[Das hier ist eine Rezension eines Kapitels des Buches “Der Drache in meiner Garage” von Carl Sagan. Links zu den Rezensionen der anderen Kapitel finden sich hier.]
Auch in Kapitel 5 beschäftigt sich Sagan mit UFOs. Diesmal liegt der Fokus auf der Beweislage und auf den Vorwürfen der Vertuschung und der Unterschlagung von Beweisen von Seiten der Regierung. Sagan macht sich zuerst Gedanken über die Bedeutung des Wortes “UFO”:
That there are things seen which the ordinary observer, or even an occasional expert, does not understand is inevitable. But why, if we see something we don’t recognize, should we conclude it’s a ship from the stars? A wide variety of more prosaic possibilities present themselves.
“Beweise” für die Existenz von “fliegenden Untertassen” (auch dieser Begriff entstammt übrigens einem Mißverständnis) gibt es haufenweise. Aber wie stichhaltig sind sie. Sagan meint:
There are reliably reported cases that are unexotic, and exotic cases that are unreliable. There are no cases – despite well over a million UFO reports since 1947 – in which something so strange that it could only be an extraterrestrial spacecraft is reported so reliably that misapprehension, hoax or hallucination can be reliably excluded. There’s still a part of me that says, “Too bad.”
Auch während seiner professionellen Laufbahn als Astronom hat sich Sagan immer wieder mit dem UFO-Phänomen beschäftigt. Er war zum Beispiel Mitglied einer Kommission, die das Project Bluebook des U.S. Luftwaffen-Geheimdienstes auswerten sollte. In diesem Projekt wurden seit 1947 sämtliche bekannten UFO-Meldungen gesammelt und untersucht. Keiner der Fälle konnte eindeutig auf ein außerirdisches Raumschiff zurückgeführt werden.
Sagan erzählt auch von den vielen Ballons, die seit den fünfziger Jahren von der Air Force – auch als Spionagewerkzeuge – eingesetzt worden sind. Viele UFO-Sichtungen dürften darauf zurückzuführen sein. Ein Ballon, der sich in großen Höhen befindet, kann vom Boden aus gesehen untertassenförmig aussehen. Wenn man die Entfernung falsch einschätzt, sehen die durch den Wind verursachten Richtungsänderungen des Ballons äußerst unnatürlich aus. Der Ballon besteht nur aus einer leichten Hülle und kann sein Flugrichtung schnell ändern – wenn man allerdings davon ausgeht, ein schweres Raumschiff vor sich zu haben, dann wirkt diese Änderung als würde sie nicht den Gesetzen der Physik entsprechen.
Das BLAST-Teleskop mit seinem Ballon (Bild: Wikimedia, GFDL 1.2)
Die Spionageballons des Projekts MOGUL sind auch für eine der bekanntesten UFO-Sichtungen verantwortlich: den Roswell-Zwischenfall im Jahr 1947.
Die UFO-Gläubigen lehnen die Ballon-Erklärung natürlich ab. Vermutlich ist sie zu prosaisch und zu wenig aufregend. Außerdem sind alle Menschen meistens davon überzeugt, dass sie ihren Augen trauen können und sich nicht durch Ballons o.ä. täuschen lassen (was natürlich nicht stimmt).
Ein weiterer Aspekt des UFO-Phänomens ist die Geheimhaltung und angebliche Vertuschung der Fakten durch die Regierung. Man kann sich z.B. von den amerikanischen Geheimdiensten entsprechende Akten vorlegen lassen – dazu sind sie verpflichtet. Aber sie dürfen auch alle Informationen zensieren, die die nationale Sicherheit gefährden könnten. So kommt es dann z.B. zu veröffentlichten Dokumenten, in denen der Satz “ein UFO wurde gesichtet” vorkommt; der Rest der Seite aber geschwärzt ist.
Das bedeutet natürlich nicht, dass der Rest der Seite ebenfalls geheime Informationen über UFOs enthalten muss. Viel wahrscheinlicher sind z.B. spezifische Informationen über die Art des Funkverkehrs, der in diesem Fall geführt wurde und aus dem sich Rückschlüsse ziehen lassen würden, wenn oder was der Geheimdienst hier belauscht hat. So etwas wird dann klarerweise gelöscht (spätere Veröffentlichungen von solchen früher geheimen Informationen bestätigen das).
Sagan erzählt dann von Majestic 12 – ein geheimes Kommittee, das 1947 zur Untersuchung von UFO-Zwischenfällen gegründet worden sein soll und das eine wichtige Rolle in diversen Verschwörungstheorien spielt. Das entsprechende Dokument, dass diese Geschichte belegt und angeblich eine geheime Akte des FBI sein sollte, stellte sich allerdings als Fälschung heraus.
Am Ende des Kapitels macht Sagan sich Gedanken, über die großen Kontroversen und Streitereien, die das Thema UFOs immer noch hervorrufen kann:
It’s telling that emotions can run so high on a matter about which we really know so litte. This is especially true of the more recent flurry of alien abduction reports. After all, if true, either hypothesis – invasion by sexually manipulative extraterrestrials or an epidemic of hallucinations – teaches us something we certainly ought to know about. Maybe the reason for strong feelings is that both alternatives have such unpleasant implications.
Die Halluzinationen von den Sagan spricht sind dann auch das Thema des nächsten Kapitels.
Rezensionen der vorhergehenden Kapitel: Kapitel 1, Kapitel 2, Kapitel 3, Kapitel 4
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