Wissenschaftlich gesehen gibt es also keinen Mechanismus, der den behaupteten Einfluss des Mondes auf den Menschen bewirken könnte. Esoteriker werden nun sicher behaupten, dass die Wissenschaft ja nicht alles weis und vielleicht ein noch unbekannter Mechanismus für den Mondeinfluss verantwortlich sein könnte. Prinzipiell stimmt das – aber da die Mondphasen eine Schlüsselrolle in allen Mondregeln spielen kann es sich eigentlich nur um das Mondlicht handeln. Den die Mondphasen entstehen ja nur dadurch, dass der Mond zu verschiedenen Zeiten von der Erde aus gesehen verschieden hell erscheint.
Aber den echten Esoteriker interessieren Mechanismen meisten sowieso nicht. Auch Paungger und Poppe schreiben auf ihrer Homepage:
“Es ist ein altes Erfahrungswissen, das sich nur durch sich selbst
begründet.”
Aus wissenschaftlicher Sicht braucht man sich aber sowieso erst dann Gedanken über Mechanismen machen, wenn der Einfluss zweifelsfrei nachgewiesen werden kann. Solange nur anekdotische Überlieferungen von alten Bauern oder unspezifische Beobachtungen á la “Gestern war Vollmond und ich hab schlecht geschlafen” bekannt sind, lässt sich wissenschaftlich gesehen keine Aussage treffen. Behauptungen gibt es ja genug – und im Gegensatz zu sonstige Aussagen in der Esoterik sind diese meistens auch noch falsifizierbar. Wenn z.B. behauptet wird, bei Vollmond werden mehr Kinder geboren, weil der “volle Mond die Kinder zieht”, dann muss man eigentlich nur die Geburtenzahlen untersuchen und sollte sofort sehen, ob es hier Häufungen mit dem Vollmond gibt oder nicht.
Das wurde natürlich auch gemacht – und es wurden keine Häufungen gefunden. Ich möchte jetzt aber nicht Unmengen an Studien zitieren und vorstellen – das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Auf der Homepage von Klaudia Einhorn von der Kuffner-Sternwarte findet sich aber ein detaillierter Überlick über die diversen behaupteten Effekte und Studien, die diese Effekte widerlegen. Weder gab es den behaupteten Babyboom zu Vollmond, auch Autounfälle, Selbstmorde und Gewalttaten treten unabhängig von der Mondphase auf.
Warum glauben so viele an einen Einfluss?
Wenn es keinen Einfluss des Mondes auf den Menschen gibt, warum sind dann aber trotzdem so viele Menschen davon überzeugt? Erschreckende 92% der Deutschen glauben an den Einfluss des Mondes! Hier kommt ein psychologischer Effekt ins Spiel, der sehr mächtig sein kann: selektive Wahrnehmung!
Im Gespräch mit verschiedensten Leuten über dieses Thema fand sich fast immer eine Person die felsenfest davon überzeugt war, bei Vollmond schlechter schlafen zu können. Wie lässt sich das erklären?
Erstmal gibt es natürlich die simpelste Erklärung: der Vollmond ist hell und Licht stört beim schlafen. In Einzelfällen mag das wirklich die richtige Erklärung sein. Aber dazu müssten Schlafzimmer, Fenster, Bett und Mond zufällig gerade so orientiert sein, dass das Mondlicht auch auf den Schlafenden treffen kann. Auch Vorhänge dürfen nicht im Weg sein und meistens wird der Mond sowieso durch künstliche Lichtquellen überstrahlt (Unmittelbar vor meinem Schlafzimmerfenster hängt z.B. eine Strassenlaterne – und da ich keine Vorhänge habe kann ich eigentlich jede Nacht in meinem Bett ohne Lampen Bücher lesen 😉 Auf meinen Schlaf hat das allerdings keinen Einfluss.) Die eigentliche Ursache ist also eine andere.
Betrachten wir folgendes Szenario: Ich gehe zu Bett, schlafe schlecht und wache in der Nacht auf. Gründe für schlechten Schlaf gibt es zuhauf (Stress, Probleme, Alkohol, etc.). Vielleicht wache ich nur kurz auf, schlafe gleich weiter und merke am nächsten Tag nichts mehr davon. Vielleicht stehe ich auch auf, trinke ein Glas Wasser, lese ein bisschen und schlafe dann weiter. So etwas ist sicher jedem schon mal passiert und wenn es nicht regelmäßig auftritt macht man sich meistens keine weiteren Gedanken dazu. In einer anderen Nacht wache ich vielleicht wieder auf – diesmal schaue ich aber zufällig aus dem Fenster und sehe einen großen, hellen prächtigen Vollmond! So ein Vollmond kann wirklich enorm beeindruckend sein – besonders dann, wenn man nicht damit rechnet ihn zu sehen. Und dann liegt natürlich der Gedanke nahe: “Klar, Vollmond! Kein Wunder, dass ich nicht schlafen kann!”. Solche Ereignisse bleiben im Gedächtnis – und die vielen anderen Zeiten, in denen ich nachts aufgewacht bin und nichts weiter passiert ist werden vergessen. Das ist die selektive Wahrnehmung. Im Laufe der Zeit kann daraus eine selbsterfüllende Prophezeihung werden. Wenn ich also weiß, das heute Nacht wieder Vollmond ist, dann werde ich aus lauter Angst, schlecht zu schlafen, wirklich schlecht schlafen!
Die meisten Leute beschäftigen sich nicht systematisch mit diesen Angelegenheiten. Ansonsten wäre es z.B. ein leichtes, einfach ein Tagebuch zu führen und genau aufzuzeichnen, wann man schlecht schläft und wann nicht. Wenn wirklich jedes Ereignis aufgezeichnet wird und nicht nur die “beeindruckenden”, dann wird sich schnell zeigen, dass kein Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Mondphase besteht. Die gleiche selektive Wahrnehmung ist auch für die anderen Vollmondmythen (mehr Babys, mehr Gewalt, …) verantwortlich. Und aufbauend auf diesen falschen Glauben an einen Einfluss des Vollmondes lassen sich natürlich leicht die verschiedensten Mondregeln und Mondprodukte vermarkten! “Mond” ist ja heutzutage fast schon so ein Label wie “Bio”. Es gibt Mondwasser, Mondbier, Mondbrot, Mondseife – Paungger und Poppe haben überhaupt gleich einen kompletten Mondshop auf ihrer Homepage eröffnet. Wenn man Geld damit verdienen kann, dann ist nichts zu absurd…
Kommentare (164)