Asteroiden sind großartig. Das sage ich immer wieder; bei meinen Auftritten in den Science-Busters-Shows, in meinen Büchern und hier im Blog. Die meisten Menschen wissen aber leider gar nicht, wie super die Asteroiden sind – was hauptsächlich an der Hollywood-Propaganda liegt, die Asteroiden in den einschlägigen Katastrophenfilmen immer als die Bösewichte darstellt die auf der Erde einschlagen und alle umbringen. Ok, zugegeben: Das tun die Felsbrocken aus dem All tatsächlich ab und zu. Aber sie meinen es nicht böse! Und manchmal können wir sehr glücklich darüber sein, dass die Asteroiden mit der Erde kollidieren.

Und damit meine ich jetzt nicht die Tatsache, dass die Asteroiden bei ihren Einschlägen in der Frühzeit des Sonnensystems einen Großteils des Wassers gebracht haben, das wir heute an der Erdoberfläche finden. Auch nicht, dass höchst wahrscheinlich diverse komplexe Moleküle, die Bausteine des Lebens durch Einschläge aus dem All auf die Erde gekommen sind. Heute geht es um die spannende Geschichte von der Erde, die komplett eingefroren war und dank eines Asteroiden wieder aufgetaut ist.

Vom “Schneeball Erde” habe ich früher schon mal erzählt. In der Vergangenheit unseres Planeten gab es immer wieder mal Phasen, in denen es kälter (oder wärmer) war als heute. Es soll jetzt aber nicht um diese schnöden “Eiszeiten” oder “Kaltzeiten” gehen. Da waren ja nur die Gletscher ein bisschen weiter im Süden als heute; beim “Schneeball Erde” war es aber überall kalt. Die Gletscher sind bis zum Äquator vorgedrungen und das Eis war überall.

Meistens meint man mit “Schneeball Erde” eine Phase vor circa 500 Millionen Jahren; vermutlich war die Erde aber auch schon vor 2,3 Milliarden Jahren mal komplett zugefroren. Das nennt sich Paläoprotozoische Vereisung bzw. “Huronische Eiszeit”. Die war wirklich heftig; die hat 300 Millionen Jahre (!) gedauert. Ich will jetzt nicht im Detail darüber reden wie die Erde so komplett einfrieren kann (weil ich das ja schon mal früher getan habe). Im Wesentlichen geht es um einen Rückkopplungseffekt; wenn zu viel Erdoberfläche mit Eis bedeckt ist, wird immer mehr Sonnenlicht reflektiert; es wird noch kälter als vorher, es gibt noch mehr Eis, und so weiter. Die Frage um die es jetzt geht ist: Wie kommt die Erde aus so einer Schneeball-Phase wieder raus?

Asteroiden sind super! (Bild: ESO)

Auftritt Asteroid: In Westaustralien gibt es den Yarrabubba-Krater. Den kennt man schon länger und er ist gewaltig, auch wenn man kaum etwas davon sieht. Bis zu 70 Kilometer im Durchmesser ist er nur noch erkennbar, wenn man sich das Gestein dort ganz genau ansieht. Dann zeigen sich spezielle geologische Strukturen die man nur erklären kann wenn man davon ausgeht dass dort früher mal irgendwas sehr großes sehr schnell auf den Boden geplumpst ist. Dass der eigentliche Krater mehr oder weniger komplett verwittert ist, ist ein Anzeichen dafür, dass der Einschlag vor sehr langer Zeit stattgefunden haben muss. Aber bis jetzt wusste niemand so ganz genau, wie alt der Krater eigentlich ist. Das hat sich nun dank Timmons Erickson vom NASA Johnson Space Center und seinen Kollegen geändert. In einer kürzlich erschienenen Arbeit (“Precise radiometric age establishes Yarrabubba, Western Australia, as Earth’s oldest recognised meteorite impact structure”) haben sie den Krater exakt datiert (bzw halt so genau wie das, was in der Geologie als “exakt” gilt). Das ist gar nicht so einfach: Dazu betrachtet man Mineralien wie Zirkon – die Dinger enthalten winzige Spuren von radioaktiven Elementen die sehr lange brauchen um zu zerfallen, weswegen man sie nutzen kann um Gestein weit in die Vergangenheit zu datieren. Vereinfacht gesagt schaut man sich das Verhältnis bestimmter Elemente an und je mehr bzw je weniger davon da ist, desto älter ist der Zirkon. Und damit auch das Gestein, in das die winzigen Zirkon-Kristalle eingebettet sind.

