Heute morgen ist die Raumsonde Phoenix der NASA sicher auf dem Mars gelandet. Das ganze konnte man live im Internet beobachten und die ersten Bilder die die Sonde übermittelt sind wie immer beeindruckend – oder war das alles nur eine Fälschung der NASA?. Die NASA ist eine der zentralen Organisationen in vielen Verschwörungstheoretien – und eine dieser Theorien möchte ich heute ein bisschen näher betrachten.
Der Saturnmond Titan
Bei meinen Recherchen zu den esoterischen Vorstellungen über den Mond habe ich mir auch einige Esoterikforen im Internet angesehen. Neben Diskussionen über Engel, Indigo-Kinder, Geister, Kartenlegen und anderen mystischen Kram finden sich in diesen Foren auch meistens immer sehr viele falsche Vorstellungen über die Wissenschaft.
Der Beitrag “Der Nasabetrug mit der Titanlandung” hat mir dabei besonders gut “gefallen”. In dieser Nachricht des Benutzers “Nachtnadel” finden sich so viele falsche Vorstellungen auf engstem Raum und so viele typische Aussagen einer Verschwörungstheorie, dass ich mich entschlossen habe, hier ein bisschen näher darauf einzugehen. Man sieht hier nämlich wirklich sehr schön, wie die “Logik” aussieht, der viele Verschwörungstheorien folgen.
“Hallo leute,
ich weiss nicht wer sich von euch für ausserirdisches leben
interessiert und an saturnmond titan und jupitermond europa
interessiert ist. Hier soll es nach wissenschaftlicher aussage leben im mikrobiologischen
sinn geben, da europa ein gefrorenes eismeer enthalten soll und titan
eine dichte atmosphäre-“
Hier gehts gleich schonmal los. Wenn irgendwo ausserhalb der Erde tatsächlich LEBEN entdeckt worde wäre (und wenn es “nur” Mikroorganismen sind), dann wäre das ein enormes Ereignis! Das würde in allen Zeitungen und Fernsehsendern weltweit ausführlich besprochen. Das hätte nicht nur wissenschaftliche sondern auch kulturelle und religiöse Implikationen. Die Entdeckung außerirdischen Lebens wäre wochenlang Gesprächsthema Nummer 1. Und wirklich jede Person, die nicht völlig abgeschieden und fern der Medienwelt lebt, wüßte Bescheid. So ein Ereignis ist aber offensichtlich noch nicht aufgetreten – wie gesagt, wir hätten es bemerkt. Aber die Vorstellung, Wissenschaftler hätten irgendwo, irgendwann schon außerirdisches Leben entdeckt findet sich immer wieder in verschiedensten Kreisen. Das liegt meistens daran, dass die diversen Medienberichte zum Thema “Suche nach Leben” falsch verstanden bzw. falsch interpretiert werden. Wenn ein Wissenschaftler sagt “Dort könnte es vielleicht Leben geben” dann wird daraus in den Medien auch oft “Dort gibt es Leben”. Natürlich lässt sich die Behauptung, Wissenschaftler hätten außerirdisches Leben entdeckt, leicht überprüfen. Wikipedia & Co. bieten genug einfache und schnelle Recherchemöglichkeiten um den Wahrheitsgehalt von Aussagen dieser Größenordnung zu prüfen. Und wenn ich auf das Gerücht stoßen würde, man hätte außeridisches Leben entdeckt, würde ich so schnell wie möglich so viel Informationen wie möglich darüber einholen. Aber der Unwille zu recherchieren und konkrete Informationen einzuholen ist ein typisches Kennzeichen von Verschwörungstheorien.
Und in diesem Stil geht aus weiter:
“Der saturnmond titan war der nasa so wichtig, dass sie für eine mission
milliarden springen liess, damit die sonde huygens 2005 auf der
mondoberfläche landen konnte.”
Eine Verschwörung der NASA?
