Das der Saturn Ringe hat, dürfte allgemein bekannt sein. Er hat allerdings nicht nur die Ringe, die man auf den üblichen Fotos sieht – in den letzten Jahren wurden mit Raumsonden und Weltraumteleskopen weitere Ringe entdeckt.
Darunter war zum Beispiel der enorme E-Ring, der aus Eis- und Staubteilchen besteht, die aus den Eisvulkanen des Saturnmondes Enceladus stammen.
Dieser Ring war bisher der größte uns bekannte. Jetzt hat das Weltraumteleskop Spitzer allerdings einen noch viel größeren Ring entdeckt!
Eigentlich hat das Spitzer-Weltraumteleskop seine Arbeit schon getan. 6 Jahre lang hat es tolle Aufnahmen gemacht – und dann war das Kühlmittel alle. Spitzer funktioniert aber immer noch und macht nun mit anderer Zielsetzung weiter.
Aber auch wenn Spitzer nicht mehr so stark gekühlt werden kann, macht es immer noch beeindruckende Entdeckungen.
Gestern wurde dieses Bild veröffentlicht:
Gut, auf den ersten Blick schaut das nicht sonderlich beeindruckend aus. Vor allem, wenn man nicht weiß, was Spitzer da eigentlich gerade beobachtet hat. Die Aufnahme oben zeigt die Umgebung des Saturn; fotografiert im infraroten Teil des Spektrums. Was man sieht, ist im Prinzip Staub, gemischt mit kleinen Eisteilchen.
Auf diesem Bild, sieht man das ganze im Kontext:
Spitzer hat einen neuen Ring um Saturn entdeckt!
Bisher blieb er uns verborgen, weil er eigentlich nicht sehr dicht ist. Wäre man mittendrin, würde man es kaum merken. Aber seine Ausdehnung ist trotzdem gewaltig!
Die innere Grenze des Rings liegt etwa 6 Millionen Kilometer von Saturn entfernt, die äußere 12 Millionen Kilometer – der Ring ist also 6 Millionen Kilometer breit!
Und er ist – im Gegensatz zu den flacheren inneren Ringen – sehr dick: man könnte den Saturn zwanzigmal übereinander in den Ring stapeln! Und wollte man den Ring komplett ausfüllen, bräuchte man dafür eine Milliarde Erdkugeln…
Aber wo kommt der Ring her? Die Staub- und Eisteilchen kommen ja nicht aus dem Nichts – irgendwo muss es eine passende Quelle geben?
Diese Quelle ist wahrscheinlich Phoebe, einer der äußersten Monde des Saturns. Er befindet sich mitten im neu entdeckten Ring. Wenn nun kleinere Meteoriten mit Phoebe zusammenstoßen, entsteht Staub. Phoebe sollte also eine Staubspur erzeugen und die wollte man mit Spitzer entdecken. Das man dabei gleich so einen gewaltigen Ring findet, hätte sich kaum jemand gedacht…
Phoebe hat auch eine sehr interessante Bahn. Sie liegt nicht, so wie die Bahnen der übrigen Ringe und der meisten anderen Monde, in der Äquatorebene des Saturn, sondern ist geneigt. Und das sehr stark – fast um 180 Grad! Das bedeutet aber auch, dass Phoebe sich auf einer retrograden Bahn befindet – also den Saturn in die andere Richtung umläuft als die übrigen Monde.
Auch die Teilchen des neu entdeckten Ringes bewegen sich so gegen die “Einbahn” (und sind gegenüber der Äquatorebene geneigt).
Diese Eigenschaft könnte gleich noch ein weiteres Rätsel des Saturnsystems erklären: die seltsame Oberfläche des Iapetus. Dieser Saturnmond – und der nächste Nachbar von Phoebe – sieht seltsam aus:
Das große schwarze Gebiet (“Cassini Regio”) stellte bis jetzt ein Rätsel dar; man hatte keine wirkliche Ahnung, warum der eine Teil des Mondes schwarz, der andere weiß war.
Der neue Ring könnte eine Erklärung liefern: Iapetus bewegt sich ja in die entgegengesetze Richtung als die Staubteilchen des neuen Rings. Er ist außerdem noch nahe genug an dessen innerer Grenze, um einige der Teilchen abzubekommen. Und diesen dunklen Staub bekommt der Mond dann frontal ab und wird “schmutzig”.
Eine faszinierende Sache! Selbst nach so vielen Jahren der Erforschung ist Saturn immer noch spannend und überraschend!
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