Genau so eine Analyse haben Erickson und seine Kollegen jetzt am Yarrabubba-Krater durchgeführt und kommen zu dem Ergebnis dass er 2229 ± 5 Millionen Jahre alt ist. Also ziemlich genau zur Huronischen Eiszeit passt. Normalerweise geht man ja davon aus, dass ein Asteroideneinschlag die Welt eher kälter macht. All der Staub der bei so einem Impakt aufgewirbelt wird legt sich wie ein Schleier um die Erde und blockiert das Sonnenlicht. In diesem Fall wäre der Asteroid aber nicht auf Gestein getroffen sondern auf einen dicken Eispanzer. Und anstatt Staub wäre jede Menge Wasserdampf in die Atmosphäre gelangt. Und was macht Wasserdampf in der Atmosphäre? Einen enormen Treibhauseffekt! Besonders wenn man auf einen Schlag 5 Billiarden Kilogramm an Wasser in die Atmosphäre schubst; was der einschlagende Asteroid laut Erickson und seinen Kollegen vermutlich getan hat. Das ist circa genau so viel wie in ein Loch mit 70 Kilometer Durchmesser passt 😉

Ob es wirklich so war lässt sich natürlich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Es gibt auch alternative Hypothesen die erklären könnten, warum die Mega-Eiszeit geendet hat. Hier und da wird ein wenig Kohlendioxid aus Vulkanen seinen Weg durch das Eis in die Atmosphäre gefunden haben. Und weil das ganze Wasser als Eis gebunden war, gab es keinen Regen der es wieder entfernen konnte. Also hat es sich angesammelt bis genug für einen ausreichend starken Treibhauseffekt vorhanden war. Ich mag aber die Geschichte mit dem Asteroid lieber. Weil Asteroiden super sind!

Kommentare (31)

  1. #1 Spritkopf
    3. Februar 2020

    Weil Asteroiden super sind!

    Kommentar eines Triceratops in Nordamerika vor 65 Millionen Jahren: “Ich glaube, das wird heute ein Scheißtag.”

    Meistens meint man mit “Schneeball Erde” eine Phase vor circa 500 Millionen Jahren;

    Kleine Korrektur, der “Schneeball Erde” ist zeitlich eher vor 650 Millionen Jahren angesiedelt.

  2. #2 schlappohr
    3. Februar 2020

    […] Scheißtag […]

    Des einen Freud, des anderen Leid. Ohne den Asteroiden gäbe es uns heute vermutlich eher nicht, weil Triceratops et.al. unsere Vorfahren abgefrühstückt hätten.

    Gut, man fragt sich heutzutage manchmal, ob das vielleicht besser gewesen wäre…

  3. #3 Mars
    3. Februar 2020

    schöner beitrag
    die frage des ‘wie kommt man da wieder raus’
    ist nun auch für mich befriedigend erklärt.

    viele Theorien, von bahnunregelmässigkeiten und grosser vulkanismus (wobei der da auch mitgespielt haben darf) waren – für mich – nicht immer plausibel erklärt. wenn es nun daten gibt, freut mich das.
    grüssle

  4. #4 Till
    3. Februar 2020

    Wie lange wuerde denn das ganze Wasser in der Atmosphaere bleiben? Wuerde das nicht relativ schnell wieder als Niederschlag aus der Atmosphaere entfernt?

    Koennte es nicht auch sein, dass der ganze Staub, den der Asteroid ausserdem noch aufgewirbelt hat, die Albedo weit genug abgesenkt hat um den Rueckkopplungseffekt umzukehren?

  5. #5 Captain E.
    3. Februar 2020

    Waren die Triceratopse nicht reine Pflanzenfresser?

  6. #6 knorke
    3. Februar 2020

    @5 Captain E.
    ja schon, aber man kann das ja auch verallgemeinert meinen. Manch andere haben uns weggefrühstückt. Zumindest waren die meisten ökologischen Nischen gut von hochspezialisierten Arten besetzt. Da ist das mit der Anpassung aufgrund des schon herrschenden Konkurrenzdrucks recht schwierig.

    Diese Geschichte mit der Schneeballerde ist für mich insofern aufwühlend, weil man ja immer denkt, in so ner Lage wie die Erde ist (kosmisch) sollte doch alles roger sein. Aber da sieht man mal wieder wie viel so eine Athmosphäre mit der richtige Dichte und Zusammensetzung so ausmacht. Kann auf den Schneeball jedefalls verzichten. Zum “Glück” arbeitet Mensch ja recht erfolgreich aufs Gegenteil hin….