Natürlich ist es auch immer die NASA – und zwar nur die NASA die in die Verschwörung verwickelt ist. Das heutzutage Missionen dieser Größenordnung immer mit verschiedensten Kooperationspartner stattfinden wird ignoriert. Cassini-Huygens ist so eine Kooperation – hier sind NASA und die europäische Weltraumorganisation ESA beteiligt (Warum gibt es eigentlich keine Verschwörungstheorie über die ESA?). Die Kosten für die Mission betrugen übrigens wirklich etwa 2.5 Milliarden Euro. Das ist jetzt aber auch nicht unbedingt etwas besonders. Und im Vergleich zu anderen Ausgaben sind 2.5 Milliarden auch nicht wahnsinnig viel.
Nun geht es aber so richtig los mit der Verschwörung:
“Wie man an den noch reichhaltigen wolkenbildern über die mondatmosphäre
bei der landung erkennt, zeigen sie alle sehr scharfe umrisse auf und
sind auschliesslich in schwarz weiss fotografiert- (um die farbe des
himmels zu verschleiern?)”
Raumsonden senden sehr viele Bilder in Schwarz-Weiss – hauptsächlich deswegen, weil hier das Datenvolumen viel geringer ist als bei Farbbildern. Cassini schleppt ja kein Kabel hinter sich her sondern muss alle Daten per Funk zur Erde senden! Und das ist eine sehr lange Strecke – und da man möglichst viele Daten bekommen will, muss man die, so weit es die wissenschaftlichen Voraussetzungen zulassen, möglichst stark komprimieren. Außerdem werden nicht immer alle Aufnahmen im optischen Bereich durchgeführt. Cassini hat die Oberfläche des Titan auch mit Radarstrahlen abgetastet – daraus wurden ebenfalls Bilder erstellt die dann natürlich keine Farbe haben können. Abgesehen davon gibt es Farbbilder von Titans Oberfläche – aber dazu später mehr.
“Die wolken sehen dennoch aus wie unsere auf der erde und es ist auch keine nebelbildung ersichtlich.
Die nasa behauptet, dass die atmosphäre von mond titan aus methan bestehen würde und methanmeere den mond bedecken.
Sie sagt um sich nicht festzulegen: “methan oder ethan”
Wieder mal eine Information, die man schnell und leicht überprüfen könnte – wenn man wollte. Wikipedia schreibt über die Atmosphäre des Titan: “Titans Atmosphäre besteht zu 94 Prozent aus Stickstoff und zu etwa sechs Prozent aus Methan und Argon. Außerdem finden sich auch Spuren von mindestens einem Dutzend anderer organischer Verbindungen (unter anderem Ethan, Propan, Ethin, Cyanwasserstoff, Kohlendioxid) sowie Helium und Wasser. Jedoch enthält sie praktisch keinen freien Sauerstoff.” Und bei der NASA selber findet man folgende Aussage über Titan: “Titan’s thick cloudy atmosphere is mostly nitrogen, like Earth’s, but may contain much higher percentages of “smog-like” chemicals such as methane and ethane.”. Die Atmosphäre des Titan besteht also aus fast ausschließlich aus Stickstoff, mit kleinen Methananteilen. In der oberen Atmosphäre können die Methanmoleküle durch die UV-Strahlung der Sonne aufgespalten werden und es kann Ethan entstehen. Es gibt dort also Methan und Ethan. Ohne Quellenangabe kann ich leider nicht sagen, woher Nachtnadel diese mißverständliche Auffassung hat.
Und es geht auch gleich weiter mit Halbwissen und falschen Informationen:
“Wie man sich vergegenwärtigen sollte, ist methan aber leichter als wasser und würde darum ganz andere formationen bilden.
Würde es methanmeere an der titanoberfläche geben, dann würde die atmophäre so vernebelt sein, dass der dunst in der atmosphäre bis zum boden reichen würde und eine trübung der kameralinse die folge wäre. Dieser dunst würde die sicht nehmen. Also damit wären schlechte und trübe aufnahmen der wolken, falls sich unter methan überhaupt wolken bilden, der fall.”
