Astronomie ist eine sehr visuelle Disziplin. Zumindest auf den ersten Blick; geht man tiefer, dann ist es eine ganz “normale” Naturwissenschaft mit jeder Menge Theorie und Mathematik. Aber gerade als Laie denkt man bei Astronomie erstmal an Sternbilder (obwohl die für die Forschung nicht relevant sind) und faszinierenden Bilder von Planeten, Sternen und Galaxien.
Über all das hab ich hier schon oft geschrieben. Heute möchte ich mich einer anderen Art von astronomischen Bild widmen – den Symbolen der Himmelskörper.
Wissenschaft ist voll mit Symbolen – hier werden einige davon erklärt – und auch die Astronomie bildet keine Ausnahme. Neben den allgemeinen physikalischen und mathematischen Symbolen haben wir aber natürlich auch eigene Zeichen für die Himmelskörper.
Die Götter der Antike
Die Symbole für die Planeten gehen im Allgemeinen auf die Antike zurück. Bei den alten Griechen und Römern wurden die damals bekannten Planeten ja mit den Göttern assoziert und bekamen dementsprechende Symbole verpasst (die dann auch gleichzeitig die Symbole für die mit den Planeten verbundenen Elementen und Wochentagen). Für Merkur ist das zum Beispiel der Hermesstab. Hier sieht man ihn auf einer alten Vase:
Und so sieht das offizielle Zeichen des Planeten aus:
Venus, der Planet der Liebesgöttin wird mit ihrem Handspiegel symbolisiert:
Bei der Erde sind zwei verschiedene Symbole in Gebrauch. Das ist einmal die Darstellung des Planeten mit Äquator und Meridian:
Daneben gibt es auch noch eine abgewandelte Form in der die Erde ein Kreuz trägt und einen Reichsapfel darstellen soll.
Beim Mond hat man sich darauf beschränkt, einfach das zu malen, was man am Himmel sah. Je nach Mondphase, die man beschreiben will, sieht das Symbol für den Mond also zum Beispiel so aus:
Oder so, wenn es um den Vollmond geht:
Im Allgemeinen verwendet man aber für den Mond das sichelförmige Symbol. Ansonsten wäre auch die Verwechslungsgefahr mit dem Sonnensymbol zu groß:
Bei Mars wird es dann wieder klassisch antik. Der Planet des Kriegsgottes wird mit Schild und Speer dargestellt:
Das Symbol für Jupiter; Planet des Göttervaters Zeus ist ein stilisierter Blitz:
Saturn, der Gott des Ackerbaus bringt dem gleichnamigen Planeten eine symbolische Sichel ein:
Soweit zu den Planeten, die in der Antike bekannt waren. Diese Symbole wurden natürlich nicht nur in der Astronomie verwendet um in Diagrammen oder Texten schnell und einfach die verschiedenen Himmelskörper zu bezeichnen sondern auch von Astrologen und Alchemisten verwendet. Alchemisten sind ja heute größtenteils ausgestorben; die Astrologen leider nicht und gemeinsam mit den Astronomen verwenden sie diese Symbole zur Bezeichnung der Himmelskörper auch heute noch. Aber im Laufe der Zeit sind noch einige neue Symbole dazu gekommen.
Neue Planeten
1781 hat William Herschel den Planeten Uranus entdeckt und natürlich hat er auch ein passendes Symbol bekommen. Es ist eine Kombination der Symbole von Mars und Sonne bzw. das alchemistische Symbol für Platin:
Für Uranus gibt es allerdings noch ein alternatives Symbol. Man hat ja lange über den passenden Namen für den neuen Planeten gestritten. Herschel selbst hat den Planeten Georgium Sidus genannt um den englischen König Georg III. zu ehren. Das fanden die französischen Astronomen natürlich nicht so toll und haben den Planeten daher lieber einfach Herschel genannt. Der deutsche Astronom Johann Bode hat dann als Alternative “Uranos” (bzw. “Uranus”) vorgeschlagen und der Name hat sich dann ab etwa 1850 durchgesetzt. Bode hatte als Symbol auch das Zeichen für Platin vorgeschlagen. Passend zum alten Namen “Herschel” gibt es aber auch noch ein passendes Symbol dass den Anfangsbuchstaben von Herschels Namen darstellt. Es wird heute hauptsächlich von den Astrologen verwendet; die Astronomen benutzen meistens Bodes Platin-Zeichen.