  7. #7 Captain E.
    3. Februar 2020

    @knorke:

    Tja, es gibt Überlegungen, dass wir gerade eigentlich wieder in eine Kaltzeit rutschen müssten, bei denen wie gehabt die Alpen und Nordeuropa (auch -amerika und -asien sowie Antarktika) unter Gletschern versänken. Da haben wir Menschen womöglich rechtzeitig die Heizung hochgedreht – nur leider viel zu stark.

  8. #8 knorke
    3. Februar 2020

    @7 Captain E
    Gehört hab ich von diesen Überlegungen auch schon, wie mir scheint aber hauptsächlich bei Klimaleugnern zweiter Art (die die den Effekt eigentlich nicht mehr leugnen – wahrscheinlich weil es selbst ihnen nun zu blöd ist – aber die Konsequenzen in Zweifel ziehen). (oder war das dritter Art? Ach egal).
    Sagen wir mal so: Solange der langfristige Trend nach oben zeigt und die Athmosphäre mehr und mehr Treibhausgase aufweist stell ich mir eine stramme Kaltzeit oder sogar Schneeball Erde schwierig vor. Außerdem dauert sowas ja auch ein paar Jahre, jedenfalls länger als die knapp 150 Jahre die wir gebraucht haben, um die aktuellen Zustände hervorzurufen. Naja, WENN es wieder dazu kommt, weiß man jetzt immerhin was zu tun ist.

  9. #9 uwe hauptschueler
    3. Februar 2020

    Bei dem Einschlag wären auf einen Schlag
    zwischen 95 und 240 Kubikkilometer Eis verdampft, wie die
    Simulation ergab. „Dieses verdampfte Eis entspricht einer
    Menge von 90 bis 200 Milliarden Tonnen Wasserdampf,

    Q.:https://www.scinexx.de/news/geowissen/beendete-ein-einschlag-die-erste-eiszeit/

    (90-200)*10⁹t. vs
    5 Billiarden Kilogramm an Wasser
    = 5 Billionen t, =5*10¹²t
    sind eindeutig unterschliche Hausnummern.
    Die heutige Wasserdampfmenge in der Atmosphäre beträgt 13*12t.

  10. #10 uwe. hauptschueler
    3. Februar 2020

    Korrektur 13*10¹²t

  11. #11 Stefan
    4. Februar 2020

    @Captain E/@knorke

    Die early-anthropogenic hypothesis oder Ruddiman-Hypothese. Dernach hat schon vor 7000 bzw. 5000 Jahren der Kohlenstoffdioxid- und Methankonzentrationen in der Erdatmosphäre durch den Menschen zugenommen.

    CO2 deswegen, weil Bäume im großen Stil gerodet wurden. Methan wegen Nassreisanbau. Wird die These für CO2 eher kontrovers diskutiert, aber eher zustimmend. Gilt es für Methan als gesichert. Methangehalt ist eng mit orbitalen Parametern verbunden. Und zwar mit der Sonneneinstrahlung aufgrund der Orbitalpräzession der Monsum stärker und führt zu Überschwemmungen und die wiederum zur Freisetzung von Methan in den Tropen (siehe: Orbital-Monsun-Theorie).

    Was eindeutig ist: Aufgrund der Orbitalparamter müsste CO2 und Methan sinken, aber sie steigen eben seit 7000 bzw. 5000 Jahren wieder. https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Early-anthopogenic-hypothesis-de.svg

    Wären die CO2- und Methanwerte so gesunken, wie erwartet (und wie in den vergangenen Warmzeiten), hätte sich ab 5.000 vor heute wieder ein Eisschild in Nordostkanada ausbilden müssen.

    Und wie schon gesagt: Wir übertreiben es mit dem Heizen.

    Siehe ausführlicher: https://population3057.blogspot.com/2014/01/the-early-anthropogenic-hypothesis.html Wiki hat auch einen Beitrag dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Ruddiman-Hypothese

  12. #12 Captain E.
    4. Februar 2020

    @knorke:

    Gehört hab ich von diesen Überlegungen auch schon, wie mir scheint aber hauptsächlich bei Klimaleugnern zweiter Art (die die den Effekt eigentlich nicht mehr leugnen – wahrscheinlich weil es selbst ihnen nun zu blöd ist – aber die Konsequenzen in Zweifel ziehen). (oder war das dritter Art? Ach egal).
    Sagen wir mal so: Solange der langfristige Trend nach oben zeigt und die Athmosphäre mehr und mehr Treibhausgase aufweist stell ich mir eine stramme Kaltzeit oder sogar Schneeball Erde schwierig vor. Außerdem dauert sowas ja auch ein paar Jahre, jedenfalls länger als die knapp 150 Jahre die wir gebraucht haben, um die aktuellen Zustände hervorzurufen. Naja, WENN es wieder dazu kommt, weiß man jetzt immerhin was zu tun ist.