Methan (16 Gramm/Mol) ist tatsächlich leichter als Wasser (18 Gramm/Mol). Aber weswegen Methan dann “andere Formationen” bilden würde, erschließt sich mir nicht. Die Aussage dass “der dunst in der atmosphäre bis zum boden reichen würde” macht auch nicht viel Sinn. Dass Methan ist Teil der Atmosphäre! Und warum “Methannebel” die Sicht verschlechtert aber “Wassernebel” (oder einfach nur Nebel) offensichtlich nicht, bleibt mir auch unklar. Die Bedingungen auf Titan sind auch komplett anders als auf der Erde – der Druck (1.6 bar) und die Temperatur (-180 Grad Celsius) liegen nahe des sg. Triple-Punkts von Methan. Es kann daher auf dem Titan sowohl gasförmig als auch in fester oder flüssiger Form auftreten. Dort gibt es einen richtigen Methankreislauf: aus den gasförmigen Methanwolken (die sich natürlich bilden können!) regnet es flüssiges Methan das durch Flüsse in Seen aus Methan fließt und dort wieder verdunstet und neue Wolken bildet. Und auch der “dunst” der oben bezweifelt wird wurde beobachtet.
Seltsame Aufnahmen
“–Die bodenbilder:
Die nasa stellte aufgrund der milliardenteuren huygensmission nur 3 bilder von der bodenfläche des mondes ins netz. (ein etwas seltsamer vorgang bei diesen hohen spesen und warum blieb die sonde nicht gleich länger in betrieb?)”
Auch hier ist wieder jede Menge Fehlinformation im Spiel. Auch wenn viele Verschwörungstheoretiker das anscheinend oft vermuten: die NASA ist nicht allmächtig! Es war schon eine gewaltige Leistung, die Raumsonde überhaupt zum Titan zu bringen. Und die Bedingungen auf dessen Oberfläche sind nicht so angenehm wie auf der Erde – es ist also kein Wunder wenn die Raumsonde hier nicht lange durchhält. Selbst mit den besten Materialien kann man keine Wunder bewirken. Die Huygens-Sonde ist mit einer Geschwindigkeit von 4.5 Metern pro Sekunde auf die Oberfläche geprallt und konnte dann in der unwirtlichen Umgebung immerhin noch 70 Minuten lang Daten an Cassini senden. NASA und ESA hätten sicherlich nichts dagegen gehabt, wenn die Sonde “länger in Betrieb” gewesen wäre – aber dann hätte man wesentlich mehr als ein paar Milliarden ausgeben müssen. Und natürlich gibt es auch weit mehr als 3 Bilder von der Mondoberfläche. Bei der ESA finden sich jede Menge Aufnahmen.
“Alle 3 bilder sind getrübt und künstlich bearbeitet dass sie unscharf bis unsehlich wirken. Das küstenbild ist bis zur unkenntlchkeit entstellt.
Man kann eine küstenlandschaft auf einem schwarzweissbild erkennen, das bild ist künstlich aus zwei teilen zusammengesetzt und wie gesagt, völlig verunstaltet.”
Jetzt gehts weiter mit der Verschwörung! Die Bilder sind “künstlich bearbeitet” um “unscharf” zu wirken… Aber wurde vorhin nicht noch gerade argumentiert, dass das Methan für eine “Trübung der Kameralinse” sorgen soll? Das würde ja dann gut zu den unscharfen Aufnahmen passen. Aber da das mit dem Methan ja nur eine Lüge der NASA war müssen auch die Bilder natürlich künstlich gefälscht worden sein.
Es herrscht beim Autor außerdem ein bisschen Verwirrung darüber welche Bilder wie zustande gekommen sind. Da hätten wir zuerst einmal die “Küstenlandschaft”. Damit ist dieses eindrucksvolle Bild gemeint:
Dieses Bild ist tatsächlich künstlich aus 2 Teilen zusammengesetzt. Allerdings nicht um das Bild bis zur “Unkenntlichkeit zu entstellen” – sondern einfach weil auch die Huygens-Sonde keine 360-Grad Panoramakamera an Bord hat. Und wenn man hier ausgedehnte Landstriche abbilden will, muss man eben mehrere Aufnahmen zusammensetzen. Das das Bild jetzt nicht die allerbeste Qualität hat ist auch nicht verwunderlich. Es wurde während der Landungsphase gemacht, als die Sonde noch 8 Kilometer über der Oberfläche war. Und wenn man sich mit enormer Geschwindigkeit durch die Atmosphäre bewegt dann kann dabei die Aufnahmequalität durchaus ein bisschen leiden.
