Macht man diese Art der Analyse, und hat man genügend gute Daten, dann kann man die Periode des Planeten und den Transitzeitpunkt oft mit einer Genauigkeit von Minuten oder Sekunden bestimmen! Und wenn man sehr großes Glück hat, macht man vielleicht noch eine zweite Entdeckung: der Planet ist unpünktlich!
Warum Planeten zu spät kommen…
Der Planet findet sich nicht nach der berechneten Zeit wieder exakt am Ausgangspunkt ein, sondern ein bisschen früher oder später. Was hat das zu bedeuten? Wahrscheinlich, dass der Planet nicht alleine ist. Um diesen Stern kreist noch mindestens ein zweiter Planet und dessen gravitative Störungen verändern die Bahn des beobachteten Planeten ein wenig.
Durch sorgfältige Analysen dieser Variationen der Transitzeit (Transit Time Variations – TTV), kann man nun auch auf die Eigenschaften des zweiten Planeten schließen. Das funktioniert auch, wenn der zweite Planet nicht vor dem Stern vorbeizieht – z.B. weil seine Bahn ein wenig gegenüber der des ersten Planeten geneigt ist. Obwohl wir ihn also rein aus den Helligkeitsschwankungen nicht identifizieren könnten, verraten ihn die Störungen, die er auf den ersten Planeten ausübt, schlußendlich doch (auf ähnliche Art und Weise wurde ja auch der Planet Neptun in unserem Sonnensystem entdeckt).
Unter Umständen lassen sich auf diese Art und Weise sogar Trojanerplaneten entdecken! Es wäre sogar möglich, durch die TTVs herauszufinden, ob ein Exoplanet einen Mond hat!
Bis jetzt wurde noch kein neuer Planet über TTVs eines Transitplaneten entdeckt (ich hoffe, ich täusche mich hier nicht; die Situation bei den Exoplaneten ändert sich ja fast täglich). Aber Beobachter überall auf der Welt sind dabei, diese Methode zu testen und zu nutzen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der erste Planet auf diese Weise gefunden wird!
Auch ich beteilige mich ein bisschen daran. Ich bin zwar kein Beobachter – aber man kann ja auch theoretisch berechnen, wo sich in den Exoplanetensystemen überhaupt zusätzliche Planeten aufhalten könnten und wie dann ihre Auswirkungen auf die Transitzeit eines bekannten Planeten wären. Solche Informationen erleichtern den Beobachtern die Arbeit und ersparen Beobachtungen, die sowieso kein Ergebnis liefern hätten können. Im Moment bin ich gerade dabei, solche Berechnungen durchzuführen – und gespannt, was sich daraus später mal für konkrete Ergebnisse ergeben.
Ich finde es jedenfalls wieder mal faszinierend, was man für vielfältige Informationen aus ein klein wenig Licht extrahieren kann. Wir können die Sterne nicht untersuchen, wie es z.B. Physiker und Biologen bei ihren Forschungen machen können. Wir dürfen die Sterne nur ansehen, “anfassen” ist verboten. Die große Entfernung zu ihren Forschungsobjekten hat die Astronomen in dieser Hinsicht besonders kreativ gemacht. Auch wenn uns von den Himmelskörpern nur ein paar Photonen erreichen, haben wir dennoch ein enorm detailliertes Wissen über sie!
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