    Klar versuchen einige Leute, damit den Klimawandel auszublenden, aber eigentlich ist das auch nicht der Punkt. In jüngster Zeit, erdgeschichtlich gesehen, war es auf der Erde ziemlich kalt und in der Regel lagen gerade mal ein paar wenige Jahre wärmeren Klimas zwischen zwei Kaltzeiten mit den dann immer einsetzenden massiven Vergletscherungen. In dem Rhythmus müssten die Gletscher schon längst wieder dicker werden und vorrücken – tun sie aber nicht.

    Es ist dann allerdings auch ein Trugschluss, von knappen 150 Jahren auszugehen, in denen der Mensch mittels Freisetzung fossilen Kohlenstoffs in Form von Stein- und Braunkohle sowie Erdgas und -öl. das Klima angeheizt hat. In diesen 150 Jahren wurde der Effekt zwar stärker, aber am globalen Thermostat wird schon seit der Jungsteinzeit gedreht, denn der Ackerbau und auch die Viehzucht scheinen globale Auswirkungen zu haben.

    Das Kohlendioxid fossilen Ursprungs hätte es daher zur Vermeidung einer erneuten Kaltzeit womöglich gar nicht gebraucht. Im Sinne des Klimawandels ist das also keine Entschuldigung.

  13. #13 Nemesis
    Heisszeit
    4. Februar 2020

    Captain E., #7

    Artikel dazu:

    ” Erhöhte CO2-Werte verschieben den Beginn der nächsten Kaltphase um zehntausende Jahre…”

    https://www.scinexx.de/news/geowissen/klimawandel-unterdrueckt-die-naechste-eiszeit/

  14. #14 nota.bene
    4. Februar 2020

    Was gäbe es “Großartigeres” als einen Asteroiden, der gerade groß genug wäre, um die Menschheit auszulöschen? Die ökologischen Schäden wären binnen weniger tausend Jahre überwunden, aber die Aussicht für die Erde, ohne Menschen weiterleben zu dürfen, hätte durchaus etwas Charmantes an sich.

  15. #15 knorke
    4. Februar 2020

    @nota.bene 12

    Ich verstehe gar nicht weshalb so viele Leute meinen, die Erde würde es jucken ob wir da sind oder nicht. Die Erde ist kein Lebewesen und kosmisch betrachtet wüsste ich auch nicht, warum ein Planet besonderes Interesse daran haben sollte, Leben hervorzubringen. Was z.B. ist an einer Athmosphäre wie der der Venus oder einer schönen großen Kraterlandschaft oder vereisten Flächen schlimm? Diese Projektionen menschlicher Maßstäbe auf die Natur sind schon immer höchst irritierend, aber auch noch auf Himmelskörper? Warum?
    Der wesentliche Maßsstab ist doch, so ehrlich muss man sein, was Mensch lebenswert findet. Aus diesem Grund sind Nachhaltigkeit, Biodiversität, Klimaschutz, Umweltschutz (alles auch Sachen die nicht immer miteinander vereinbar sind) sicher menschlich betrachtet wünschenswert, auch ganz ohne alles zu vermenschlichen, so amüsant der Comic mit dem verschnupften Planeten (“ich hab Homo Sapiens”) auch sein mag.

    @Captain E 11
    Ich bin kein Experte, aber ich meine dass die Zunahme des CO2 Ausstoßes der letzten x Jahre (x< 150) um so viel größer ist als zu Beginn der Industrialisierung und dies wiederum um so viel größer als in den Jahrtausenden davor, dass es mir schwerfällt das zu glauben. Zumal auch nicht plausibel für mich ist, warum das bissel Methan aus der Viehhaltung (das CO2 stammte ja vor dem Industriezeitalter aus einem regnerativen Kreislauf, es bleibt also nur das was durch Rodung freigesetz oder in Methan umgewandelt wird – aka Kuhfurz) so großen Einfluss gehabt haben soll.
    Zumal ja auch gar nicht plausibel ist, dass kalt- und warmzeiten sich regemäßig abwechseln müssen. Klima ist ein komplexes System und Schwankungen sind sicherlich normal, aber die letzten Jahrtausende(Jahrhunderttausende) können da ja auch wiederum eine eher seltene und besondere Phase darstellen. Irgendwer hat sich dazu sicherlich mal fundiert Gedanken gemacht, aber ich find das in erster Augenscheinname erstmal alles etwas schwer nachzuvollziehen, dass A) die vorindustrielle Phase eine handfeste Kaltzeit abgewendet haben können soll und B) diese überhaupt hätte anstehen müssen
    Es gibt ja auch einen scheinbaren Zyklus für Massensterben auf der Erde. Und der ist ja auch nicht unumstritten, nur mal als weiteres Beispiel das scheinbare Muster nicht automatisch auch echte, stabile und durch dieselbe ursache bedingte Zyklen sein müssen.

