Nun bin ich tatsächlich schon mehrere Wochen lang nicht mehr zum Sciencebloggen gekommen – was insbesondere an meiner derzeitigen Dreifach-Belastung durch eine neue Teilzeitstelle im Bereich Forschungsmittelbeschaffung an der Hochschule Harz, ein für unser An-Institut HarzOptics zu erabeitendes ISO 9100-Qualitätsmanagementsystem und natürlich das Hüten unserer Tochter lag, die vor zwei Tagen genau sechs Monate alt geworden ist. Demnächst wird es aber auch im “Frischen Wind” wieder regelmäßig mit neuen Artikeln weitergehen – einige Themen und Buchrezensionen hierfür habe ich derzeit schon in Vorbereitung…
Zur Einstimmung greife ich heute nur kurz einen Beitrag im Blog der US-Organisation “Speaking of Research” auf, die sich für einen verantwortungsbewussten und ethischen Umgang mit medizinischen Versuchstieren, zugleich aber auch gegen die Dämonisierung medizinischer Tierversuche einsetzt. Der Artikel bemängelt zu Recht das neue Browserspiel “Cage Fight” der Tierschutzorganisation PeTA, die zugegebenermaßen ohnehin nicht gerade für ihre fachlich korrekte und ausgewogene Öffentlichkeitsarbeit bekannt ist (genau damit aber natürlich reichlich Öffentlichkeit generiert). In “Cage Fight” begibt sich der Spieler auf eine Art Amoklauf durch die Labore der fiktiven “River University”, in dessen Rahmen nicht nur Versuchstiere befreit, sondern auch dutzendweise böse Pharmaforscher und Wachleute ins Koma geprügelt werden.
Wie sich das für ein typisches Universitätslabor gehört, dürfen neben irren Wissenschaftlern und gequälten Tieren natürlich auch die mehreren Hektoliter Blut nicht fehlen, die an den Wänden und auf den Böden verschmiert werden. Besonders drollig: Bevor man sie mit gezielten Faustschlägen und Tritten auf die Intensivstation schickt, kann man sich mit dem einen oder anderen Wissenschaftler auch noch unterhalten. Auf den unteren beiden Screenshots rechtfertigt etwa “Professor Podesta” sein an eine Horrorfilm-Kulisse erinnerndes Labor damit, dass er als Wissenschaftler ja Paper publizieren müsste – und der einfachste Weg dies zu tun nun mal das Einsperren und Verkrüppeln von Tieren sei.
Gäbe es im “Frischen Wind” eine Auszeichnung analog zu Georgs “Klimaschmock des Monats” – die Ersteller dieses wissenschaftsfeindlichen Machwerks (von denen niemand – davon ist wohl auszugehen – im Falle einer Krebserkrankung ein lebensrettendes Medikament zurückweisen würde) hätten sich diese redlich verdient. Kaum auszudenken, was in den USA los gewesen wäre, hätte etwa die NRA ein Computerspiel veröffentlicht, in dem der Protagonist um sich schießend und schlagend durch eine Universität oder eine Schule rennt. Man möchte sich gar nicht vorstellen, welches Bild und welches Verständnis von “Wissenschaft” PeTA-Aktivist/innen jenseits des Rampenlichts an diejenigen vermitteln, die wirklich keine Vorstellung davon haben, wie Medikamentenforschung funktioniert…
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