Unser Jupiter ist schwer genug, um viele potentiell gefährlichen Objekte unter den Zentauren gleich aus dem System zu werfen so das sie uns nicht gefährlich werden können. Ein viel leichterer Jupiter würde andererseits gar nicht erst so viele Zentauren auf gefährliche Bahnen schicken. Gefährlich sind wieder die mittleren Massen und wieder liegt das Maximum bei etwa einem Fünftel der aktuellen Jupitermasse. Hier ist der Planet gerade schwer genug um viele Zentauren auf einen potentiellen Kollisionskurs zu bringen, aber noch nicht schwer genug, um ausreichend Asteroiden aus dem Sonnensystem zu werfen.
Hätten wir also einen zweiten Saturn anstatt unseres Jupiters, dann wäre es aus mit der Beschützerrolle – so ein Planet wäre keine Hilfe um Asteroidenkollisionn zu vermeiden.
Kometen
Es gibt noch eine dritte Gruppe an potentiell gefährlichen Objekte: die Kometen aus der Oortschen Wolke. Diese Wolke umgibt das Sonnensystem kugelförmig – ist aber sehr, sehr weit entfernt. Sie reicht fast bis zur Hälfte der Strecke zum nächsten Stern (Alpha Centauri) und enthält einige Milliarden Asteroiden. Manche von ihnen haben extrem langgestreckte Bahnen und können so auch ins innere Sonnensystem gelangen.
Diese langperiodischen Kometen besuchen uns meistens nur einmal. Auch wenn sie vielleicht nach zehntausenden Jahren (oder noch länger) einen Orbit beendet hätten und wieder kommen würden, reichen meistens die gravitativen Störungen ihres ersten Besuchs aus, um ihre Bahnen so zu ändern, dass sie aus dem Sonnensystem fliegen bzw. nie wieder das innere Sonnensystem erreichen.
Auch hier ist es meist Jupiter, der die Kometen aus dem System wirft. Aber er kann sie unter Umständen auch erst auf die potentiell gefährlichen Bahnen brungen. Also haben Horner und Jones auch diesen Fall untersucht um hier Klarheit zu schaffen.
Und endlich zeigt sich Jupiter als echter Freund! Was die Gefahr durch langperiodische Kometen aus der Oortschen Wolke angeht, ist Jupiter tatsächlich ein Beschützer. Hier ist das Ergebnis klar und eindeutig: je größer die Masse des Jupiters ist, desto besser kann er Kometen entfernen und desto geringer ist die Zahl der Einschläge auf der Erde.
Fazit
Zusammengefasst bietet sich also ein wesentlich komplexeres Bild als bisher. Die Beschützerrolle des Jupiter ist viel weniger deutlich ausgeprägt als man dachte. Was Asteroiden und Zentauren angeht, wären wir mit einem wesentlich kleinerem Planeten (oder gar gar keinem Jupiter) wahrscheinlich genauso gut dran wie jetzt und ein Jupiter der nur die Masse des Saturn hätte, wäre ein wesentlich schlechterer Beschützer.
Trotz ihrer Ausführlichkeit stellt diese Arbeit von Horner und Jones nur einen ersten Schritt dar. Um wirklich herauszufinden, welche Rolle ein Gasriese wie Jupiter für die Bewohnbarkeit eines Planeten in der habitablen Zone spielt, muss man auch die komplette Entwicklung des Systems betrachten. Ohne Jupiter wären die Bedingungen zur Zeit der Planetenentstehung sicherlich anders gewesen und unser Sonnensystem würde heute ganz anders aussehen. Aber um auch diese Effekte in die Simulationen mit einzuschließen wird man noch ganz andere Methoden und vor allem viel schnellerer Computer brauchen.
Bis wir also ganz genau wissen, ob Jupiter ein Freund oder Feind ist, wird noch ein bisschen Zeit vergehen.
- J. Horner, & B. W. Jones (2008). Jupiter – friend or foe? I: the asteroids International Journal of Astrobiology, vol. 7, parts 3&4, 251-261 (2008) arXiv: 0806.2795v3
Jonti Horner, & Barrie W Jones (2009). Jupiter – friend or foe? II: the Centaurs International Journal of Astrobiology arXiv: 0903.3305v1
J Horner, B W Jones, & J Chambers (2009). Jupiter – friend or foe? III: the Oort cloud comets International Journal of Astrobiology arXiv: 0911.4381v1
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