“Der zweck sollte wohl sein die auf dem originalfoto befindlichen tatsachen zu verschleiern.
Das andere bild zeigt die farbige fläche einer steinwüste und auch da ist kein anzeichen von nebel, aber dafür von künstlicher unschärfe. Man kann keinen scharfen umriss erkennen.”
Ja, klar. “Tatsachen verschleiern”… das macht die NASA ja angeblich besonders gern. Ich frage mich aber dann immer, wieso sich die NASA die Mühe macht und so ein grottenschlechtes Bild produziert – wenn auf der Aufnahme wirklich was zu sehen ist, das sie geheim halten will, dann bräuchte sie das Bild doch erst gar nicht veröffentlichen!
Das zweite Bild, das angesprochen wird, ist dieses hier:
Hmm – “kein Anzeichen von Nebel”, dafür aber “künstliche Unschärfe”. Es würde mich echt interessieren, wie man das nun genau unterscheiden kann. Für mich sieht das Bild genau so aus, wie man es von der Oberfläche eines Himmelskörpers mit dichter Stickstoff/Methan-Atmosphäre erwarten würde.
“Dann gibt es noch ein dünendoppelbild auf dem einen nur ein kleiner auschnitt in schwarz weiss vorhanden ist.
Darunter befindet sich ein farbiges dünenfarbbild mit einer weissen hintergrundstruktur, die durch fern erkennbare schornsteine ein etwas seltsames gebäude darstellt. So ein gebäude habe ich bisher nirgends auf unseren flächen gesehen.
Ich fand zwei selbe fotos über diese dünen im nasarachiv mit verschiedener beschriftung: Auf dem einen steht, dass beide pics zu titan gehören,
auf dem anderen, dass das ein vergleich von dünen von erde und titan sein sollte. Wenn das dünenbild der erde angehören würde, hätte das schlecht sichtbare gebäude auf dem hintergrund seine berechtigung. Wenn das gebäude aber auf titans dünen steht, dann wäre es für die nasa ursache einer zensur.”
Ok – nun wird es ein bisschen wild 😉 Das Bild, um das es geht ist dieses:
Außerirdische Gebäude!
“Auf dem verschleierten küstenbild sieht man trotz unkenntlichmachung kanalförmige rohre an den rändern, die nicht bildbearbeitet wurden.
Diese rohre sehen nicht natürlich aus.
Sie gleichen der struktur der röhren des jupitermondes europa.”
Wieder mal dieses sehr seltsame Logik: die NASA fotografiert etwas, von dem sie nicht will, das es jemand sieht. Dann wird äußert stümperhaft an diesem Foto herumgepfuscht und das Bild im Internet veröffentlicht, damit alle es sehen können anstatt es einfach zu löschen und es niemandem zu zeigen (was ich ja eigentlich tun würde, wenn ich etwas geheim halten wollte). Trotzdem noch ein Wort zu den “künstlichen Röhren”. Ich denke, Nachtnadel meint damit die Strukturen ganz links im Bild. Ja – mit ein bisschen Fantasie könnte man hier wirklich Röhren sehen. Die Auflösung dieses Bildes beträgt allerdings 20 km pro Pixel! Das müssten dann enorm gewaltige Röhren sein! Auch von Röhren auf dem Jupitermond Europa wäre mir nichts bekannt – aber hier sieht man ein weiteres Merkmal von Verschwörungstheorien: Alles hat Bedeutung und nichts ist wie es scheint. In jedem Bildfehler, jeder Struktur, jeder unscharfen Aufnahme erkennen die Gläubigen alles mögliche. Das ist allerdings nichts unnatürliches – dieses Phänomen nennt sich Pareidolie und gehört zur normalen Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Der Mensch ist durch die Evolution darauf getrimmt, überall Muster zu erkennen. Wann immer wir etwas wahrnehmen, muss unser Gehirn Muster erkennen und abstrahieren können. Wir erwarten geradezu, überall Muster zu erkennen! Normalerweise können wir aber trotzdem einigermassen gut entscheiden, welche Muster echt sind und welche nicht. Wenn wir darauf hingewiesen werden, erkennt vermutlich jeder die “Röhren” auf dem Bild vom Titan. Aber nur die wenigsten würden nun tatsächlich davon ausgehen, dass sich dort künstliche Röhren befinden! Für diese wenigen sind solche Bilder aber oft ein unumstößlicher “Beweis” für ihre Theorien. Zusammen mit der seltsamen Logik, die ich oben beschrieben habe, läßt sich dann leicht eine Verschwörungstheorie basteln:
“Seltsam sind in punkto titan zwei auffälligkeiten:
Warum kann die nasa noch intakte wolkenbilder liefern, aber keine klaren bodenbilder? (es ist nicht möglich, dass sich wolken noch klar fotografieren lassen und der boden nicht mehr )”
Hier ist Logik-mäßig wieder einiges im Argen: Natürlich kann ich die Wolken auf Titan klar fotografieren wenn ich noch außerhalb der Atmosphäre bin. Ist der Lander am Boden, dann befindet er sich innerhalb der Atmosphäre – und dann können auch die Bilder schlechter werden.
