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Sternengeschichten Folge 270: NGC 2264 und die Farben im Weltraum

Der Weltraum ist voll mit Farben! Zumindest dort, wo er nicht schwarz ist und das ist eigentlich der überwiegende Teil. Dort, wo der Kosmos aber nicht komplett leer ist, findet man Objekte in allen Formen und Farben. Besonders die Sternhaufen und interstellaren Gaswolken zeigen alle Farben des Regenbogens. Das ist zumindest der Eindruck den man bekommt, wenn man sich die vielen beeindruckenden Bilder ansieht, die von den Teleskopen der Astronomen gemacht werden.

Nehmen wir zum Beispiel NGC 2264. So heißt ein Gebiet in unserer Milchstraße, das sich etwa 2500 Lichtjahre entfernt in Richtung des Sternbilds Einhorn befindet. Es besteht aus einem H-II-Gebiet mit einer Dunkelwolke, einem Sternhaufen und einem diffusen Nebel dazwischen. Das erste Mal beobachtet hat es Wilhelm Herschel im Jahr 1785 und seitdem haben es Astronomen immer wieder fotografiert.

NGC 2264 (Bild. ESO)

NGC 2264 (Bild. ESO)

Es lohnt sich – auch rein visuell. Zum Beispiel das H-II-Gebiet. So bezeichnet man eine Wolke aus interstellarem Gas; hauptsächlich Wasserstoff-Moleküle (deswegen auch der Name “H-II”). Solange die Wolke eine Wolke bleibt, tut sich nicht viel. Irgendwann fangen diese Wolken aber an zu kollabieren. Das Gas fällt in sich zusammen und es entstehen Sterne. Diese jungen Sterne leuchten heiß und stark und ihre Strahlung ionisiert das Gas in ihrer Umgebung. Es wird also selbst zum Leuchten angeregt – ein paar Millionen Jahre lang, bis sich das Gas aufgrund der Strahlung und des Sternwinds der Sterne verteilt hat. So lange das Gas aber leuchtet, leuchtet es vor allem rot – das ist die Farbe der Strahlung die man kriegt, wenn man Wasserstoff zum Leuchten anregt. Und so leuchtet auch das H-II-Gebiet in NGC 2264.

Ein Teil des Nebels aber leuchtet nicht – beziehungsweise sehen wir nicht, dass er leuchtet weil er von einer Dunkelwolke verdeckt wird. So eine Dunkelwolke besteht aus Gas und Staub und in dem Fall ist das Zeug so dicht, dass es die Strahlung der dahinter liegenden Region nicht durchlässt. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Sternen. Weil das Gas hier so sehr konzentriert ist, entstehen auch in ihrem Inneren oft neue Sterne die dann erst später durchscheinen und das ihr Licht verdeckende Gas vertreiben. Sie können aber auch bei ihrer Bewegung durch eine H-II-Wolke dafür sorgen, dass anderswo Gas zusammenklumpt und neue Sterne entstehen. Im Fall von NGC 2264 sieht die Dunkelwolke wie ein Kegel aus, weswegen sie auch auch “Konusnebel” genannt wird.

Inmitten all dieser dunklen und leuchtenden Wolken befinden sich die schon entstanden jungen Sterne. Der von ihnen gebildete Sternhaufen trägt den schönen Namen “Weihnachtsbaum-Sternhaufen”, weil man bei der Betrachtung des ganzen Ensembles mit ein wenig Fantasie den Eindruck gewinnen kann, einen bunt geschmückten Weihnachtsbaum zu betrachten. Dazu trägt auch das Leuchten des diffus verteilten Gases zwischen den Sternen bei. Es leuchtet auf den Bildern etwas grünlich, weil hier nicht nur Wasserstoff sondern auch andere chemische Elemente vorhanden sind, die in anderen Farben strahlen, wenn sie angeregt werden.

Bunte Bilder wie das vom Weihnachtsbaum-Sternhaufen und seinen diversen Nebel findet man überall wo es um Astronomie geht. Sie sind es auch, die die Astronomie in den Augen vieler Menschen so faszinierend machen. Die bunten Bilder des Universums findet man als Poster, als Bildschirmhintergrund, gedruckt auf Tshirts und an vielen anderen Orten. Aber: Sieht der Kosmos wirklich so aus?

