Morgen wird in Oslo wieder um die Wette gesungen. Und darum wird es Zeit, diesen Wettbewerb mal aus astronomischer Sicht zu betrachten. Ok – was hat Astronomie mit dem Song Contest zu tun, wird sich nun der eine oder die andere fragen. Zu Recht, vermutlich 😉 Denn aus naturwissenschaftlicher Sicht ist diese Veranstaltung wirklich recht dürftig (obwohl andere Disziplinen dazu spannendes zu sagen haben). Aber die Astronomie wurde bis jetzt sträflich vernachlässigt. Fast zumindest…
Ich bin jetzt kein so großer Fan des Song Contest, dass ich alle Lieder aller Wettbewerbe abrufbereit parat habe. Aber eine erste Recherche hat gezeigt, dass sich die Sängerinnen und Sänger erstaunlich wenig mit Astronomie beschäftigt haben.
1967 hat sich Peter Horton aus Österreich an einer astronomischen Fragestellung versucht und ist mit seinem Lied “Warum es hunderttausend Sterne gibt?” angetreten. Leider ist er dabei kläglich gescheitert und hat die Frage nach der Sternentstehung nichtmal ansatzweise beantwortet. Aber hört selbst:
Für diese miese physikalische Leistung hat er zu Recht nur 2 Punkte bekommen und den vorletzten Platz belegt.
Mit astronomischen Inhalt hat man es anscheinend schwer beim Song Contest. Das hat auch der Amateurastronom Martin Wagner gemerkt, der zwar schöne Astrofotos dabei hatte – aber trotzdem beim Casting von Stefan Raab durchgefallen ist (vielleicht lags auch einfach daran, das er absolut nicht singen konnte…).
Trotzdem tritt Deutschland (Österreich hat sich ja schon seit Jahren vom Wettbewerb verabschiedet) nun mit einem astronomischen Lied an. Lena Meyer-Landrut singt “Satellite”. Ich hab mir mal angesehen, ob der astronomische Titel hält, was er verspricht.
“I went everywhere for you
I even did my hair for you
I bought new underwear, they’re blue
And I wore ’em just the other day
Love, you know I’ll fight for you
I left on the porch light for you
Whether you are sweet or cruel
I’m gonna love you either way
Love, oh, love, I gotta tell you how I feel about you
‘Cause I, oh, I can’t go a minute without your love”
Ok – das ist erstmal doch wieder nur langweilige Liebe und keine vernünftige Wissenschaft. Aber dann kommt doch noch der Satellit!
“Like a satellite, I’m in an orbit all the way around you
And I would fall out into the night
Can’t go a minute without your love”
Aber trotzdem muss ich meckern. Lena sagt zwar korrekt dass ein Satellit im Orbit um irgendwas ist. Aber dann behauptet sich gleichzeitig, dass sie “out into the night” fällt. Was jetzt? Hat sie sich keine Gedanken über die richtige Startgeschwindigkeit gemacht? Will sie dass ihr Satellit die Erde in einem nahen Orbit umkreist, dann muss er die erste kosmische Geschwindigkeit haben: 7,9 Kilometer pro Sekunde. Wenn sie “out into the night” will; also das Schwerefeld der Erde verlassen und sich im interplanetaren Raum bewegen will, dann muss sie auf die zweite kosmische Geschwindigkeit beschleunigen – etwa 11,2 Kilometer pro Sekunde. Ich hoffe sie hat daran gedacht, für ihren Satelliten ein vernünftiges Antriebssystem und ausreichend Treibstoff einzuplanen. Sonst kann es passieren, dass sie immer “all the way around you” bleiben muss und es nie “out into the night” schafft.
Like a satellite…
Aber Lena singt voerst sowieso erstmal wieder weiter über die Liebe. Erst gegen Ende spricht sie dann wieder ein wenig über Physik:
“Where you go, I’ll follow
You set the pace, we’ll take it fast and slow
I’ll follow in your way,
You got me, you got me
A force more powerful than gravity
It’s physics, there’s no escape”
Hmm – “a force more powerful than gravity”. Da ist die Auswahl natürlich groß. Es gibt vier fundamentale Kräfte im Universum: die starke und die schwache Kernkraft (die sich nur auf atomarer bzw. subatomarer Ebene bemerkbar machen), die elektromagnetische Kraft und die Gravitation. Und alle drei anderen Kräfte sind wesentlich stärker als die Gravitation! Die ist bei weitem die schwächste Kraft. Das kann man mit einem simplen Experiment sehen: man braucht nur einen kleinen Kühlschrankmagneten und zum Beispiel einen Nagel. An diesem Nagel zerrt nun einerseits die komplette Erde mit ihrer Gravitationskraft und will, dass er zu Boden fällt. Andererseits wirkt auch die elektromagnetische Kraft des winzigen Magneten – und es gelingt ihm locker, den Nagel festzuhalten und der Gravitationskraft der riesigen Erde entgegenzuwirken.
Kommentare (71)