Auch bei der nächsten Entdeckung – der von Neptun im Jahr 1846 – gab es wieder Streit um den Namen. Johann Galle, der Beobachter den Planet gefunden hatte, schlug als erstes “Janus” vor. Der Franzose François Arago wollte ihn “LeVerrier” nennen – nach dem großen Himmelsmechaniker, der die eigentliche mathematische Vorarbeit geleistet hatte. Das hat dann wieder den Engländern nicht gepasst, dort wollte man ihn “Oceanus” nennen. LeVerrier selbst hat dann schließlich Neptun propagiert was dann schließlich auch angenommen wurde. Daraus ergab sich auch gleich das passende Symbol – der Dreizack des Meeresgottes:
1930 kam der vorerst letzte Planet dazu. Da hat Clyde Tombaugh den Planeten Pluto entdeckt. Heute ist er nur noch ein Zwergplanet (zu Recht!) – damals hat er aber als vollwertiger Planet natürlich ein Symbol bekommen:
Es besteht einfach aus den Buchstaben “P” und “L”, die übereinander geschoben wurden. Sie können entweder für “PLuto” stehen – oder für Percival Lowell, der lange nach einem neuen Planeten gesucht und die Vorarbeit für die Entdeckung durch Tombaugh geleistet hatte. Dieses Symbol wurde 1930 von Vesto Slipher in der Zeitschrift “Popular Astronomy” vorgeschlagen.
Bis jetzt ist noch alles einigermaßen übersichtlich. Aber da sind ja auch noch die Asteroiden…
Es wird kompliziert
Da hat man 1801 den ersten entdeckt – inspiriert durch die Titius-Bode-Reihe. Den damals gefundenen Himmelskörper nannte man Ceres und bezeichnete ihn als Planeten. Er hat natürlich ein Symbol bekommen; passend zur römischen Landwirtschaftsgöttin wieder ein Sichelsymbol:
Neben Ceres fand man aber zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter aber noch weitere “Planeten”: 1802 wurde Pallas entdeckt; 1804 Juno und 1807 Vesta. Alle wurden vorerst als Planeten behandelt und ihnen wurden passende Symbole zugewiesen:
Irgendwann wurde es dann aber kompliziert. 1845 fand man einen fünften “Planeten” (Astrea) und 1847 dann gleich nochmal drei Stück. 1851 kannte man fünfzehn “Planeten” zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter und von vielen Astronomen wurden sie wirklich als Planeten bezeichnet und in den Veröffentlichungen auch so genannt. Andere waren skeptisch und nannten die Objekte “Asteroiden” (nach einem Vorschlag von Herschel) oder “Minor Planets” (kleine Planeten).
Das hat sich im Laufe der Zeit durchgesetzt – aber die ersten fünfzehn Asteroiden haben auch eigene Symbole bekommen. Die waren aber längst nicht mehr so simpel und einfach zu zeichnen wie die ursprünglichen Planetensymbole. So sah zum Beispiel das Zeichen für den Asteroidn Parthenope aus (ich weiß leider nicht, was es darstellen soll):
Diese Symbole stellten nun nicht mehr wirklich ein nützliches Werkzeug zur Kurzbezeichnung der Himmelskörper dar. Wenn man diese Zeichen in seine Veröffentlichungen inkludieren wollte, hatte man viel Mühe. Der deutsche Astronom Johann Encke hat 1854 die erste Vereinfachung vorgeschlagen. Anstatt der komplizierten Symbole verwendete er in den “Berliner Astronomischen Jahrbüchern” einfach Zahlen (mit einem Kreis drumherum).
Der amerikanische Astronom Benjamin Apthorp Gould hat diesen Vorschlag aufgegriffen. Im Astronomical Journal des Jahres 1852 schlägt er vor, diese Notation konsequent für alle Asteroiden anzuwenden und auch in Zukunft weiterzuführen. Er veröffentlicht auch gleich eine Tabelle für die aktuell bekannten Objekte:
Ein paar Entdecker haben sich trotzdem noch Symbole für die von ihnen gefunden Asteroiden ausgedacht – den Vogel abgeschoßen haben hier die Herren Rümker und Peters mit folgendem äußert komplizierten Symbol für den Asteroiden Leukothea:
Heutzutage werden für neue entdeckte Asteroiden keine Symbole mehr vergeben. Bei den dutzenden die täglich gefunden werden ist das auch kaum mehr durchführbar. Auch die neuen Zwergplaneten Eris, Haumea und Makemake haben keine Symbole bekommen. Aber da die Zwergplaneten auch gleichzeitig als Asteroiden klassifiziert sind, haben sie sowieso auch eine Asteroidennummer.
Auch wenn die Symbole für die Wissenschaft selbst keine Rolle spielen – ihre Geschichte ist dennoch interessant. An der Vergabepraxis erkennt man wunderbar, wie sich die Meinung der Astronomen zur Natur der Himmelskörper gewandelt hat. Und schön sind die Geschichten auch noch – was will man mehr!
P.S. Hier hat James Hilton ganz detailliert recherchiert und beschrieben wo, wann und von wem die verschiedenen Symbole das erste Mal benutzt worden sind. Lesenswert!
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