Nein! Aber im Moment schwirren zu diesem Thema gerade jede Menge Gerüchte über die Phoenix-Mission durchs Internet: man habe in einer Bodenprobe am Mars Hinweise auf Leben gefunden; sogar der Präsident der USA wurde schon informiert, etc.

Was hat das nun alles zu bedeuten? Tatsächlich hat die Phoenix-Sonde während der letzten Tage Bodenproben vom Mars analysiert. Eine Pressemiteilung von gestern verkündete:

“Während des letzten Monats wurde 2 Proben mit dem “Wet Chemistry Lab” untersucht. Einer der Bestandteile des Bodens könnte demnach Perchlorar sein, eine stark oxidierende Substanz.”

Perchlorat (CIO4-) ist ein negativ geladenes Ion und ein starkes Oxidationsmittel. Ich bin kein Chemiker – aber so wie es aussieht, ist Perchlorat ziemlich schlecht für organische Moleküle. Das würde bedeuten, dass in der Vergangenheit des Mars die Bedingungen für Leben eher schlecht gewesen wären. Ein Instrument von Phoenix hat also Perchlorat gemessen. Ein anderes allerdings (TEGA, Thermal and Evolved-Gas Analyzer) hat kein Perchlorat finden können.

Das ist die Ausgangssitutation:sicherlich interessant und das Phoenix-Team arbeit gerade daran diese widersprüchlichen Messungen zu verstehen – aber wie daraus die Gerüchte über die Entdeckung von Leben auf dem Mars entstehen konnte ist wieder eine typische Internet-Geschichte.

Im Blog der Planetary Society wird die ganze Geschichte nochmal aufgerollt und erklärt. Anscheinend began alles mit einem Artikel bei Aviation Week, in dem berichtet wurde, dass die NASA das Weiße Haus über die Bekanntgabe einer größeren Entdeckung der Phoenix-Sonde informierte. Diese Geschichte hat sich dann irgendwie verselbständigt und wurde von vielen Blogs und Foren aufgenommen. Natürlich sind dann auch sofort Gerüchte aufgekommen, dass Phoenix Leben entdeckt hätte (warum sonst hätte der Präsident informiert werden sollen?). Woher die ursprüngliche Falschinformation gekommen ist, ist unklar – klar ist nur, dass nichts davon stimmt: über Twitter teilt uns die Sonde selbst folgendes mit:

“Heard about the recent news reports implying I may have found Martian life. Those reports are incorrect.”

und

“Reports claiming there was a White House briefing are also untrue and incorrect.”

Es wurde also weder Leben am Mars gefunden noch gab es Gespräche mit dem Weißen Haus.

Viel Lärm um nichts also. Aber auf jeden Fall tut sich was auf dem Mars. Die weitere Analyse der Bodenproben versprechen interessant zu werden:

“Auch wenn wir die Arbeit an den Bodenproben noch nicht beendet haben, haben wir schon sehr interessante vorläufige Ergebnisse. Die ersten Analysen haben vermuten lassen, dass der Marsboden dem auf der Erde ähnlich ist. Die weiteren Untersuchungen haben allerdings viele Aspekte enthüllt, die wir von der Erde nicht kennen.”

meint Peter Smith vom Phoenix-Team.

Man darf also gespannt sein, was der Marsboden sonst noch für Überraschungen bereit hält.

Kommentare (8)

  1. #1 JLT
    5. August 2008

    Gerade bin ich über etwas zum Thema Mars gestolpert, das Dich möglicherweise amüsieren und/oder verwundern wird:

    Mars, a Testament to Catastrophe. Answers Research Journal 1 (2008): 89-94.

    “Despite the evidence for catastrophe, the geologists at JPL interpret what they see as being laid down over a long period of time. This is a natural result of their uniformitarian mindset.

    While data from both Spirit and Opportunity support a catastrophic model of Martian geology, Opportunity has shown that Meridiani Planum was catastrophically flooded at about the same time as the other catastrophic events on Mars, with these events occurring about the same time as the Genesis Flood.

    This provides a starting point for a young Mars catastrophic geologic model. While more research is needed, the model as presented here shows that Martian geology fits with a recent creation.”

    LOL. Ich freue mich ja immer, wenn nicht nur wir armen Biologen “betroffen” sind.

    Nebenbei bemerkt: Schönen Dank für die “Phönix-Berichterstattung” – interessant!

  2. #2 florian
    5. August 2008

    @JLT: Was, jetzt gibts auch noch Young-Mars-Creationists (YMC)?? Das muss ich mir mal in Ruhe ansehen 😉

  3. #3 Ludmila
    5. August 2008

    @JLT: Jepp “Uniformitarian”. Das ist das Schimpfwort der Kreationisten für Geowissenschaftler und Planetologen. Du machst Dir keine Vorstellungen.

  4. #4 SETI-Blogger
    5. August 2008

    Ich glaube, nach dem Wasserfund ist es für viele nur noch eine Frage der Zeit, bis endlich der erste, tiefgefrorene Zellklumpen auf dem Mars gefunden wird. Wir wollen eben nicht allein sein in diesem Sonnensystem. 😉

  5. #5 Andylee
    5. August 2008

    Da ist man wirklich versucht, die Y. M. C. A. zu gründen

    Young Mars Creationists Austria

  6. #6 Daniel
    5. August 2008

    Hey Ihr,

    gerade (5.Aug.2008, 23:30) wurde als mögliche Ursache für den Perchlorat Fund die Feststofftriebwerke der Sonde genannt, die Perchlorat enthalten.

    Genauere Infos habe ich gerade per Google noch nicht gefunden, liegt wahrscheinlich an der Uhrzeit.

    Sender: N-Joy (Nein, es ist kein Bildungssender aber im Hintergrund ganz nett. 😉 )

    MfG
    Daniel

  7. #7 florian
    5. August 2008

    @Daniel: Ja, das hab ich im Artikel ganz vergessen zu erwähnen. Das Phoenix-Team hat natürlich auch untersucht, ob das Perchlorat von der Sonde selbst stammt. Vielleicht wars ja nun wirklich so. Das würde auch die unterschiedlichen Messergebnisse erklären…

  8. #8 wolfgang
    6. August 2008

    also bei allen diesen gigantischen Widersprüchen hilft nur ein. Sofort G.W. Bush auf den Mars schicken, er soll dann berichten, was dran ist.
    Und wenn er dann dort ist, wirds sicher heissen auf dem Mars gibt es kein intelligentes Leben.