So etwas passte überhaupt nicht zu den damaligen Theorien der Planetenentstehung. So ein Planet konnte eigentlich gar nicht existieren. Mayor und Queloz sagten nichts von ihrer Entdeckung und begannen, die Daten zu überprüfen und andere Effekte auszuschließen. Als sie sich sicher waren, dass es ein Planet sein muss, gingen sie trotz aller Skepsis an die Öffentlichkeit: am 6. Oktober 1995 präsentierte Mayor die Entdeckung beom “Cambridge Workshop on Cool Stars, Stellar Systems and the Sun” in Florenz.
Die anderen Astronomen waren schockiert! Besonders das Team um Geoff Marcy und Paul Butler hätte diesen Planeten schon längst entdecken können, hätten sie nur ihre Daten analysiert! Als sie später ihre Aufnahmen nach solchen kurzperiodischen Planeten untersuchten, konnten sie sofort zwei weitere Exoplaneten finden. Marcy und Butler hatten sich zu sehr von den Versicherungen der Theoretiker beeinflussen lassen, die solche Planeten für unwahrscheinlich hielten.
In diesen Anfangstagen der Exoplanetenforschung gab es noch jede Menge Diskussionen und Streitereien über die Natur der gefundenen Objekte. Waren es wirklich Planeten? Oder “nur” braune Zwerge oder gar kleine Sterne? Waren die Theoretiker schuld, dass die Amerikaner das Rennen um den ersten Planeten verloren haben? Gibt es den Planeten bei 51 Pegasi überhaupt oder haben sich Mayor und Queloz geirrt?
Teilweise dauern die Diskussionen bis heute an. Auch wenn wir extrasolare Planeten und deren Entstehung besser verstehen als 1995, ist die Natur und die Entwicklung dieser kurzperiodischen, großen Planeten immer noch nicht geklärt und die Wissenschaftler streiten immer noch, ob sie so nahe am Stern entstehen konnten oder sich irgendwie von weiter außen dorthin bewegt haben.
“Planetenjäger” ist eine fantastische und faszinierende Beschreibung der wissenschaftlichen Arbeit. All die Kleinigkeiten, die hier eine wichtige Rolle spielen, werden beschrieben. Die Schwierigkeit, seine Entdeckungen vor einer Veröffentlichung geheim zu halten. Die Probleme mit Gutachtern und der Veröffentlichung – so durften Mayor und Queloz sich z.B. erst 2 Monate nachdem sie die Entdeckung auf der Konferenz in Florenz vorgestellt hatten, der Presse gegenüber äußern. Die Zeitschrift Nature brauchte so lange für die letzten Gutachten und verbat den Forschern in der Zwischenzeit, mit Journalisten darüber zu reden. Eine unbefriedigende Situation – da sowieso schon jeder Bescheid wusste und alle anderen Forscher ständig in den Medien ihre Kommentare zum neuen Planeten abgaben. Auch die Eifersüchteleien zwischen den Kollegen werden anschaulich beschrieben; ebenso wie die zwischen Europa und Amerika: die Entdeckung des ersten extrasolaren Planeten durch zwei Schweizer wurde in den amerikanischen Medien eher nachlässig behandelt; als aber später zwei Amerikaner (Marcy und Butler) die Entdeckung durch eigene Messungen bestätigten, waren sie auf Titelseiten und in Fernsehshows…
Ich kann dieses Buch nur ausdrücklich empfehlen! Ich selbst habe die Entdeckung dieses Planeten damals nicht wirklich mitbekommen. Im Oktober 1995 hatte ich gerade mein Studium begonnen und war wohl noch zu sehr mit den Anfangsschwierigkeiten des Studentenlebens beschäftigt 😉 Umso mehr freue ich mich, dass ich die ganze spannende Geschichte in diesem Buch nachlesen konnte!
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