Die Mondfinsternis vom letzten Freitagabend ist Geschichte – Montagabend drehte ich erst gegen 23:00 Uhr meine Jogging-Runde, um der Tageshitze auszuweichen, da leuchtete der Mars ungewohnt hell in Richtung Süd-Südost und markierte die Position des Mondes vom Freitag, der gerade erst im Südosten aufgegangen war. Mars war uns am Dienstag gegen 9 Uhr so nah wie seit 2003 nicht mehr. Spiegel Online spricht von einem “Spektakel” von dem wir “leider […] in Europa wenig davon [haben], denn hier ist es Tag und hell” – als wenn die Annäherung des Mars an die Erde nur ein paar Minuten dauerte! Unsinn, Mars ist uns noch wochenlang nahe (und auch nicht erst seit letzten Freitag, wie es im Artikel heißt) und der Planet heller und größer als in den vergangenen 15 Jahren.
Im Süden stand noch immer der Saturn als fremder Lichtpunkt im Schützen, derzeit ungefähr in seiner tiefsten Stellung auf seinem 30jährigen Lauf um die Ekliptik, und Jupiter setzte weiter westlich zum Untergang an. Die Planetenparade dauert noch an, wer anläßlich der Mondfinsternis wegen Bewölkung kein Glück hatte, sie zu sehen, hat also noch Zeit. Interessanterweise “wollen” die derzeitigen Sterne im Westen nicht so schnell von unserem Himmel verschwinden, denn obwohl ihr Untergang jeden Tag 4 Minuten früher erfolgt, geht die Sonne jeden Tag 2 Minuten früher unter, weil die Tageslänge sich gen Herbst und Winter verkürzt. Es wird also früher dunkel, die abnehmende Tageslichtperiode und die mit 4 Minuten gegen die Sonnentaglänge kürzere Dauer des siderischen Tages (Umlauf der Erde in Bezug auf den Sternenhimmel) arbeiten Hand in Hand. Im Frühjahr ist es umgekehrt, die Frühjahrssternbilder verschwinden sehr schnell, da sie ebenfalls jeden Tag 4 Minuten früher untergehen, aber die Sonne 2-3 Minuten täglich später – Sonnenuntergang und siderischer Tag arbeiten hier gegeneinander.
Mondfinsternis-Nachlese
Anderswo waren schon Bilder von der Mondfinsternis zu sehen. Ich habe ein bisschen Zeit gebraucht, um meine Ausbeute zu verarbeiten. Ich habe auch noch auf Zusendungen der Leser gewartet, aber anscheinend haben die meisten nur geschaut, Pech mit dem Wetter gehabt oder möchten ihre Bilder nicht teilen. Vielleicht kommt ja auch noch das eine oder andere Bild nach, würde mich freuen, ich ergänze es dann hier.
Immerhin drei sehr schöne Bilder darf ich Euch aber zeigen. Dann habe ich noch ein paar von der ISS aus gemachte Aufnahmen aufgetrieben und schließlich folgen noch die Ergebnisse meiner Mini-Expedition in die Voreifel.
Mondfinsternis an der Ostsee
Die folgenden beiden Bilder wurden mit einer spiegellosen Systemkamera im Micro-Four-Thirds-Format aufgenommen, das einen Brennweiten-Verlängerungsfaktor (Crop-Faktor) von 2 gegenüber Vollformat 24×36 hat. Die Seebrücke von Grömitz an der Ostsee mit ihrer Natriumdampf-Beleuchtung bildet einen passend gefärbten Vordergrund zum rot verfinsterten Mond1.
Telezoom
Das nächste Bild wurde mir von Leser JW zugesendet. Es entstand mit einer APS-C-Kamera und einem 150-600 mm Telezoom auf Stativ. Das Bild kam ohne weitere Bearbeitung as is aus der Kamera. Sehr gelungen, finde ich.
Von der ISS aus
Einige haben sich beschwert, die ISS sei vorbei geflogen, aber Alexander Gerst habe gar nicht gewunken. Dazu hatte er auch keine Zeit, denn er hat selbst die Mondfinsternis fotografiert. Den Vordergrund bildet (auch mangels Alternativen) unser schöner blauer Planet bzw. dessen Atmosphäre.
Ohne @Astro_Alex zu nahe treten zu wollen, finde ich die Aufnahmen seines Crew-Mitglieds Oleg Artemjew noch ein wenig gelungener. Die darf ich hier aber nicht direkt einbinden, da keine CC-Lizenz genannt ist. Man kann sie aber auf seinem Instagram-Account anschauen.
