Wie diverse internationale Nachrichtenagenturen berichten, kam es über der russischen Provinz Tscheljabinsk heute offenbar zur Explosion eines Meteoriten (nein, nicht 2012 DA 14). Sicher wird Florian die Details im Laufe des Tages noch verbloggen (derzeit ist es ohnehin noch zu früh für eine detaillierte Auswertung), daher findet ihr bei mir im Blog erst mal nur die ersten Videos des Vorfalls, die inzwischen bereits bei youTube eingestellt wurden. Im Hinblick auf die Authentizität der Aufnahmen verlasse ich mich mal auf den “Bad Astronomer” Phil Plait, der die Aufzeichnungen hier (in Englisch) kommentiert hat. Das erste Video wurde aus einem Fahrzeug aufgenommen und zeigt die Bahn des Meteoriten am morgendlichen Himmel.
Das zweite Video beinhaltet auch eine Audioaufzeichnung der Schockwelle (ab Sekunde 12 – am besten die Lautsprecher runterdrehen), die zahlreiche Fensterscheiben zerbesten ließ und damit wesentlich für die angeblich über 400 Verletzten verantwortlich gewesen sein dürfte.
Weitere unglaubliche Fotos und Videoaufnahmen des Ereignisses finden sich hier, hier und hier.
Update I: Das im Blogpost ursprünglich verlinkte Video wurde tatsächlich schon innerhalb einer Stunde von einem GEMA-Bot gesperrt, da im Autoradio des Fahrzeugs, aus dem die Aufnahmen gemacht wurden, offenbar GEMA-geschützte Musik lief. Unfassbar – Videoaufzeichnungen eines historischen astronomischen Ereignisses sind innerhalb von Stunden in der ganzen Welt verfügbar – nur in Deutschland müssen wir dank GEMA leider darauf verzichten…
Update II: Florian hat sich aus dem Österreich gemeldet und einen ausführlichen Blogpost für den Nachmittag angekündigt. Bis dahin werde ich hier vielleicht noch ein paar Updates posten.
Update III: Es gibt ein paar erste Zahlen von der Russischen Akademie der Wissenschaften via Ria Novosti (die natürlich nicht stimmen müssen). Demnach hatte das Objekt einen Durchmesser von etwa einem Meter und soll mehrere Tonnen gewogen haben. Bezüglich der Verletztenzahlen ist inzwischen von 500 die Rede, darunter neun Schwerverletzte. Der Meteor (wenn es denn einer gewesen ist) soll in einen See nahe der Stadt Tschebarkul gestürzt sein.
Update IV: Nochmal eine Aufnahme mit Schockwelle (Achtung – sehr laut):
Update V: Randthema: Die GEMA lässt mich via Twitter wissen, dass sie grundsätzlich keine Videos bei youTube sperren lässt. Konkret geht es mir um dieses Dash-Cam-Video des Vorfalls, das hier im Astronomie-Blog von Phil Plait eingebunden ist, und das ich mir vor einigen Stunden noch problemlos ansehen konnte. Inzwischen bekomme ich bei einem Klick nur diesen Hinweis:
Update VI: Die russische Raumfahrtagentur Rokosmos schließt Ria Novostri zufolge Weltraumschrott als Ursache für den Vorfall aus und bestätigt den Einschlag eines kosmischen Himmelskörpers. Der Meteorit habe eine Geschwindigkeit von etwa 30 Kilometern pro Sekunde gehabt und sei noch in der Luft explodiert.
Update VII: Die European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites (EUMETSAT) hat diese faszinierende Aufnahme des geostationären Satelliten Meteosat-10 im offiziellen Flickr-Account der Agentur veröffentlicht. Zu sehen ist der Eintritt des Meteoriten in die Erdatmosphäre (Bildmitte).
Update VIII: Über den Liveticker von Russia TV wurde vor einigen Minuten vermeldet, dass das Militär inzwischen einen (von mehreren?) Kratern lokalisiert habe. Er soll einen Durchmesser von sechs Metern besitzen. Auch interesssant: Die britische Zeitung The Telegraph hat auf ihrem youTube-Kanal ein Interview mit einem Astronomen (einem Dr. Simon Greene) eingestellt, der eine ganze Reihe von Amateuraufnahmen des Vorfalls kommentiert. Gleich die erste Aufnahme ist ein Ausschnitt des absolut spektakulären Dash-Cam-Videos, das im Original leider immer noch mit Verweis auf die GEMA gesperrt ist. Da in diesem Fall der Ton durch den Kommentar von Dr. Greene ersetzt wurde, dürfte diese Aufnahme nun aber hoffentlich verfügbar bleiben…
Update IX: Hah. Die GEMA-freie Version des faszinierenden Videos fürs “deutsche Internet”:
Update X: Beim russischen Sender RT gibt es einige Aufnahmen von Überwachungskameras, die das Eintreffen der Schockwelle zeigen. Hier traten offenbar teils ganz erhebliche Schäden ein. Nahe der Stadt Tschebarkul ist angeblich eine größere Industriehalle durch die Schockwelle oder den Einschlag eines Meteorfragments zum Einsturz gebracht worden. Bei Twitter kursieren derzeit allerdings viele wilde Fotos und Gerüchte, so dass man sicher noch eine Weile abwarten muss, bis gesicherte Informationen vorliegen.
Update XI: Die GEMA weist auf Twitter übrigens alle Schuld an der Videosperrung von sich.
Update XII: Ich poste doch mal was zur angeblich von einem Meteortrümmer getroffenen Zinkfabrik. Diese Aufnahme wurde von Alexander Koretsky, einem Kommunalpolitiker aus Tscheljabinsk, auf Twitter (@ a_koretsky) gepostet. Da ein derartiger Schaden kaum durch die Schockwelle eingetreten sein kann, liegt die Vermutung in der Tat nahe, dass hier zumindest ein Bruchteil des Himmelskörpers eingeschlagen ist.
Update XIII: Mittlerweile hat sich unser Astro-Blogger Florian des Themas angenommen und berichtet hier in regelmäßigen Updates. Das trifft sich besonders gut, da mir aufgrund einiger anstehender Termine demnächst ohnehin die Zeit für weitere Updates ausgegangen werde. Daher übergebe ich das weitere Live-Blogging sehr gerne an Astrodicticum Simplex.
Zu der GEMA-Geschichte (das gesperrte Video enthielt übrigens sehr wohl Musik, wenn auch sicher keine durch die GEMA geschützte) werde ich mich in den nächsten Tagen gerne nochmal kundig machen und ein paar Anfragen starten – eventuell lohnt es sich ja, das “wie konnte denn so etwas nur passieren” einmal in aller Ruhe hier im Blog aufzudröseln…
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