Wenn der mond eine methanatmosphäre hätte und dies die ursache der trübung wäre (das ist vollkommen auszuschliessen) hätten die wolken auch schon unkenntlich sein müssen.
Warum das denn? Eine Atmosphäre ist nicht homogen – je weiter man sich vom Boden entfernt, desto dünner wird sie. Wenn ich von oben auf die Wolken blicke, dann muss ich nur wenig Atmosphäre durchdringen – die obersten Wolken werden als gut sichtbar sein.
“Hätte der mond mathanmeere, wie uns die nasa glauben lässt, dann hätte sie sicher stolz so ein meer vorgezeigt und mehrere bilder davon ins netz gestellt. Da sie das nicht hat, kann es sich nicht um methan handeln.”
Wieder eine Kombination aus schlechter Recherche und falschen Vorstellungen: die postulierten “Meere” sollen sich unter der Oberfläche des Titan befinden (und deswegen lassen sie sich auch schwer fotografieren). Man nimmt an, dass das Innere des Titan durch die Gezeitenkräfte des Saturn aufgeheizt wird sodass sich eine aufgeschmolzene Schicht etwa 80 Kilometer unter der Oberfläche befindet. An der Oberfläche selbst gibt es Methanseen – und davon auch jede Menge Bilder.
“Ich gehe davon aus, dass der mond bewohnt ist und die nasa das auf ihre weise vertuschen will.
Es gibt keine andere plausibilität warum sie sich sonst so schleierhaft verhalten sollte. Alle anderen saturnmonde und saturn selbst wurden mehrere male sehr übersichtlich fotografiert und stehen detailiert im netz.
Nur titan, wo der grösste aufwand betrieben wurde, nicht.”
Warum hat die NASA dann diese “verpfuschten” Aufnahmen überhaupt veröffentlicht? Abgesehen davon das eine Einrichtung wie die NASA viel, viel bessere Fälschungen produzieren hätte können – sie hätte doch einfach nur die Daten veröffentlichen können, die keine Hinweise auf Titanbewohner zeigen. Auch mangelnde Informationen über Titan kann ich nicht finden – auf den Seiten von NASA und ESA finden sich mehr als genug Informationen und Bilder. Außerdem läuft die Cassini-Huygens Mission immer noch; und die Wissenschaftler sind immer noch mit der Datenauswertung beschäftigt. Es werden also in Zukunft noch viel mehr Daten über Titan veröffentlicht werden.
Alles wird vertuscht!
“Es ist durch die klaren wolkenbilder der titanatmosphäre zu vermuten. dass wir es mit wasserstoffwolken zu tun haben.
Dadurch muss sich auch ein wasserozean an der vertuschten küstenlandschaft ergeben.”
Es ist dort KALT! An der Oberfläche des Titan hat es -180 Grad! Dort KANN es keinen Wasserozean geben – und ich denke mal, mit “Wasserstoffwolken” sollen “Wasserwolken” gemeint sein. (Und das es dort wirklich sehr kalt sein muss, kann sich jeder mit ein bisschen grundlegender Physik ausrechnen. Immerhin ist Titan 10 mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde).