Voreifel-MoFi
Und nun noch ein paar Bilder von meinem Beobachtungsabend. Ich hatte mir, ziemlich spontan und ohne große vorherige Recherche, einen der vordersten Voreifel-Hügel ausgesucht mit einigermaßen freier Sicht nach Osten und Süden. Ursprünglich wollte ich ein Panorama übers Rurtal den gegenüber liegenden Hügel mit im Bild haben, aber der Azimutwinkel passte nicht.
Ich hatte (wie bei der Sonnenfinsternis letztes Jahr) meine Pentax K-S2 auf ein festes Dreibein-Stativ montiert, weil die Kamera Serienaufnahmen beherrscht. Sie sollte alle 5 Minuten ein Bild machen, von der ersten Sichtung des Mondes bis gegen Ende der Halbschattenphase. Die ältere Pentax K-x mit ihren nur 12 Megapixeln kam ans Teleskop. Ich hatte den Skywatcher 120 mm Refraktor mit 900 mm Brennweite und ein Edge-HD8 Schmidt-Cassegrain-Reflektor mit 200 mm Öffnung und 2000 mm Brennweite zur Verfügung. Bei APS-C sind 2000 mm Brennweite allerdings schon zu viel, um den Mond komplett aufs Bild zu bekommen (nur in der langen Richtung des Sensors passt er). Eine f/6.3-Reduzierlinse ist zwar vorhanden, aber um verzerrungsfreie Bilder damit zu erhalten, muss man einen bestimmten Abstand vom Sensor einhalten und ich hatte die nötigen Abstandsringe noch nicht zusammengestellt, daher wählte ich der Einfachheit halber den unproblematischeren Refraktor, der auf eine parallaktische Montierung mit Motor (gespeist von der Autobatterie) gepackt wurde. Zum exakten Ausrichten fehlte mir der Polarstern, da ich im Hellen aufbaute, daher stellte ich ihn nur Pi-mal-Daumen mit der Stundenachse Richtung Norden (laut Handy-Kompass) auf.
Gegen 22:05h fand ich dann endlich den bereits total verfinsterten Mond mit dem Feldstecher am blauen Abendhimmel, startete die Serie und machte die erste Aufnahme durchs Teleskop.
20 Minuten später war es dann deutlich dunkler und dieser komplett verfinsterte Mond vor noch dunkelblauem Himmel kam heraus:
7 Minuten später entstand das Titelbild des Artikels ganz oben.
Kurz nach 23 Uhr gegen Ende der totalen Phase entstand dieses Bild, weitgehend ohne Bearbeitung:
9 Minuten später war der vordere Rand des Mondes schon aus dem Erdschatten ausgetreten:
Die partiellen Phasen habe ich dann in einem Komposit mit den totalen kombiniert:
Noch ein Komposit mit dem Erdschatten in fixierter Position:
Und was ist bei der Kamera auf Stativ herausgekommen? Die hatte ich auf 26 mm Brennweite eingestellt und dann zunächst mit 1s bei Blende 4 und 400 ISO belichtet. Als der Mond dann aus dem Erdschatten kam, habe ich immer mal wieder die Serie unterbrochen und die Belichtungszeit verkürzt, bis auf 1/1000 s, jeweils an einer Probeaufnahme verifiziert (Mond im Bild hochgezoomt). Deswegen verschwindet der Mars irgendwann aus dem Bild, es reicht nicht mehr für ihn. Was mich ärgert ist, dass ich nicht am Ende der Totalität eine 15-s-Belichtung für den Himmelshintergrund gemacht habe, die hätte ich prima noch mit integrieren können. Nächstesmal. Und dann weniger Weitwinkel, nur die totale Phase, dafür etwas größere Monde.
Da der Himmel anfangs hell und später dunkel war, hatte ich die Wahl, den Himmel blau zu lassen oder schwarz zu machen. Habe mich dagegen entschieden und das Dunkelwerden mit ins Bild übernommen. Sieht dann so aus:
Sind jetzt nicht die Akropolis oder die Pyramiden von Gizeh, aber ich bin trotzdem zufrieden 🙂 .
1 Ich lehne es ab, mich dem von der Presse zelebrierten und sogar auf den ScienceBlogs angetroffenen “Blutmond”-Hype anzuschließen, weil der Begriff der Esoteriker-Szene entstammt.
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