  16. #17 Captain E.
    6. Februar 2020

    @knorke:

    Ich denke, du übersiehst die Methanausgasungen des Ackerbaus. Schon Weizen setzt eine Menge Methan frei, Reis aber deutlich mehr. Wenn das also schon alles zur Vermeidung einer Kaltzeit gereicht haben sollte, wäre der Ausstoß fossilen Kohlenstoffs nur um so schlimmer, denn diese Emissionen kommen nun einmal noch oben drauf.

  17. #18 Alderamin
    6. Februar 2020

    @Mars

    viele Theorien, von bahnunregelmässigkeiten und grosser vulkanismus (wobei der da auch mitgespielt haben darf) waren – für mich – nicht immer plausibel erklärt.

    Die gängige Erklärung über den Kohlenstoffzyklus ist schon plausibel. Warum hat die Erde nicht so viel freies CO2 in der Atmosphäre wie die Venus? Weil es in Kontakt mit Wasser und Kalziumoxid als Gestein gebunden wurde, als Kalziumkarbonat (Kalkstein) und Kalziumhydrogenkarbonat. Bei der Subduktion des Gesteins unter den Kontinentalplatten wird das CO2 wieder frei, ist in der Lava enthalten und macht Vulkane gelegentlich so explosiv. Auch Mineralwasser mit Kohlensäure entsteht aus diesem CO2, siehe etwa Laacher See / Kaltwassergeysir in Andernach.

    Durch die Bindung des CO2 nahm der Gehalt in der Atmosphäre so weit ab, dass der Treibhauseffekt nicht mehr reichte, um die Ozeane am Zufrieren zu hindern. Dadurch wurde das CO2 in der Atmosphäre vom Wasser abgeschnitten, band sich nicht mehr an Gestein und konnte sich durch Vulkanismus wieder anreichern, bis der Treibhauseffekt das Eis wieder auftaute.

    Mir erscheint diese Theorie immer noch plausibler als ein Kataklysmus, der kurze Zeit ein wenig Wärme und Wasserdampf in die Atmosphäre brachte, weil ohne nachhaltige Erhöhung des CO2-Gehalts die Erde danach wieder zufrieren würde, das Wasser bleibt nicht dauerhaft in der Atmosphäre ohne den Treibhauseffekt des CO2. Passend alte Krater mag man finden, aber ob das für eine Kausalität reicht?

  18. #19 R.Weber
    6. Februar 2020

    “Ich mag aber die Geschichte mit dem Asteroid lieber. Weil Asteroiden super sind! ”

    … jedoch ist die reale Welt kein Wunschkonzert!

  19. #20 Stephan
    7. Februar 2020

    #11
    “Es ist dann allerdings auch ein Trugschluss, von knappen 150 Jahren auszugehen, in denen der Mensch mittels Freisetzung fossilen Kohlenstoffs in Form von Stein- und Braunkohle sowie Erdgas und -öl. das Klima angeheizt hat. In diesen 150 Jahren wurde der Effekt zwar stärker, aber am globalen Thermostat wird schon seit der Jungsteinzeit gedreht, ”
    Nein, das ist kein Trugschluß, siehe hier:
    https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/files/co2_10k.png

    Ackerbau und Viehzucht haben im übrigen gegenwärtig 15% Anteil an der Klimaerwärmung.