Und ich will mit dieser Frage gar keine große wissenschaftstheoretische Diskussion über die Natur der Wirklichkeit anfangen. Gemeint ist: Wenn wir das alles nicht durch Teleskope aus der Ferne betrachten müssten, sondern mit einem Raumschiff in die Nähe fliegen könnten – würde das, was wir dort dann mit unseren eigenen Augen sehen können, auch so schön und bunt aussehen wie auf den Fotos der Astronomen?

Um diese Frage zu beantworten muss man zwei Dinge berücksichtigen: Was heißt “in die Nähe” und was heißt “sehen”? Ich hab schon oft über die Eigenschaften verschiedener Sterne gesprochen. Es gibt rote Riesen, weiße Zwerge, blaue Überriesen, gelbe Sterne – und so weiter. Diese Sterne leuchten tatsächlich in all diesen Farben und würden wir in ihre Nähe fliegen, würde wir auch all diese Farben genau so sehen. Bei den Gaswolken und Nebeln wie bei NGC 2264 ist es aber anders. Diese Regionen sind viel, viel größer als ein Stern. Sie können viele tausende Lichtjahre groß sein und da ist es schwierig zu definieren, was man meint, wenn man “in die Nähe” fliegt. Würde man zum Beispiel mitten in so eine große interstellare Gaswolke hinein fliegen, würde man vermutlich gar nicht merken, dass man dort ist. Dort befinden sich zwar enorme Mengen an Gas und Staub – aber das ist so weit und fein über die ganze Region verteilt, dass wir es kaum von einem Vakuum unterscheiden könnten. Tatsächlich SIND diese Regionen nach all unseren technischen Maßstäben reines Vakuum. Ein besseres Vakuum sogar als wir es hier auf der Erde mit unseren Maschinen produzieren können.

Das uns die Wolken als Wolken erscheinen liegt nur daran, dass wir sie aus der Ferne betrachten, so dass wir die Gesamtheit des Materials wahrnehmen können. “In die Nähe” einer interstellaren Wolke zu fliegen ist also keine gute Idee. Wir müssen weit genug entfernt sein, wenn wir eine Chance haben wollen, etwas zu sehen. Nur ist eben auch das mit dem “sehen” so eine Sache. Ja, die Wolken und die Sterne dort leuchten tatsächlich. Das heißt sie geben Licht in verschiedenen Farben ab. Aber nur weil irgendwo Licht ist, heißt das nicht, das wir es auch sehen können.

Man kann dazu ein einfaches Experiment machen. Nehmt euch irgendein Fernglas. Es muss nichts besonderes sein; irgendein billiges Ding reicht dazu völlig. Dann geht ihr in einer klaren Nacht nach draußen und schaut zum Himmel. Zuerst nur mit euren Augen. Ihr werdet Sterne sehen – und Regionen dazwischen in denen ihr keine Sterne sehen könnt. Sucht euch eine solche “leere” Region aus und nehmt jetzt das Fernglas. Wenn ihr damit die “leere” Region betrachtet, werdet ihr auf einmal jede Menge Sterne sehen. Die sind nicht plötzlich aufgetaucht, die waren auch vorher schon da. Aber eure Augen waren nicht gut genug, um sie zu sehen. Beziehungsweise: Sie waren nicht groß genug um sie zu sehen. Licht kann nur durch die Pupille auf die Netzhaut des Auges fallen und die ist ziemlich klein. Kleiner auf jeden Fall als die Linse eines Fernglases oder der Spiegel eines Teleskops. So ein optisches Instrument kann mehr Licht sammeln als das Auge und damit Dinge sichtbar machen, die man ohne das Instrument nicht sehen würde.

