Im Zentrum von so gut jeder Galaxie befindet sich ein supermassives schwarzes Loch. Auch in unserer Milchstrasse – das dortige schwarze Loch wurde letztes Jahr genau vermessen und zwar in dem man die Bewegung der Sterne um das schwarze Loch beobachtet hat.
Aber eine Frage blieb bis jetzt immer offen: Entsteht zuerst eine Galaxie, in dessen Zentrum sich dann ein schwarzes Loch bildet? Oder ist da zuerst ein schwarzes Loch, das dann die Sterne zu einer Galaxie an sich bindet?
Neue Forschungsergebnisse der Europäischen Südsternwarte (ESO) könnten diese Frage nun endlich beantworten!
Eine Forschergruppe um Knud Jahnke vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg hat heute ihre Untersuchungen an einem seltsamen Objekt veröffentlicht. Der Artikel hat den Titel “The QSO HE0450-2958: Scantily dressed or heavily robed? A normal quasar as part of an unusual ULIRG“ und beschäftigt sich mit der Untersuchung eines Quasars
Groß, hell und weit entfernt
“Quasar” steht für Quasi-Stellares Objekt. In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckte man viele sehr starke Radioquellen die im optischen Teleskop allerdings nur als schwache Lichtpunkte sichtbar waren – also aussahen wie Sterne. In den sechziger Jahren fand man dann heraus, dass es sich bei diesen Objekten nicht um Sterne sondern um ferne Galaxien handelte die nur “quasi stellar” erschienen.
Heute weiß man, dass ein Quasar der Kern einer aktiven Galaxie ist – also einer Galaxie, die überdurchschnittlich viel Radio-, Röntgen- bzw. allgemein elektromagentische Strahlung abgibt. Das liegt daran, dass das schwarze Loch im Zentrum der aktiven Galaxie immer größer wird. Materie aus der Umgebung fällt in das Loch und dabei entsteht die Strahlung.
Wenn es dann noch ein starkes Magnetfeld gibt, kann diese Strahlung gebündelt werden und in zwei großen sogenannten Jets ins All “geschossen” werden.
So in etwa könnte das aussehen:
Das Bild zeigt eine künstlerische Darstellung des Quasars GB1508+5714 der 12 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Oben links sieht man eine tatsächliche Aufnahme des Objekts im Röntgenlicht.
Der nackte Quasar
So einen Quasar haben auch Jahnke und seine Kollegen untersucht. Es handelt sich dabei um ein etwa 5 Milliarden Lichtjahre entferntes Objekt mit dem Namen HE0450-2958. Das interessante an ihm: es ist nackt!
Bis jetzt konnte noch keine zum Quasar gehörende Galaxie gefunden werden. Man nahm immer an, dass sie hinter großen Staubwolken verborgen liegt. Aber Staub leuchtet am stärksten im Infraroten. Wenn der Staub also von einer hinter ihm liegenden Galaxie angestrahlt und erwärmt wird, dann müsste man das sehen können, wenn man ein Infrarotteleskop benutzt.
Das haben Jahnke und Kollegen gemacht – und dabei nichts gesehen! Der Quasar scheint tatsächlich ohne Galaxie zu sein. Aber dafür haben die Astronomen bei einer anderen Galaxie interessante Dinge gesehen: in der Nachbargalaxie scheinen enorm viele Sterne zu entstehen!
Dort werden jedes Jahr etwa 350 neue Sterne gebildet – das ist hundert Mal mehr als in unserer Milchstrasse. Wir kommen nur auf ein Handvoll neue Sterne pro Jahr. Warum beeilt sich diese Galaxie so damit, neue Sterne entstehen zu lassen?
Schwarze Löcher erzeugen Sterne
Nun, sie hat keine andere Wahl: der Quasar beschießt sie nämlich! Denn auch dieser Quasar hat die oben beschriebenen Jets und die sind genau auf die Nachbarsgalaxie gerichtet. Durch die Energie und das Gas, das sich ebenfalls entlang der Jets bewegt (und zwar enorm schnell!) wird in der Galaxie die Sternentstehung angeregt.
Und irgendwann in (kosmisch gesehen) naher Zukunft wird der Quasar mit der Galaxie verschmelzen. Sie sind jetzt schon nur 22000 Lichtjahre voneinander entfernt und nach der Kollision wird es sich der Quasar im Zentrum der Galaxie gemütlich machen – in Mitten der Sterne, die er quasi selbst erzeugt hat!
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