  20. #21 Stephan
    7. Februar 2020

    Und hier der Temperaturverlauf.
    https://scilogs.spektrum.de/wblogs/gallery/16/Marcott.png
    Bei -8000 Jahren geht die Jungsteinzeit so langsam los und erfaßt ab -6000 Schritt für Schritt die gesamte damalige Menschheit. bei ca. -3000 hat sie sich überall durchgesetzt.
    Ab -5000 beginnt die Tonwarenerzeugung, also Verbrennung erster wesentlicher Mengen an Holz zur Erzeugung hoher Temperaturen. Die Kenntnisse dieser neuen Technologie führten fast gleichzeitig mit der Tonwarenerzeugung zur Kupferzeit, also zur ersten Metallurgie. Bei -3000 begann zaghaft die Bronzezeit, die hatte um -1000 ihren Höhepunkt und ging dann langsam zur Eisenzeit über. Diese wirtschaftlichen Aktivitäten über etwa 8000 Jahre bewirkten einen kaum wahrnehmbaren Anstieg des CO2-Gehaltes und konnten die natürliche Abnahme der Durchschnittstemperatur nicht aufhalten. Erst seit ca. 120 Jahren schnellen beide in die Höhe. Mal sehen, wie lange noch.

  21. #22 Stephan
    7. Februar 2020

    #17
    Bei einem Asteroideneinschlag, der die genannten Mengen an Wasserdampf erzeugt, gibt es die positive Rückkopplung der CO2-Freisetzung aus dem wärmer werdenden Meer. Das schaukelt sich dann auf…

  22. #23 Stephan
    7. Februar 2020

    #14
    “Zumal ja auch gar nicht plausibel ist, dass Kalt- und Warmzeiten sich regelmäßig abwechseln müssen.”
    Doch, das ist plausibel.
    Die Milankovic-Zyklen regeln das vom Grundsatz her. Dazu kamen Zeiten, in denen jahrhundertelang eine verstärkte Vulkanaktivität herrschten (oder vielleicht auch mal gar keine). Irgendwas ist immer, irgendwas ändert sich immer im Gefüge. Die globale Durchschnittstemperatur reagiert sehr feinfühlig und kleine Veränderungen dieser haben große Wirkungen. Von der letzten Eiszeit bis 1900 hat sich die Temperatur um 1% erhöht und die Nordhalbkugel wurde völlig umgekrempelt. Von 1900 bis jetzt beträgt die Änderung gar nur 0,3% und Folgen sind schon unübersehbar.

  23. #24 Stephan
    7. Februar 2020

    PS:
    von -20.000 bis 1900 (also gestern) 1% Erwärmung, von gestern bis 2100 (also morgen) nochmal 1% Erwärmung.
    Die Phantasie schafft es nicht, sich die Folgen vorzustellen.

  24. #25 Captain E.
    7. Februar 2020

    @Stephan:

    Langer Rede, kurzer Sinn: Ohne die Industrialisierung würden wir gerade unaufhaltsam in die nächste Kaltzeit schliddern? Die sonstigen Aktivitäten der Menschheit, also etwa die Freisetzung von Methan durch die Landwirtschaft und die Abholzung der kühlenden Wälder, haben höchstens einen aufschiebenden Effekt gehabt?

    Und klar, der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre konnte erst mit der Verbrennung der Kohle ansteigen. Das Methan der Landwirtschaft konnte nur einen begrenzten Effekt haben, da es damals großteils aus nicht-fossilen Quellen stammte und nur für eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verbleiben konnte, bevor es wieder zu Kohlendioxid und Wasser oxidierte.

  25. #26 Stephan
    7. Februar 2020

    Ja, so etwa in 50.000 Jahren.
    Die Landwirtschaft der Jungstein- keine Auswirkung.
    Unsere heutige Landwirtschaft- kaum eine Auswirkung. Na gut, über längere Zeit dann doch. Wer weiß, separat betrachtet vielleicht doch zähmbar…
    Wir verbrennen fossile Brennstoffe eetwa 1000 mal schneller, als sie vor 300…15 Mio Jahren entstanden sind. Die Verbrennungsrückstände können nicht schnell genug in C rückgeführt werden, sie sammeln sich an, das ist es.

  26. #27 Stephan
    7. Februar 2020

    Weil die menschgemachte Erwärmung die natürliche Abkühlung bei weitem überkompensiert, sagt man, der anthropogene Anteil der Erwärmung beträgt nicht 100, sondern 110%.

  27. #28 Stephan
    7. Februar 2020

    #3 Till
    Die absolute Luftfeuchtigkeit ist ausschließlich von der Lufttemperatur abhängig, sie ist eine abhängig veränderliche Variable im Klimageschehen. Sie wirkt wie ein Hebel auf eine einmal begonnene Temperaturänderung- sie ist ein Rückkopplungsfaktor.
    Die rel. Luftfeuchte beträgt durchschnittlich 60%.

  28. #29 Captain E.
    7. Februar 2020

    @Stephan:

    Ja, so etwa in 50.000 Jahren.