“Man kann die nasa mit einer einfachen folgerung entlarven:
a: wenn sie bessere bilder als die offiziell vorgezeigten besitzt, gibt es gründe, warum die fotos verschlechtert wurden. Da nur ausserirdisches leben vertuscht werden kann, wäre dies die antwort.
b: wenn sie die gleich schlechte bild qualität besitzt, was nicht sein kann, dann muss sie zugeben, dass sie methanmeere nicht nachweisen kann.
Wie sollte die nasa methan aufgrund schlecher bilder nachweisen können?”
Das ist wieder ein Paradebeispiel für verschwörungstheoretische Geisteshaltung. Logisch macht hier so gut wie gar nichts Sinn. Die NASA wollte nie “Methanmeere” nachweisen; und außerdem gibt es noch andere Methoden an Daten zu kommen als über fotografische Aufnahmen. Ich lasse diese Aussagen mal unkommentiert stehen (da fehlen sogar mir die Worte 😉 )
“Im netz auf einer nasaseite fand ich zudem ein satelitenbild von
jupitermond europa. Es ist eigentlich ein doppelbild und die untere
seite zeigt ein system der selben halbförmigen röhren, die überall auf
europa gefunden wird und die die nasa eisrisse und rillen nennt,
während es sehr exakt aussende konstruktionen sind. Brücken und kanäle
bilden auf diesem bild verbindungen zu modern aussehenden städten.”
Ich hab mir jetzt die Mühe gespart, die NASA Archive nach den passenden Bildern zu durchsuchen. Auch hier handelt es sich wieder um einen klassischen Fall von Pareidolie. Auch wenn die Oberfläche des Jupitermondes Europa sehr beeindruckend aussieht gibt es auch dort keine Brücken und Kanäle. Die zerklüftete eisige Oberfläche zeigt zwar viele regelmäßige Strukturen – aber nicht jede gerade Linie ist auch gleich eine Straße. Hier ist ein Bild von Europa:
Auch zur Aufnahme der Titanoberfläche hat Nachtnadel noch etwas zu sagen. Er bezieht sich hier auf eine Zusammenstellung bei der der Titanoberfläche eine Aufnahme vom Mond gegenübergestellt ist (Bild rechts; Image Credit: ESA/NASA/JPL/University of Arizona)
“Daneben hat die nasa die gefälschte mondlandung aus unerklärlichen gründen abgebildet. Solche sinnlosen zusammenstellungen wie auf dem mars wo die statue mit gorillas usw. gemeinsam abgebildet wurden, ergeben sich immer dann, wenn von etwas abgelenkt werden soll.”
Klar, auch die Mondlandung war ja nur eine NASA-Fälschung (Nein, darauf gehe ich jetzt nicht näher ein – aber hier gibt es mehr Infos dazu). Warum sollte die NASA auch ausgerechnet ein zweites gefälschtes Bild verwenden um vom ersten abzulenken? Der Grund für diese Zusammenstellung ist einfach: auf diese Art und Weise bekommt man ein Gefühl für die Abstände und Proportionen. Ohne weitere Informationen lässt sich nämlich schwer erkennen, ob z.B. die “Steine” auf der Titanaufnahme kleine Kiesel oder große Felsbrocken sind.
Bilder von einer “Marsstatue” und einem Gorilla hab ich bis jetzt noch keine gefunde – aber vermutlich geht es um diese spezielle Pareidolie.
Soweit zur eigentlichen Verschwörungstheorie. Im Esoterikforum folgte dann noch eine kleine Diskussion mit weiteren seltsamen Argumenten anderer Leute.
“Also wenn Du die Videos des National Press Clubs in USA gesehen hast, dort geben ehemalige Nasa-Mitarbeiter zu, daß Bilder grundsätzlich bearbeitet werden. Wenn Du mich fragst, die Bilder müssen frei von UFOs und Infos von anderen Zivilisationen sein.“
Äh, ja… Ich hab leider keine Ahnung, auf welche Videos des NPC man sich hier bezieht (wieder fehlen die Quellen) – aber es wundert mich erstmal gar nicht, wenn NASA Mitarbeiter erzählen, das Bilder bearbeitet werden. Mit den Rohdaten die die Raumsonden liefern könnten wohl die wenigsten Leute etwas anfangen und schon gar nicht die Medien. Selbstverständlich werden die Daten aufbereitet – aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie auch gefälscht werden.