Ein zweiter Punkt ist aber noch viel wichtiger. Astronomen schauen nicht einfach nur in den Himmel. Professionelle Astronomen benutzen ihre Teleskope eigentlich so gut wie gar nicht, um damit zu schauen. Nicht so jedenfalls, wie man das früher gemacht hat und sich das heute immer noch oft vorstellt. Die Astronomen kleben nicht mit dem Auge am Objektiv des Teleskops und betrachten den Himmel. Die Astronomen sitzen in einem Kontrollraum vor dem Computer und am Objektiv befindet sich optisches Instrument. Eine Kamera zum Beispiel, die das Licht über lange Zeiträume hinweg sammelt.

Und dann passiert das, was man ja auch von normalen Fotografien kennt. Wenn man in einer dunklen Nacht nach draußen geht und dort auf der Straße vielleicht nur eine schwache Laterne leuchtet, dann sieht das für uns mit unseren Augen dunkel aus. Wenn man aber mit einer Kamera ein Foto der Szene macht und das Bild sehr lange belichtet, dann erscheint auf der Fotografie alles ziemlich hell. Weil die Kamera eben das Licht der Lampe über einen langen Zeitraum hinweg sammelt und aufzeichnet – und unser Auge das nicht kann. Das kriegt quasi nur ein instantanes Live-Bild der Welt; die Kamera kann die Daten sammeln und je mehr Zeit vergeht, desto mehr Licht sammelt sich an und desto heller ist das Bild.

Das ist auch einer der wichtigsten Gründe, warum Astronomen immer größere Teleskope bauen. Um möglichst viel Licht sammeln zu können und so immer schwächere Objekte beobachten können. Selbst aus ausreichend großer Entfernung würden wir mit unseren Augen nichts von der bunten Farbenpracht der Nebel sehen. Das geht nur mit optischen Instrumenten.

Auch die Farben selbst sind in gewissen Sinne nicht real. Die Kameras der modernen Astronomie funktionieren digital. So wie ja eigentlich alle Kameras heutzutage. Und da gibt es keine Farben im eigentlich Sinn, da gibt es Filter. Die Astronomen machen nicht eine Aufnahme und die ist dann bunt. Sondern sie machen viele verschiedene Aufnahmen mit verschiedenen Filtern die jeweils nur eine bestimmte Wellenlänge des Lichts durchlassen bzw. bestimmte Wellenlängenbereiche. Das kann zum Beispiel ein Filter sein, der nur rotes Licht durchlässt. Das digitale Bild, das man so erhält, ist dann aber erst Mal nicht rot, sondern grau. Man erhält ja nur Informationen über die Intensität des Lichts: Wo kommt viel Licht her und woher kommt wenig? Und man weiß, dass alles Licht das durch den Filter kam, rotes Licht war. Das gleiche kann man mit einem blauen Filter machen und einem grünen Filter, und so weiter. Diese einzelnen Aufnahmen kann man dann überlagern und entsprechend der Filter einfärben, um so ein Bild zu erzeugen, dass wieder “natürliche” Farben zeigt.

Nichts anderes machen – im Prinzip zumindest – auch die normalen Digitalkameras. Die Astronomen machen aber noch mehr. Sie können nicht nur das für unsere Augen sichtbare Licht beobachten. Sondern auch Ultraviolettes Licht. Infrarotes Licht. Mikrowellenstrahlung. Radiowellen. Und so weiter. All diese Bilder kann man ebenfalls irgendwie einfärben und überlagern. Sie machen das nicht, um noch schönere und buntere Bilder des Himmels zu kriegen – sondern weil das alles wichtige Informationen sind, die man nur mit dem normalen Licht nicht kriegen würde. Der Weihnachtsbaum-Sterhaufen schaut zum Beispiel im Infrarotlicht ganz anders aus als im normalen Licht, weil die Infrarotstrahlung Gas- und Staubschichten durchdringen kann, die das normale Licht blockieren würde.

Manche mögen vielleicht enttäuscht sein, dass die schönen bunten Bilder der Astronomen nicht das zeigen, was man auch “in echt” und mit den eigenen Augen sehen kann. Aber es ist nicht die Aufgabe der Astronomie, exakt naturgetreue Abbilder des Universums zu erzeugen. Ihre Aufgabe ist es, das Universum zu verstehen. Und darum hat sie gelernt, viel, viel mehr zu sehen als unsere Augen es können. Nur deswegen wissen wir so viel über den Kosmos. Das macht die Bilder meiner Meinung nach noch viel beeindruckender. Sie zeigen uns nicht das, was unsere Augen vom Universum sehen. Sondern das, was unser Geist vom Universum verstanden hat!

