Zum Placebo-Effekt meint Professor Robra:
“Placebo-Effekte stören in klinischen Studien, sind in der flächendeckenden Versorgungswirklichkeit aber relevant, wahrscheinlich sehr nützlich und preiswert. Grund genug, sie bis in die Neuro-Mechanismen hinein genau anzusehen – mit wie ohne Homöopathie-Überbau.”
Das der Placebo-Effekt erforscht und angewandt gehört, bestreitet ja auch niemand. Und das wird ja auch gemacht. Allerdings denke ich, dass der “Homöopathie-Überbau” in der konkreten Anwendung mehr Nachteile als Vorteile hat. Denn neben dem Placebo-Effekt gibt es ja auch noch einen “Nocebo-Effekt“. Und wenn man den Menschen weiter einredet, das Homöopathie toll, sanft und sicher und “Schulmedizin” gefährlich und schlecht ist, dann kann das auch ganz konkrete negative Auswirkungen haben – genauso wie der Placebo-Effekt konkrete positive Auswirkungen haben kann. Und von den ganzen Homöopathen, die ihre Zuckerkugeln als Heilmittel gegen so gut wie alles – bis hin zu Krebs oder AIDS – anpreisen, möchte ich hier gar nicht erst reden. Man sollte sich also sehr gut überlegen, wie stark man den “Homöopathie-Überbau” bei der Anwendung des Placebo-Effekts mitnehmen möchte…
Professor Robra schreibt zum Schluß:
“Ich selber sehe in einem solchen Studiengang eine Chance, diesem Zweig der praktischen Medizin einen Weg zurück in den Hauptstrom medizinischen Handelns zu bahnen. Praktiker der Homöopathie, die sich auf diesen Weg einlassen, werden verändert herauskommen. Die medizinische Praxis insgesamt hat die Chance, klarer zu werden.”
Klingt ja erstmal ebenfalls nicht schlecht. Allerdings stellt sich mir die Frage, warum Homöopathie ein “Zweig der praktischen Medizin” sein soll. Und warum man eine erwiesenermaßen unwirksame Therapie in den “Hauptstrom medizinischen Handelns” zurückholen will?
Diese Antwort hat mich nicht wirklich beruhigt. Was genau passieren wird, wird man erst dann sehen, wenn Homöopathie dann wirklich unterrichtet wird. Wenn die Mediziner dort tatsächlich vernünftig über Homöopathie informiert werden, dann wäre das nicht schlecht. Aber irgendwie bezweifle ich, dass es so sein wird…
Ich habe übrigens auch noch den Prodekan für Forschung des Universitätsklinikums und die Institutsvorstände der Institute für Biologie, theoretische Physik und Experimentalphysik angeschrieben. Sollte ich noch weitere Antworten bekommen, werde ich die natürlich hier veröffentlichen.
Nachtrag: Hier gibt es eine neue Antwort
Und falls einer meine Leserinnen oder einer meiner Leser an der Uni Magdeburg arbeitet oder studiert und zu diesem Thema etwas zu sagen hat, würde ich mich über entsprechende Kommentare natürlich auch sehr freuen!
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