“Es wäre interessant zu wissen, wieso das satelitenbild von mond europa in den offiziellen webseiten existiert. Das verhält sich doch dann entgegen der nasarichtlinien von zensur, sowie auch die mondkraterm die ihre struktur verändern, offiziell im netz stehen. Da steht sogar genau das aufnahmedatum neben den kraternamen und zum vergleich sind zb vier fotos des kraters aristachus nebeneinander abgebildet. So habe ich etwa 40 sich verändernde mondkrater offen und verschlossen kopieren können.”
Ach, es gibt also eigene Zensurrichtlinien der NASA? Und die sind trotz allem bekannt geworden? Und eingehalten werden sie auch nicht…
“auf den Marsroverbildern ist die zensur der nasa oft sehr weitläufig.
Es sieht ja fast jeder gegenstand bei oberflächlicher betrachtung wie ein stein aus”
Ja – und vor allem STEINE sehen bei oberflächlicher Betrachtung wie ein Stein aus. Warum muss man immer alles so kompliziert machen? Wenn man mit dem Marsrover in einer Steinwüste umherfährt und dabei etwas sieht, dass wie ein Stein aussieht, dann kann das doch nur ein außerirdisches Relikt sein! Einfach davon auszugehen dass es sich auch tatsächlich um einen Stein handelt wäre doch viel zu langweilig… Das ist ein weiteres Merkmal von Verschwörungstheorien: die einfachste Theorie darf niemals die richtige sein.
“Dabei kümmert es die nasa zum glück nicht, ob der stein innen hohl ist und augenöffnungen hat,
oder ob es sich um eingedellte steine handelt, wie zb aluminumbüchsen, oder um steinstauen. usw
Bei der marsgeologie gibt es darum sehr merkwürdige steine.
Und falls mal ein versteinertes gehirn mit stark verästelten rückenmarksstrang gefunden wird, wird es als magma deklariert.”
Na hui! Leider weiß ich nicht, von welchem Bild hier die Rede ist – das versteinerte Gehirn vom Mars hätte ich sehr gerne gesehen!
“Ich möchte dennoch wissen. ob die nasa viele bilder von häusern gefunden hat.
Ich konnte auf einem marsbild über einem versteinerten bergwald die kontouren von drei entfernt liegenden hütten erkennen.
Erkennbar an schrädächern und tür und fensteröffnungen.”
Ja – und wenn ich lang genug in die Wolken starre erkenne ich auch alle möglichen Dinge. Wie gesagt – das ist völlig normal; Mustererkennung ist ins menschliche Gehirn eingebaut. Aber ein bisschen selber denken sollte man trotzdem noch.
“Es wäre so interessant ausserirdische städte oder wenigstens häuser aus der nähe sehen zu dürfen.
Da auf dem mars seltsamerweise nichts unter dem sand begraben ist wie auf der erde, dies trotz sandstürme, werden die roboter sehr viele aufschlussreiche dinge fotografiert haben. Nicht mal die kleinsten skelette auf den dünen wurden vom sand begraben.
Klar werden wir das nie zu gesicht bekommen.”
Ja, das glaub ich auch. Nicht, weil die böse NASA alles vertuscht – sondern weil leider nichts darauf hin deutet, dass Städte, Häuser, Skelette oder ähnliches auf dem Mars existiert.
Verschwörungstheorien
Ich habe mir jetzt nicht die Mühe gemacht, diese absurden “Theorien” so detailliert zu beschreiben und zu widerlegen weil mir langweilig war. Aber wie schon gesagt erkennt man an diesem Beispiel wunderbar einige der wichtigsten Merkmale einer Verschwörungstheorie:
- Die Erwartung bestimmt das Denken. Es wird von Anfang an davon ausgegangen, dass außerirdische Relikte und außerirdisches Leben in unserem Sonnensystem existieren und das die NASA das vertuschen will. Dann wird nach “Beweisen” dafür gesucht. Die Möglichkeit, dass die ursprüngliche Annahme falsch sein könnte wird ignoriert.