Kommentare (15)

  1. #1 pane
    26. Januar 2018

    Auch mit den Farben der Sterne ist das so eine Sache. Wir alle wissen wohl, was es bedeutet, wenn gesagt wird, der Stern ist rot oder blau. Erzählt man das einem Kind, zeigt es einem ein Vogel. Der Stern ist doch nicht rot, und jener nicht blau. Alle Sterne erscheinen mehr oder weniger weiß, die einen ein klein wenig rötlich die andern ein klein wenig bläulich.

    So genannte braune Zwerge erschienen aus der Nähe wohl wirklich tief rot, aber richtig blaue Sterne wird es sicherlich nicht geben. Blaue Planck-Strahler haben einen gehörigen Weißanteil.

  2. #2 Alderamin
    26. Januar 2018

    @Florian

    Es gibt rote Riesen, weiße Zwerge, blaue Überriesen, gelbe Sterne – und so weiter. Diese Sterne leuchten tatsächlich in all diesen Farben und würden wir in ihre Nähe fliegen, würde wir auch all diese Farben genau so sehen.

    Die Farben der Sterne sind echt, man kann sie auch ganz gut am Nachthimmel sehen; wenn man derzeit abends nach Südosten schaut, findet man das auffällige Sternbild Orion, und der Stern links oben, Beteigeuze (oder Betelgeuse) ist deutlich orangefarben (Roter Überriese, Spektralklasse M), während die Gürtelsterne und Rigel unten rechts blaue Riesen sind (Spektralklasse B). Nicht weit links unterhalb davon (nicht mehr im oben verlinkten Bild enthalten) findet sich der helle Sirius, Spektralklasse A, der Prototyp eines weißen Sterns. Die Farben sind fotographisch auffälliger als mit bloßem Auge, insbesondere wenn die Sterne etwa unscharf (flächig) abgebildet werden.

    Allerdings würden die Farben in der Nähe der Sterne fürs bloße Auge eher weniger auffällig sein, weil sich das Auge automatisch an die Beleuchtung anpasst. Im mit Glühlampenlicht (oder Warmweiß-LED) beleuchteten Zimmer fällt einem kaum auf, dass das Licht eine Farbtemperatur von unter 3000 K hat – das ist röter als das Licht eines roten Riesen (Beteigeuze ist variabel und 3150-3600 K heiß). Die verschiedenen Lichtfarben sind aus der Ferne viel auffälliger. Z.B. wenn man im Dunklen auf einen Wohnblock mit zahlreichen Fenstern und allen möglichen Lichtquellen dahinter schaut. Insofern sieht man die Farben der Sterne am besten aus der Ferne. Aber sie dürfen dazu ruhig etwas heller sein, unsere farbempfindlichen Sehzellen sind nicht sehr lichtstark. Am schönsten sind die Sternfarben deswegen im Feldstecher und Teleskop.

    Kleiner auf jeden Fall als die Linse eines Fernglases oder der Spiegel eines Teleskops. So ein optisches Instrument kann mehr Licht sammeln als das Auge und damit Dinge sichtbar machen, die man ohne das Instrument nicht sehen würde.

    Ein Teleskop kann prima Punktquellen heller machen, deswegen sieht man im Feldstecher und Teleskop mehr Sterne. Ein Punkt bleibt ein Punkt. Je mehr Licht auf diesen Punkt fokussiert wird, desto heller wird er. Was ein Teleskop aber überraschenderweise nicht kann, ist flächenhafte Objekte heller machen. Also, insgesamt heller werden sie schon, es wird ja mehr Licht gesammelt. Aber auch größer, d.h. das Licht wird im Auge auf mehr Fläche verteilt, die Flächenhelligkeit, die auf eine einzelne Sehzelle fällt, wird nicht größer.

