Prinzip wäre es ja auch möglich, dass irgendwann Schluss ist und einfach nichts fundamental Neues mehr entwickelt/erfunden werden kann. Kann man ebenso wenig ausschließen wie das Gegenteil…
- 3) Sagans Hinweis auf die Unterschiedlichkeit der Religionen. Das betrifft jetzt nicht nur die Religionen sondern alles, was sich irgendwie “Alternativ”wissenschaft o.ä. nennt. Wäre da etwas dran; würden die Religionen/Pseudowissenschaft die Realität beschreiben, dann müssten sie auch zu gleichen oder aber zumindest ähnlichen Aussagen kommen. Tun sie aber nicht – im Gegensatz zur Wissenschaft wo die verschiedenen Disziplinen mit verschiedenen Methoden alle ein übereinstimmendes Bild unserer Welt und unserer Vergangenheit zeichnen.
- 4) Die Tatsache, dass dieses Interview aus dem Jahr 1985 immer noch absolut aktuell ist. Daraus folgt, dass wir in Sachen “Aliens” immer noch nicht wirklich weiter sind als vor ein paar Jahrzehnten. Ja, wir haben mittlerweile bestätigt, dass das Universum voll mit Planeten ist. Aber Planeten bedingen noch kein Leben. Und Leben bedingt noch kein intelligentes Leben (eine Tatsache, die bei solchen Gedankenspielen gerne vergessen wird). Wir haben immer noch keine Ahnung, ob die Entwicklung des intelligenten Lebens auf der Erde ein “normaler” Prozess war, der sich überall im Universum wiederholt oder nur ein großer Zufall (die Tatsache, dass die Erde Milliarden Jahre lang ohne Intelligenz ausgekommen ist, spricht eher für letzteres). Das wird sich erst ändern, wenn wir technisch in der Lage sind, die vielen Planeten auch im Detail zu untersuchen. Oder ein UFO auf der Erde landet 😉
Und absolut nichts spricht dagegen (und sehr viel dafür), das etwaiges außerirdisches Leben völlig fremd ist!
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