Ich hab schon lang keine Science-Fiction-Bücher mehr vorgestellt. Das muss sich ändern; vor allem deswegen, weil ich gerade ein äußerst gutes gelesen habe! Bzw. waren es eigentlich zwei Bücher: “Roter Donner” (englisch: “Red Thunder“) und “Roter Blitz” (englisch: “Red Lightning“) von John Varley. Das erste Buch ist schon vor einiger Zeit erschienen; der Nachfolgeband “Roter Blitz” ist erst kürzlich auf deutsch herausgegeben worden.
In beiden wird das Thema Raumfahrt auf äußerst spannende und originelle Art behandelt.
Donner…
“Roter Donner” spielt in einer sehr nahen Zukunft. Gerade beginnt ein neues Wettrennen zum Mars – bzw. ist es eigentlich schon beendet. Die chinesische Astronauten sind schon längst auf dem Weg und die eilig zusammengestellte amerikanische Mannschaft die nun auch zum Mars fliegen soll hat keine Chance mehr, rechtzeitig beim roten Planeten anzukommen um die Chinesen zu schlagen.
In Florida beobachten zwei Teenager mit ihren Freundinnen den Start der amerikanischen Astronauten. Manny und Dak sind begeisterte Raumfahrtfans und studieren am College um ihren Traum irgendwann einmal zu verwirklichen. Auf ihrer Heimfahrt überfahren sie am Strand fast einen betrunkenen Penner – der sich als der Ex-Astronaut Travis Broussard herausstellt der nach einigen Zwischenfällen bei der NASA nicht mehr gern gesehen ist. Die vier Jugendlichen freunden sich mit Travis an und bringen ihn dazu, sein Alkoholproblem ernst zu nehmen. Und sie lernen seinen Cousin Jubal kennen. Nachdem ihn sein Vater als Kind massiv verprügelt hat scheint Joubal geistig nun ein wenig zurückgeblieben zu sein – aber trotzdem ein fähiger Bastler und kreativer Erfinder. Wie fähig Jubal tatsächlich ist, zeigt sich als Manny zufällig auf eine seiner “Basteleien” stösst: eine Kugel, die keine Masse zu haben und unzerstörbar zu sein scheint…
Als Jubal von der amerikanischen Mission zum Mars erfährt – die mit einem neuen Antrieb unterwegs ist – erklärt er, dass es zu einer Katastrophe kommen könnte da dieser Antrieb nicht sicher genug ist. Und er möchte, dass der erste Mensch am Mars ein Amerikaner ist. Also macht er sich daran, aus seinen mysteriösen Kugeln einen neuen Raketenantrieb zu bauen. Travis und die vier Jugendlichen basteln in der Zwischenzeit ein Raumschiff Marke Eigenbau mit dem sie sich auf den Weg zum Mars machen wollen.
Die Geschichte mag ein wenig weit hergeholt klingen – aber Varley kann sie hervorragend erzählen! Hat man einmal angefangen kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es ist wirklich spannend zu sehen, wie die vier Jugendlichen es schaffen, tatsächlich ein Raumschiff zu bauen. Hier kümmert sich Varley wirklich um jedes Detail (sehr schön sind z.B. die Diskussionen mit den Eltern der Kinder die erstmal davon überzeugt werden müssen, die Jugendlichen ins All fliegen zu lassen). Und dann müssen sich die Raumfahrer auch noch überlegen, wie sie die Welt von der neuen Erfindung (die nicht nur ein neuer Antrieb sondern generell eine quasi unerschöpfliche Energiequelle ist) teilhaben lassen können ohne das diese von einem einzigen Staat vereinahmt wird und ohne dass sie – was leider auch möglich ist – als neue vernichtende Waffe eingesetzt wird.
Ich will nicht die ganze Geschichte verraten – das Buch soll jeder selbst lesen! Aber es ist schon erstaunlich, wie viele verschiedene Aspekte Varley problemlos und passend in das Buch hineingesteckt hat. Ich kann “Roter Donner” nur absolut empfehlen! Ich habe schon lange keine so spannende und gute Science-Fiction-Geschichte mehr gelesen.
…und Blitz!
Das gilt auch für den Nachfolgeband “Roter Blitz”. Während im ersten Buch der Jugendliche Manny die Geschichte erzählt hat ist es nun zwanzig Jahre später dessen Sohn Ray (ebenfalls im Teenageralter). Jubals Erfindung hat die Welt ziemlich umgekrempelt; dank des schnellen und billigen Antriebs haben die Menschen begonnen das Sonnensystem zu kolonialisieren und Ray lebt mit seiner Familie auf der ersten Marskolonie.
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