    Nun gut, mag man sagen, dann verwendet man eben einfach weniger Vergrößerung, dann wird das Objekt kleiner und die Fläche stärker beleuchtet. Da gibt’s aber ein Problem: Das Licht, das hinten aus dem Teleskop heraus kommt, muss durch die sogenannte “Austrittspupille”, das ist der helle Lichtfleck, den man zum Beispiel am Okular eines Feldstechers sieht. Und deren Durchmesser hängt von der Vergrößerung ab. Und wenn der Durchmesser größer ist, als die Augenpupille, dann fällt ein Teil des Teleskoplichts gar nicht ins Auge.

    Beispielsweise ist bei einer 1-fachen Vergrößerung (wenn man zwei identische Sammellinsen gleicher Brennweite hintereinander setzt) die Austrittspupille genau so groß wie die Linsen selbst. Wenn man da hindurchschaut, fällt genau so viel Licht in die Pupille, wie ohne Linsen (eher noch weniger, ein kleines bisschen wird vom Glas geschluckt). Mit zunehmender Vergrößerung wird die Austrittspupille kleiner und das flächenhafte Objekt im Auge immer größer abgebildet. Doppelte Vergrößerung bedeutet halbe Austrittspupille und damit doppelt so viel Licht, das in die Augenpupille “reingequetscht” wird, aber auch vierfache Fläche im Auge, auf die das Licht verteilt wird, d.h. eine Sehzelle bekommt immer noch die gleiche Lichtmenge.

    Das gilt so lange, bis die Austrittspupille gleich groß wie die Augenpupille ist (5-7 mm bei voller Dunkelanpassung, je nach Alter). Darüber hinaus wird mit zunehmender Vergrößerung nicht mehr Licht ins Auge geleitet, weil das gesamte Licht der Frontlinse schon durch die Augenpupille passt, nur die beleuchtete Fläche im Auge steigt weiter und dann wird das beobachtete Objekt dunkler pro Sehzelle. Man kann mit passiver Optik also nicht mehr Beleuchtungsstärke pro Sehzelle rausholen, als fürs bloße Auge, nur sind die Objekte insgesamt besser zu sehen, wenn sie größer sind. Farben sieht man bei Gasnebeln auch im Teleskop eher nicht, allenfalls äußerst subtil bei ganz hellen Objekten, wenn man über ein sehr gutes Farbsehen verfügt.

    Ich sagte bewusst “passive Optik”, denn mittlerweile gibt es ein Teleskop eines französischen Startups, wo die Kamera fest verbaut ist und das Okular einen kleinen Bildschirm betrachtet. Damit sind die Gasnebel am Himmel dann so bunt, wie auf den Astrophotos im Netz – weil es Astrofotos sind!

    Diese einzelnen Aufnahmen kann man dann überlagern und entsprechend der Filter einfärben, um so ein Bild zu erzeugen, dass wieder “natürliche” Farben zeigt.

    Sehr beliebt ist die Hubble-Palette (die vom Hubble-Weltraumteleskop oft verwendet wird). Man verwendet Filter für SII (einfach ionisierten Schwefel, tiefrot), HII (ionisierten Wasserstoff, rot) und OIII (zweifach ionisierten Sauerstoff, türkis) und ordnet die damit aufgenommenen Bilder den Farbkanälen Rot (SII), Grün (HII) und Blau (OIII) zu. Mit den natürlichen Farben hat das dann wenig zu tun, da ist immer sehr viel Gelb und Blau, wo eine Aufnahme in natürlichen Farben Rot zeigen würde. Aber man erkennt im Bild Zonen unterschiedlicher Temperaturen besser. Und schön bunt ist es auch.

