Aber 2036 bzw. 2037 kommt der Asteroid der Erde wieder sehr nahe. Und hier ist die Berechnung schon schwieriger. Erstmal deswegen, weil dieser Zeitpunkt weiter in der Zukunft liegt und die Fehler deswegen größer werden – und zweitens, weil die Gravitationskraft der Erde die Bahn des Asteroiden bei der nahen Begegnung im Jahr 2028 beeinflussen wird. Und wie genau diese Beeinflussung aussehen wird, lässt sich nur schwer vorhersagen. Bisherige Berechnungen gehen von einer Kollisionswahrscheinlichkeit von 0.0022% (1:45000) für das Jahr 2036 aus. Also wieder nichts, worum man sich allzu große Sorgen machen müsste. Sicherheitshalber plant die NASA aber trotzdem, den nahen Vorbeiflug im Jahr 2028 dafür zu nutzen, eine Raumsonde zu Apophis zu schicken um so die Bahn des Asteroiden exakt genug bestimmen und genau sagen zu können, was 2036 passieren wird (Es gibt sogar vage Pläne, eine bemannte Mission dorthin zu schicken: die Orion Asteroid Mission. Aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe 😉 ).
Gestern ging nun die Meldung um die Welt, das ein 13jähriger Schüler aus Potsdam etwas herausgefunden hat, was die NASA bisher übersah und eine neue Kollisionswahrscheinlichkeit berechnet hat die mit 1:450 deutlich höher war als bisher. Und die NASA hatte ihm angeblich sogar recht gegeben! (Für einen Überblick dazu verweise ich auf den Neurons-Beitrag hier bei ScienceBlogs). Das erste Missverständnis in den Medien war die Sache mit der Kollisionswahrscheinlichkeit. Das, was der Schüler (Nico Marquardt) anscheinend getan hat, war die Satelliten zu berücksichtigen, die um die Erde kreisen. Auch wenn der Asteroid vielleicht nicht der Erde nahe kommt; einige Satelliten wären eventuell in seiner Reichweite. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Apophis 2028 mit einem Satelliten kollidiert, hat Nico nun mit 1:450 berechnet. Die Schlussfolgerung daraus: die minimale Bahnänderung, die der Asteroid durch die Kollision erfährt könnte dazu führen, dass er 2036 eben doch mit der Erde kollidiert. Für diese Arbeit bekam er sogar einen Sonderpreis beim Bundeswettbewerb von “Jugend forscht”. Allerdings hat die Sache mehrere Haken. Erstmal ist fraglich, ob der Satellit überhaupt irgendeinen relevanten Einfluss auf den (immerhin 300 Meter großen) Asteroid hat. Uns selbst wenn, dann könnte er dadurch auch auf eine Bahn gelenkt werden, die noch weiter an der Erde vorbei führt als die ursprüngliche. Wie genau Nico auf den Wert von 1:450 gekommen ist, weiß ich leider noch nicht. Aber auch da kann irgendwas nicht stimmen. Daniel Fischer hat Don Yeomans (bei der NASA zuständig für die erdnahen Asteroiden) nach der ganzen Geschichte gefragt und folgende Antwort bekommen:
“We have not corresponded with this young man and this story is absurd, a hoax or both. During its 2029 Earth close approach, Apophis will approach the Earth to about 38,900 km, well inside the geosynchronous distance at 42,240 km. However, the asteroid will cross the equatorial belt at a distance of 51,000 km – well outside the geosynchronous distance. Since the uncertainty on Apophis’ position during the Earth close approach is about 1500 km, Apophis cannot approach an Earth satellite”
Es gab also keine Gespräche zwischen der NASA und dem Schüler und es besteht auch keine Möglichkeit, das der Asteroid mit einem Satelliten kollidiert. Auch Frank Spahn, Astronom an der Uni Potsdam der Nico bei einigen astronomischen Fragen geholfen hatte, wurde von den Medien äußerst falsch zitiert. Als er von N24 interviewt wurde, hat er darauf hingewiesen, dass die Wahrscheinlichkeit so einer Kollision sehr gering ist und das die NASA-Berechnungen nicht korrigiet wurden. Aber der N24-Bericht hatte das dann unterschlagen und titelt mit “Teenager übertrumpft NASA” (mehr zu der ganzen Geschichte findet sich in Daniel Fischers Blog).
Hier ist wohl einiges schief gelaufen… Medien, die sich gleich auf die Weltuntergangsschlagezeile und die “Blamage” der NASA stürzen, ohne nachzufragen und ein interessierter Schüler, der vielleicht schlecht beraten wurde. Trotzdem ist das Engagement von Nico zu bewundern: nicht jeder 13jährige beschäftigt sich mit diesen Themen und ist vor allem fähig, sich sinnvoll damit auseinanderzusetzen! Auch wenn nun nicht alles so gelaufen ist, wie geplant bleibt zu hoffen, das Nico sich weiterhin mit Astronomie beschäftigt und sich seinen Wunsch, Astrophysiker zu werden, erfüllt!
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