Gibt es Wechselplaneten?
Wäre es möglich,.dass sich ein Gasriese und ein erdähnlicher Planet auf Austauschbahnen bewegen? Wäre so eine Kombination stabil? Meine ehemaligen Kollegen von der Astrodynamik-Gruppe der Universitätssternwarte Wien haben sich mit dieser Frage beschäftigt. Die überraschende Antwort ist: Ja, das würde funktionieren.
Man könnte beispielsweise Jupiter und die Erde nehmen, und beide in die habitable Zone der Sonne setzen. Wenn sie dann sehr eng beieinander liegende Bahnen haben, würden Jupiter und die Erde, genauso wie Janus und Epimetheus, bei jeder nahen Begegnung ihre Orbits tauschen! So eine Konfiguration ist für sehr lange Zeiträume stabil und es funkioniert auch, wenn man die Parameter der Planeten (Massen,…) in gewissen Grenzen ändert.
Aber könnte es in anderen Planetensystemen solche Wechselplaneten wirklich geben? Bei den Trojanerplaneten weiß man zumindest, dass sie entstehen können. Aber bei Wechselplaneten ist diese Frage noch unbeantwortet. Ich würde vermuten, dass sich zwei Planeten nicht direkt in einer Wechselkonfiguration bilden können. Aber vielleicht könnte durch irgendein katastrophales Ereignis (große Kollision) ein Planet abrupt seine Bahn ändern und zufällig in einer Wechselbahn landen. Gewaltige Kollisionen zwischen Protoplaneten kommen bei der Planetenentstehung vor. Aber es müsste schon ein sehr großer Zufall sein, wenn sich dann 2 Planeten tatsächlich in so einer Konfiguration zusammenfinden. Zwei Wechselplaneten in einem extrasolaren Planetensystem zu finden, ist also sehr unwahrscheinlich.
Aber wie schon gesagt: Dieses Thema wurde bis jetzt noch so gut wie gar nicht erforscht – vielleicht stehen die Chancen auch nicht ganz so schlecht. Und wir können in unserem Sonnensystem zumindest ein reales Beispiel beobachten! (In meiner Zeit am Institut in Wien habe ich mal die Asteroiden im Hauptgürtel auf mögliche weitere Kandidaten für Wechselbahnen untersucht – leider ohne Erfolg). Wir wissen also, dass es prinzipiell möglich ist!
Ob dann auf so einem Wechselplaneten auch Leben entstehen kann, ist wieder eine andere Frage. Man müsste noch untersuchen, wie sich die regelmäßig stattfindenen nahen Begegnungen auf das Klima des kleineren Planeten auswirken (eventuell sind die hier auftretenden Gezeitenkräfte nicht zu vernachlässigen). Aber falls es dort Leben gibt, wäre es wohl ein Paradies für Astronomen und Planetlogen: man braucht keine Raumsonden mühsam durchs All zu schicken – der andere Planet kommt netterweise immer wieder von selbst vorbei 😉
Und wer dachte, dass es nicht mehr seltsamer werden kann, der wird sich beim nächsten Teil der Serie wundern. Denn dann erzähle ich was über eine wirklich außergewöhnliche Konfiguration…
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