“In den vergangenen Jahren hätten “rund 30 bis 35 Firmen” aus Österreich
Geschäfte mit CERN getätigt, darunter große Player wie das Tiroler
Unternehmen Plansee, aber auch kleinere Firmen.”
Und auch die Opposition kritisiert Hahns Entscheidung. Kurt Grunewald von den Grünen meint:
“Österreich war jahrelang Mitglied des CERN und ich habe in Genf die
Begeisterung und den Enthusiasmus der dort arbeitenden vielen jungen
österreichischen WissenschafterInnen miterleben dürfen. Es ist doch
grotesk wenn bei angeblich so tollen Budgetsteigerungen nun diese
sicher teure Mitgliedschaft und mit ihr die Hoffnung vieler Forscher
begraben wird.”
Der Leiter des Instituts für Hochenergiephysik (HEPHY) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Christian Fabjan spricht sogar von “einem schwarzen Tag für die österreichische Forschung”. Recht hat er!
Interessant ist auch die Anmerkung des Bloggers Georg Holzer:
“Immerhin: 80 Prozent des einbezahlten Betrages gehen indirekt oder direkt wieder nach Österreich zurück
– sei es in Form von Löhnen an österreichische Wissenschaftler am CERN
oder in Form von Aufträgen an heimische Firmen und Institutionen.”
Damit wird die “Einsparung” durch den Austritt wirklich vernachlässigbar gering.
Im Kurier werden erste “Alternativprojekte” genannt:
“Die frei werdenden Mittel werden auf den Wissenschaftsfonds (FWF) und
auf einige Schwerpunkte verteilt; genannt wurde aus dem Bereich Physik
und Astronomie das geplante riesige Teleskop der Europäischen
Südsternwarte E-ELT mit einem Spiegeldurchmesser von 42 Metern oder im
Bereich Bio- und Medizinwissenschaften eine internationale Datenbank
biologischer Proben. Noch sind diese Projekte nicht fix, in Summe würde
eine Beteiligung Österreichs daran einige Millionen Euro im Jahr kosten.”
Das
ist ja alles schön und gut und das sind alles wichtige Projekte. Aber
der Teilchenphysik das Geld weg zu nehmen und es dann z.B. der
Astronomie zu geben, ist nicht der Weg zu einer vernünftigen
Forschungsförderung!
Wenig überraschend findet die konservative Zeitung “Die Presse” Hahns Entscheidung in Ordnung. Martin Kugler (der ehemalige Pressesprecher des Opus Dei) schreibt dort in einem Leitartikel mit dem Titel “Abscheid vom Physik-Dinosaurier” folgendes:
“Im Vergleich zu den Lebenswissenschaften oder
der Nanotechnologie mutet die Teilchenphysik wie ein
Wissenschaftsdinosaurier an: behäbig (jedes Experiment dauert Jahre),
aufwendig (riesige Anlagen sind nötig) und wenig zukunftsträchtig (die
Zeit der großen Entdeckungen scheint vorbei zu sein).”
Das
ist ja wirklich großer Unsinn! Die Zeit der großen Entdeckungen ist
vorbei?? Die Zeit der großen Entdeckungen fängt gerade erst an! Man
sollte Martin Kugler mal ein bisschen
Physik-Nachhilfe geben.
Lesenswert ist aber der Kommentar von Klaus Taschwer im Standard. Ein Ausschnitt:
“Vertrauen und Verlässlichkeit sind in der Welt der Wissenschaft
entscheidende Werte. Wenn Österreich tatsächlich von heute auf morgen
aus dem Cern-Vertrag aussteigen sollte, zerstört das Land mit einem
Schlag seinen guten internationalen Ruf als Forschungsstandort, den es
sich in den vergangenen Jahren so beharrlich erarbeitet hat.”
Österreichs guten Ruf als Forschungsstandort zu zerstören scheint die Agenda der österreichischen Wissenschaftminister der letzten Jahre zu sein. Ich dachte wirklich nicht, dass es nach Hahns Vorgängerin, Elisabeth Gehrer, noch schlimmer kommen könnte. Aber so kann man sich irren.
Nun werden also die zu erwartenden großen Entdeckungen am CERN ohne
österreichische Beteiligung stattfinden. Toll gemacht, Herr Hahn!
Nachtrag: Bei sos.teilchen.at wird der Protest gegen den Ausstieg koordiniert.
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