[Das hier ist eine Rezension eines Kapitels des Buches “Der Drache in meiner Garage” von Carl Sagan. Links zu den Rezensionen der anderen Kapitel finden sich hier.]
Kapitel 21 trägt den Titel “The Path to Freedom”. Zu Beginn erzählt Sagan die Geschichte von Frederick Douglass – ein Sklave aus Maryland, der Anfang des 19. Jahrhunderts geboren wurde. Er brachte sich als Kind selbst ein wenig lesen bei und wurde später von der Frau seine “Besitzers” weiter darin unterrichtet. Als dieser bemerkte, das Frederick lesen und schreiben lernte, verbot er es sofort – denn
“Ein Nigger soll nur seinem Master gehorchen und das tun, was man ihm sagt. Lernen würde selbst den besten Nigger verderben. Wenn du ihm das lesen beibringst, gäbe es keinen Weg mehr, ihn zu halten. Er wäre für immer ungeeignet als Sklave.”
Aber Douglass lernte weiter und konnte schließlich aus der Sklaverei entkommen – u.a. dank seiner Lesekenntnisse. Lesen und Schreiben zu können ist wichtig!
Sagan schreibt, dass der Alphabetisierungsgrad im Lauf der Zeit zwar ständig gestiegen ist – dass aber trotz der aktuell hohen Werte (zumindest in den Industrienationen) immer noch sehr viele Menschen Probleme haben, gut zu lesen und das gelesene auch korrekt zu erfassen.
Und dieses Problem ist nicht unwichtig! Wer schlechter liest ist auch eher von Armut betroffen, hat schlechtere Jobs und größere Chancen, im Gefängnis zu landen. Und, dieser Punkt ist Sagan besonders wichtig, wer schlecht lesen kann, der versteht auch Gesetzestexte, über die abgestimmt wird, nicht richtig und ist nicht in der Lage eine gut informierte, freie Entscheidung zu treffen. Analphabetismus bzw. mangelnde Lesefähigkeit “bedrohen die Fundamente der Demokratie”.
Es ist also von größter Wichtigkeit, dass Kinder möglichst früh gut lesen und schreiben lernen. Und nicht nur das: sie sollen vor allem lernen, dass es Spaß macht, Bücher zu lesen. Carl Sagan und seine Frau Ann Druyan kommen beide aus armen Familien – aber aus Familien, in denen viel und gerne gelesen wurde! Und solche Kinder haben es viel leichter, selbst vernünftig lesen zu lernen und werden in ihrem späteren Leben selbst auch viel eher gerne und viel lesen.
Das ist auch meine persönliche Erfahrung. Auch bei meinen Eltern spielten und spielen Bücher immer ein große Rolle. Bücher zu lesen ist für mich immer eine völlig natürliche und normale Aktivität gewesen. Ich kann mich kaum an Zeiten erinnern, in denen ich keine Bücher gelesen haben. Bücher sind ein wichtiger Teil meines Lebens und direkt oder indirekt für viele Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe, verantwortlich.
Aber das ist natürlich nicht der Normalfall. Viele Kinder wachsen in bücherlosen Haushalten auf und dementsprechend schwer fällt es ihnen später, selbst zu lesen. Das muss nicht unbedingt mit der sozialen Schicht bzw. den finanziellen Möglichkeiten der Eltern zusammenhängen – tut es aber sehr oft. Ein weiterer Punkt, den Sagan in diesem Zusammenhang ausführlich erwähnt, ist die Mangelernährung bei Kindern, die ebenfalls dazu führen kann, dass Kinder später Schwierigkeiten haben zu lernen und zu lesen.
Es steht wahrscheinlich außer Frage, dass nichts die Lösung der großen Probleme auf der Welt so sehr behindert wie die mangelnde Bildung bzw. die mangelnden Bildungsmöglichkeiten für viele Menschen. Sagan schreibt am Ende des Kapitels:
Frederick Douglass hat uns gezeigt, dass Lesen der Weg aus der Sklaverei in die Freiheit ist. Es gibt viele verschiedene Arten der Sklaverei und viele Arten von Freiheit. Aber Lesen ist immer noch der Weg.
Rezensionen der vorhergehenden Kapitel: Kapitel 1, Kapitel 2, Kapitel 3, Kapitel 4, Kapitel 5, Kapitel 6, Kapitel 7, Kapitel 8, Kapitel 9, Kapitel 10, Kapitel 11, Kapitel 12, Kapitel 13, Kapitel 14, Kapitel 15, Kapitel 16, Kapitel 17, Kapitel 18, Kapitel 19, Kapitel 20
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