    Doch noch so lange? Angesichts der jüngsten Schwankungen der aktuellen Eiszeit zwischen Kalt- und Eiszeiten hätte die nächste große Kältewelle doch eigentlich früher kommen sollen.

    Die Landwirtschaft der Jungstein- keine Auswirkung.
    Unsere heutige Landwirtschaft- kaum eine Auswirkung. Na gut, über längere Zeit dann doch. Wer weiß, separat betrachtet vielleicht doch zähmbar…

    Es ist nur logisch, dass es keine Auswirkung auf den Kohlendioxidgehalt gegeben hat, denn der steigt nur, wenn fossiler Kohlenstoff oxidiert. Damals wurde aber noch keiner emittiert. Es gibt aber auch noch andere Faktoren wie etwa die Entwicklung der Wälder oder eben den Methanausstoß. Die von dir zitierte Grafik sagt nun aber nichts über Methan aus, sondern nur über Kohlendioxid. Methan ist, wer wüsste es nicht, ein erheblich stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid. Der Logik zufolge wird es allerdings vergleichsweise schnell unter dem Einfluss von Sonne und Sauerstoff in Kohlendioxid umgesetzt, und das hätte keinerlei Einfluss, weil es gerade die Menge ergibt, aus der das Methan produziert worden war – ein Kreislauf. (Zusätzliche Einträge durch Trockenlegungen von Mooren fallen in dem Zusammenhang vermutlich nicht ins Gewicht, und das Auftauen der Permafrostböden vermutlich ebenso wenig.) Mit anderen Worten: Der Methan-Ausstoß seit Beginn der neolithischen Landwirtschaft sollte messbar sein und einen Einfluss ausgeübt haben, aber nur begrenzt wegen der geringen Haltbarkeit in der Atmosphäre.

    Wir verbrennen fossile Brennstoffe eetwa 1000 mal schneller, als sie vor 300…15 Mio Jahren entstanden sind. Die Verbrennungsrückstände können nicht schnell genug in C rückgeführt werden, sie sammeln sich an, das ist es.

    Tja, das ist ja genau das Problem. Die von dir angegebene Temperaturentwicklung lässt vermuten, dass wir trotz unserer Aktivitäten (Methanausstoß, Abholzung, Trockenlegung) auf dem Weg in die nächste Kaltzeit gewesen sind, diese Entwicklung dann aber mit Beginn der Industrialisierung gestoppt haben – und dann haben wir es natürlich völlig überkompensiert. Vielleicht sollte man demnächst Endlager für Kohlendioxid bauen und dort dann etwa Baumstämme einlagern? Das Zeug muss raus der Atmosphäre, wie auch immer.

    Aber ohne die Erfindung der Landwirtschaft wäre die Erde womöglich schon längst wieder großflächig vergletschert, und eine industriell geprägte Zivilisation mit all ihren Vor- und Nachteilen hätte sich niemals entwickeln können. Wir Menschen hätten dann heute ganz andere Probleme. Gut, Menschen sind auch in den Kaltzeiten immer irgendwie zurecht gekommen. Jetzt stellt sich die Frage, ob wir dafür gesorgt haben, dass die aktuelle Eiszeit dem Ende entgegen geht, ob dieser Prozess noch gestoppt werden kann und wie es sich überhaupt auf der Erde in Zukunft leben lässt.