  3. #3 Aginor
    26. Januar 2018

    @pane:
    Sorry aber Alderamin hat wirklich Recht mit den farbigen Sternen. Wenn ich Vega und Beteigeuze mit meinem stinknormalen kleinen Teleskop einstelle und ein gewöhnliches 3-jähriges Kind (die Altersgruppe meiner Tochter) nach der Farbe des Sterns frage kommt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Antwort “Rot” oder “Orange” für Beteigeuze und “Blau” für Vega.
    Das funktioniert vielleicht nicht bei allen Sternen und auch nicht bei allen Kindern (oder Erwachsenen) aber diejenigen mit normal guten Augen schaffen das in der Regel.
    Ich mache das hin und wieder mit Astronomie-Unkundigen die nicht verstehen was an Sternen besonders sein soll, die seien ja alle gleich.
    Einfach mal den einen oder anderen ungewöhnlichen Stern zeigen, oder einen Sternhaufen oder Nebel. Gibt viel zu entdecken.

    Gruß
    Aginor

  4. #4 pane
    26. Januar 2018

    Ich weiß auch, dass Beteigeuze rot und Rigel blau ist. Aber das ist doch nicht den Eindruck, den man unbedarft hat. Natürlich kann man es auch einem Kind erklären, aber wieso muss man es erklären? Du musst keinem erklären, dass Coca Cola rot und Aral blau ist. Das sieht man sofort, aber bei den Sternen ist es was anderes, eben weil sie nicht wirklich rot oder blau sind, sondern weiß mit einem roten bzw. blauen Stich.

  5. #5 Alderamin
    26. Januar 2018

    @pane

    Weil sie nicht sehr hell sind und punktförmig. Die Farbe eines Punktes zu ermessen, ist nicht so einfach, idealerweise wird ja nur eine Sehzelle getroffen, die nur eine Grundfarbe erkennen kann (wie gesagt sind die farbempfindlichen Zapfenzellen nicht sehr lichtstark); praktisch ist das Bild auf der Netzhaut so scharf dann auch wieder nicht, aber es ist nur eine kleine Zahl von Zellen beteiligt, und der Kontrast zur Umgebung ist extrem. Deswegen ist die Farbe von Sternen für das bloße Auge nicht sehr auffällig (und überhaupt nur bei den hellsten erkennbar).

    Ein Teleskop sorgt für mehr Licht und wenn man etwas defokussiert auch für mehr beleuchtete Fläche (wenn man nicht ohnehin schon so stark vergrößert, dass man das Beugungsscheibchen sieht).

  6. #6 Peter Paul
    26. Januar 2018

    Schön, dass es jetzt zu dieser Diskussion kommt, denn das war mir noch nie richtig klar und, um ehrlich zu sein, ist es jetzt auch noch nicht.
    Also klar ist, und das sehe ich auch so , dass Beteigeuze rötlich aussieht und Rigel eher weiß, vielleicht kaltweiß.

    Aus der Nähe, sagt Alderamin, wären beide aber weiß, weil die Sehzellen die Farben besser bei geringerer Beleuchgtung wahrnehmen. Aber wieso eigentlich?
    Und dazu scheint mir auch nicht zu passen, dass man die Farben im Teleskop noch besser auseinanderhalten kann, als mit dem freien Auge. Durch das Teleskop wird doch wieder mehr Helligkeit ins Auge kommen, und mehr Helligkeit führt (siehe obiges Argument) zu weniger Farbeindruck. Nochmals: Wieso eigentlich?
    Und dazu kommt, dass logisch da ein Widerspruch in den Argumenten zu liegen scheint.

  7. #7 Alderamin
    26. Januar 2018

    @Peter Paul

    Aus der Nähe, sagt Alderamin, wären beide aber weiß, weil die Sehzellen die Farben besser bei geringerer Beleuchgtung wahrnehmen. Aber wieso eigentlich?

    Nee, das war nicht meine Behauptung, war vielleicht etwas umständlich erklärt. Wenn Du dem Stern nahe bist, dann ist er die dominante Lichtquelle und dann passt sich das Auge an die Beleuchtung an und führt eine Art Weißabgleich durch. Dann wirkt der Stern nicht mehr rötlich. Vielleicht kennst Du ja dieses Bild, das zeigt den Effekt, wie sich das Hirn die richtigen Farben zurecht rechnet, selbst wenn sie gar nicht da sind.

    Generell hilft mehr Licht schon, um die Farben besser zu erkennen, man muss aber auch einen Kontrast haben. Besonders schön sind daher Sternenpaare mit verschiedenen Farben, wie Albireo im Schwan oder Gamma Andromedae.

