Über das “Granderwasser” hab ich hier früher schon öfter berichtet. Das “belebte Wasser” des Österreichers Johann Grander (der seine Anweisungen zur Wasserbelebung direkt von Gott bekam) soll gegen alles mögliche gut sein. Schwimmbäder mit Granderwasser verbrauchen angeblich weniger Chlor; Pflanzen wachsen damit besser; Brot, gebacken mit Granderwasser schmeckt besser und hält länger; usw… Denn wie sagt Johann Grander selbst:
“Unser Wasser, das heute aufgrund vieler Belastungen nicht mehr die ursprüngliche Reinheit besitzt, erhält durch die GRANDER Wasserbelebung die Urinformation zurück, die es braucht, um seine Kraft zur Selbstreinigung wieder aufbauen zu können.”
Ja – klingt toll. Blöd nur, dass es für nichts davon irgendwelche Belege gibt. Das hat auch der österreichische Biologe Erich Eder (der auch immer wieder mal bei “Kritisch Gedacht” bloggt) öffentlich behauptet und wurde dafür prompt von Grander verklagt. Seitdem gibt es ein Gerichtsurteil laut dem man Granderwasser als aus “dem Esoterik-Milieu
stammender, parawissenschaftlicher Unfug” bezeichnen darf 😉
Das hat die österreichischen Wissenschaftsminister Gehrer und ihren Nachfolger Hahn (die beide nicht wirklich verstanden haben, was Wissenschaft ist und was nicht) nicht daran gehindert, Johann Grander einen Wissenschaftsorden zu verleihen bzw. dessen Verleihung mit fadenscheinigen Argumenten zu bestätigen.
Das Granderwasser ist also Unsinn. Teurer Unsinn noch dazu. Trotzdem geben viele Menschen Geld dafür aus und mittlerweile kann man das Zeug um viel Geld überall in Restaurants und Hotels bestellen.
Wenn das Granderwasser nur ein weiteres überteuertes Lifestyle-Gesöff wäre, dann wäre das ja alles nicht so schlimm. Aber leider ist es das ja nicht – die Grander-Anhänger halten die Wasserbelebungsapparate für wahre Wundermaschinen, die am besten so flächendeckend wie möglich eingesetzt werden sollten. Und das Geld, das man dafür rausschmeisst, könnte anderswo wesentlich sinnvoller verwendet werden.
Wie zum Beispiel in der kleinen Gemeinde Bubesheim. Dort gibt es nur knapp 1500 Einhwohner – und ein Kinderhaus. Und die Kinder dort sollen nun mit dem Granderwasser zwangsbeglückt werden.
3000 Euro kostet der Einbau der “Belebungsanlage”. Warum macht man das? Die Augsburger Allgemeine berichtet:
Grund dafür sei die Tatsache gewesen, dass die Mädchen und Buben in dem Kinderhaus wahrscheinlich viel mit Wasser in Berührung kommen werden, wenn sie sich zum Beispiel die Hände waschen.
Ja und? Werden die Kinder damit schneller sauber? Oder dann langsamer wieder schmutzig? Oder wirkt das Wasser irgendwie geheimnisvoll auf die Gesunheit der Kinder? Da gibts doch sicherlich gute und rationale Gründe für diese Entscheidung, oder?
„Der Gemeinderat, der den Vorschlag gemacht hat, hat von positiven Erfahrungen im Bekanntenkreis mit dem Granderwasser berichtet”
Da kann man noch so oft erklären, dass Anekdoten keine Daten sind und nicht als Grundlage für rationale Entscheidungen taugen… die meisten stellen ihre persönliche Erfahrung trotzdem über alles.
Jetzt schmeisst also der Gemeinderat 3000 Euro für ein wirkungsloses Gerät raus, damit sich die Kinder ihre Händer mit Zauberwasser waschen können. Geht mal in irgendeinen Kindergarten oder eine ähnliche Einrichtung, und fragt die Leiter dort, was sie mit 3000 Euro alles anfangen könnten. Mit diesem Geld kann man jede Menge tolle Sachen finanzieren, die den Kindern wirklich was bringen.
Immerhin gibt es in der Gegend noch vernünftige Leute:
“Ich wüsste nicht, wieso man unser Trinkwasser, das jeden Tag 120 000 Menschen im Landkreis trinken, irgendwie verbessern müsste. Immerhin vertreiben zwei Brauereien im Landkreis nicht nur damit hergestelltes Bier und Limonade, sondern verkaufen es auch erfolgreich als Tafelwasser.”
Das sagt Dr. Roland Schmid, der Leiter des Gesundheitsamtes Günzburg. Aber leider hat das den Bubesheimer Gemeinderat auch nicht beeindruckt. Dort sitzen immerhin 12 Leute. Wird dort niemand stutzig, wenn ein Gemeinderat mal eben 3000 Euro für ein mysteriöses Wasserbelebungsdingens haben will? Für so eine kleine Gemeinde wie Bubesheim ist das ja kein unerheblicher Betrag?
Aber scheinbar sterben die dummen wirklich nie aus… Nur für die Kinder ists halt schade – vor allem weil sie – zumindest meiner persönlichen Erfahrung nach – das Händewaschen sowieso nicht so toll finden 😉
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