  29. #30 Stephan
    7. Februar 2020

    Die Astronomen und Himmelsmechaniker berechnen die wechselnden Neigungen der Erdachse und die Klimaphysiker ermitteln daraus die nächste Eiszeit und sagen aber gleichzeitig, es ist schon jetzt klar, daß diese ausfallen wird.
    Das Abholzen der Wälder in früheren Zeiten war viel zu gering, um den CO2-Gehalt wesentlich zu beeinflussen, zudem wuchsen sie immer wieder nach, denn normalerweise zogen die Menschen weiter, wenn sie ihre Lebensgrundlage durch Abholzung vernichtet hatten.
    Die Rolle der Wälder als CO2-Senke wird sowieso übeschätzt. Man bedenke: in den Kohlelegerstätten sind hunderte, tausende Wälder aus Jahrhunderttausenden bis Jahrmillionen teilweise mehrere hundert Meter, auf jeden Fall einige zig Meter, übereinandergestapelt! Wenn wir Wald pflanzen oder abholzen, ist es immer nur einer! Wie sollen wir mehrere übereinanderstapeln?? Wie gesagt: unsere Verbrennungsgeschwindigkeit ist nahezu tausendmal höher als die Wachstumsgeschwindigkeit…. Wir haben keine Chance, mit Wald irgendetwas zu erreichen.
    Die wesentliche Quelle für CO2 war in den alten Zeiten das Methan aus der Landwirtschaft. Quellen dafür sind die Wiederkäuermagen (Rinder, Schafe, Ziegen), sie werden seit ca. -8000 domestiziert, und der Reisanbau, ebenfalls seit -8000. Beides natürlich zunächst äußerst wenig und mit sehr langsamen Produktionssteigerungen über Jahrtausende. Hat ja auch den CO2-Gehalt kaum erhöht.
    Übrigens wird der Ertrag des Reisanbaus im Zuge der weiteren Erwärmung um über 50% zurückgehen, beim Weizen sind es 20%.
    Das CO2 aus dem Methan bewegte sich zwar im Kreis, aber auf einem höheren Level, genau wie heute. Es gab also tatsächlich einen Mini-Anstieg des CO2-Gehaltes.
    Endlager für CO2 im Sinne von Senken waren vor 10…15 Jahren bei uns bereits geplant, Vattenfall hatte ein diesbezügliches Demonstrationskraftwerk in Schwarze Pumpe in Betrieb, das Versuchskraftwerk war im Bau. Das gering anfallende CO2 wurde faktisch in Handarbeit in ausgebeutete Gaslagerstätten eingebracht. Das sollte großtechnisch ausgebaut werden. Leider gab es auch damals schon Hasser und Leugner der Wissenschaft. Und diese üblichen Verdächtigen, also Grüne, Pastoren, sogenannte besorgte Bürger, haben es dann auch geschafft, dieses Projekt “demokratisch” abzuwürgen. Selbstverständlich wird es in einigen Jahrzehnten völlig “undemokratisch” und unter der Führung der UNO wieder aufgegriffen werden, leider dann ohne technologischem Vorlauf und in äußerster Hast. Und selbst, wenn es irgendwie gelänge, es zu realisieren- die Verbrennungsgeschwindigkeit ist tausendmal größer als die Wachstumsgeschwindigkeit…. es sind Unmengen von leergepumpten Gaslagerstätten erforderlich, mehr als es gibt…
    Es stellt sich nicht nur die Frage, wie es sich in Zukunft auf der Erde leben läßt, sondern ob, und falls ja, für wieviel Menschen.

  30. #31 Captain E.
    10. Februar 2020

    @Stephan:

    Es geht aber nicht nur um das Kohlendioxid. Es ist ja klar, dass die globale Erwärmung hauptsächlich auf den höheren Anteil in der Atmosphäre zurück zu führen ist, und da sind alle Quellen irrelevant mit Ausnahme der fossilen – die dafür umso stärker. Und das setzt natürlich erst im 19. Jahrhundert ein.

    Menschliche Einflüsse hat es aber schon zuvor gegeben. Die “Kleine Eiszeit” wird von manchen Forschern zurück geführt auf die Expedition von Hernando de Soto 1540. Die Mississippi-Kultur kam durch die Kampfhandlungen, mehr aber noch durch eingeschleppte Krankheiten zum Erliegen und die Siedlungen und Felder wurden in Folge von Wäldern überwuchert. Das hat das Weltklima ein klein wenig abgekühlt und so möglicherweise zu den bekannten Folgen geführt.

    Also, in der Jungsteinzeit wurde damit begonnen, Wälder zu roden und Felder zu bestellen. Die wegfallenden Wälder, die trockengelegten Moore und der Methanausstoß dürften somit zu einer gewissen Erwärmung geführt haben. Das Methan war damals natürlich nicht-fossil und verblieb auch nur eine begrenzte Zeit in der Atmosphäre, bevor es mit dem Luftsauerstoff reagierte und zu Kohlendioxid oxidiert wurde.

    Die Oxidation von Braun- und Steinkohle sowie Erdöl und -gas ist aber selbstverständlich von einer völlig anderen Größenordnung. Die nächste Kaltzeit können wir damit definitiv vergessen.

    Apropos “Stapeln von Wäldern”: Das geht natürlich, nur müsste man die Natur nachahmen und Wälder anbauen, die Bäume dann fällen und ungenutzt in unterirdische Endlager verbringen. Mir schwindelt allerdings bei den Dimensionen! Nur wie will man es sonst tun? Gasförmiges Kohlendioxid in Kavernen oder auf dem Meeresgrund verbracht, kann ja auch immer wieder ausgasen. Und man müsste das Gas erst einmal aus der Luft extrahieren, was nur mit enormen Energiemengen zu bewältigen wäre.