- Alles und jedes kann als “Beweis” dienen. Pareidolie spielt eine wichtige Rolle bei den meisten Verschwörungstheorien. Die verschwommensten Aufnahmen können unwiderlegbare Beweise darstellen.
- Es wird nicht recherchiert. Anekdoten, Hörensagen, zweifelhafte Internetseiten: alles kann als Informationsquelle dienen. Ist aber erstmal eine Information gefunden, die scheinbar die eigene Theorie unterstützt dann wird kein Versuch unternommen, sie auch zu verifizieren.
- Mangelndes Wissen ist kein Hinderungsgrund weitreichende Theorien über komplexe Vorgänge aufzustellen. Die eigene Vorstellung ist hier maßgeblich; echte Fakten und Naturgesetze werden ignoriert.
- Die Gesetze der Vernunft und Logik spielen keine Rolle. Die NASA ist ein hochtechnisches Unternehmen mit großen Ressourcen – aber trotzdem schafft sie es anscheinend nicht, Fotos so zu zensieren dass nicht sofort jeder erkennen kann, dass sie gefälscht sind 😉
Zum Abschluß vielleicht noch ein paar Worte zu diesem speziellen Fall. Es wird behauptet, die NASA verstuscht im großen Stil die Existenz außerirdischen Lebens. Warum?! Das wäre vermutlich die größte Entdeckung in der bisherigen Geschichte der Wissenschaft! Wissenschaftler auf der ganzen Welt sind mit diesem Thema beschäftigt. Sie suchen zwar nicht unbedingt nach außerirdischen Städten auf dem Mars – aber die Suche nach habitablen extrasolaren Planeten ist beispielsweise eines der spannendsten und aktuellesten astronomischen Forschungsgebieten. Auch die Weltraumorganisationen führen immer wieder Missionen durch, die klären sollen, ob es anderswo im Sonnensystem Leben gibt oder gegeben hat. Die Raumsonde Phoenix, die heute Nacht auf dem Mars gelandet ist soll genau das tun: durch Eisbohrungen herausfinden ob es auf dem Mars früher Leben gegeben hat. So eine Entdeckung hätte u.a. enorme Impulse für die Forschung: NASA (und andere Organisationen) bräuchten sich lange keine Sorgen mehr über ihr Budget machen! Eine Entdeckung dieser Größenordung würde vielleicht nicht unmittelbar veröffentlicht werden; da braucht es ein bisschen Zeit, alles entsprechend vorzubereiten und zu organisieren. Aber verheimlicht würde sie sicher nicht.
Sie könnte auch gar nicht verheimlicht werden. Bei vielen Anhängern von solchen Verschwörungstheorien herrschen völlig falsche Vorstellungen über die Arbeit der Wissenschaftler. Projekte wie Cassini-Huygens werden nicht von “James-Bond-Wissenschaftlern” irgendwo in geheimen Labors durchgeführt und vor der Tür stehen auch keine Soldaten der Regierung, die aufpassen das nichts an die Öffentlichkeit dringt. Projekte dieser Größenordnung werden fast immer international durchgeführt; Weltraumagenturen und Universitäten aus aller Welt sind beteiligt. Cassini-Huygens war beispielsweise eine Kooperation von NASA, der europäischen Weltraumagentur ESA und der italienischen Raumfahrtagentur ASI. Auch deutsche Institute waren beteiligt: das Institut für Planetenforschung des DLR und die Freie Universität in Berlin und das Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg. Außerdem gibt es noch jede Menge Wissenschaftler an verschiedensten Universitäten, die sich mit der wissenschaftlichen Auswertung der Daten beschäftigen. Es müssten also tausende Menschen überall auf der Welt in die Verschwörung verwickeltet sein (aber vermutlich ist nichtmal das zu absurd für die Verschwörungstheoretiker).
Ein ehemaliger Kollege von mir hat übrigens an der Auswertung der Cassini-Daten mitgearbeitet. Wenn ich ihn wieder mal treffe, spreche ich ihn mal auf das Thema an. Sollten irgendwann mal keine Beiträge mehr von mir erscheinen, dann wisst ihr Bescheid: dann haben SIE mich in ihrer Gewalt…
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