  8. #8 Artur57
    26. Januar 2018

    War im letzten Jahr beim Deep-Sky-Meeting in Indelhausen. Die arbeiten mit Dobson-Teleskopen, das sind transportable Versionen des Newton-Teleskops. Wenn ich das richtig sehe, treten hier die von Alderamin geschilderten Probleme nicht auf (kann mich aber täuschen). Denn beim Newoton-Teleskop gibt es keine Linsen, sondern nur Spiegel.

    Das ist absolut beeindruckend, wir diese Teleskope auch fernste Galaxien heranholen. Wenn irgendwo eine Supernova stattfindet, richten sie ihre Teleskope darauf aus und schauen sich das an.

    Ja nun, was aber schon auffällt: die Objekte sind im Vergleich zu den Fotos in den Magazinen doch sehr einfarbig. Also solche Farben wie hier im Artikel darf man nicht erwarten.

    Ich selbst habe mich übrigens nicht zum Bau eines Teleskops entschlossen. Man hat kein anderes Hobby mehr, wenn man dieses hat.

  9. #9 Peter Paul
    26. Januar 2018

    Das Bild ist wirklich kaum zu glauben. Das konnte ich noch nicht. Die Idee mit dem Weißangleich überzeugt.
    Danke!

  10. #10 Alderamin
    26. Januar 2018

    @Artur57

    Wenn ich das richtig sehe, treten hier die von Alderamin geschilderten Probleme nicht auf (kann mich aber täuschen). Denn beim Newoton-Teleskop gibt es keine Linsen, sondern nur Spiegel.

    Das hat mit Spiegel oder Linse nichts zu tun, der Lichtweg ist vergleichbar. Auch Spiegelteleskope machen Flächenobjekte nicht heller. Sie machen sie vor allem größer. Und wenn sie so groß sind, dass sie mehr als das Zentrum des Blickfelds ausfüllen, wo sich die wenig lichtempfindlichen Zäpfchenzellen häufen, dann gucken auch mehr lichtempfindliche Stäbchen mit. Die kommen praktisch nicht zum Einsatz, wenn man mit bloßem Auge ein winziges Wölkchen wie den Andromeda- oder Orionnebel fixiert.

    Bei stärkeren Vergrößerungen wird auch der Kontrast zum Himmel besser. Der Himmel ist dunkler und säuft zuerst unter die Sichtbarkeitsschwelle ab, wenn man die Vergrößerung erhöht.

    Deswegen erscheinen Flächenobjekte heller und auffälliger im Teleskop, aber sie sind nicht wirklich heller, pro Flächenelement. Nur in Summe über ihre Gesamtfläche, darin steckt die Power des großen Objektivs.

  11. #11 Artur57
    26. Januar 2018

    @Alderamin

    Kapiert, danke.

    Sie kommen bei diesen Spiegeln auf Durchmesser bis zu einem Meter, da wird es glaube ich eng mit den Linsen. Und überdies ist die Brechung ja farbabhängig, das hat der Spiegel auch nicht.

  12. #12 Tina
    Frankfurt
    26. Januar 2018

    Hey, mal was ganz anderes – die Soundqualität der Folge ist nicht so dolle, klingt wie zu laut eingestellt bei der Aufnahme. Ist das noch jemandem aufgefallen?

  13. #13 Thomas
    Berlin
    26. Januar 2018

    Ja. Ist bei mir auch – klingt ziemlich übersteuert. Dachte erst meine Kopfhörer haben das zeitliche gesegnet.

  14. #14 TMax
    27. Januar 2018

    Kann ich bestätigen. Die Aufnahme klingt ziemlich verzerrt, unabhängig von der Quelle (Youtube, Podcast).
    @Florian
    Entweder war der Mikrofonverstärker wegen zu hoher Pegeleinstellung übersteuert oder es liegt ein Defekt in der Elektronik deines Aufnahmeequipments vor.

  15. #15 Manka
    1. Februar 2018

    Kleine Korrektur: Die Augen der Astronomen hängen nicht am Objektiv, sondern am Okular. 😉