Natürlich weiß man heute nicht mal ansatzweise, wie sowas möglich sein soll und es ist zweifelhaft, ob es jemals möglich sein wird. Es war schon enorm schwierig, auch nur zwei verschränkte Photonen zu erzeugen – wie man ein paar Billiarden Teilchen miteinander verschränkt weiß heute niemand.
Wie man seinen Vater umbringt
Noch schlechter stehen die Chancen was Reisen durch die Zeit angeht. Aber auch hier hat die Physik einige interessante Möglichkeiten! Reisen in die Zukunft sind sogar relativ simpel. Die relativistische Zeitdilatation sagt uns, dass die Zeit umso langsamer vergeht, je schneller wir uns bewegen. Wenn wir uns in ein Raumschiff setzten dass mit 99,9999999996% der Lichtgeschwindigkeit fliegen könnte müssten wir nur einen Tag lang durch die Gegend fliegen und würden bei der Rückkehr zu unserem Startpunkt merken, dass dort 1000 Jahre vergangen sind! Und wenn wir 27 Jahre lang fliegen, dann reisen wir gleich 10 Millionen Jahre in die Zukunft! Diese Zeitdilatation ist eine experimentell bestätigte Tatsache! Die Zeitreise in die Zukunft wäre also “nur” eine Frage der Geschwindigkeit – und man müsste irgendwie rausfinden, wie Menschen so starke Beschleunigungen überstehen könnte.
Aber was ist mit Zeitreisen in die Vergangenheit? Da siehts ganz anders aus – denn hier stoßen wir sofort auf jede Menge Pardoxa. Das klassische Problem – Was passiert, wenn ich in der Vergangenheit meinen eigenen Vater umbringe? – kennt jeder, aber Greene bringt noch ein anderes interessantes Beispiel. Angenommen, Greene würde in die Zukunft reisen. Dort informiert er sich natürlich als erstes über die Fortschritte in der Stringtheorie. Und erfreut stellt er fest, dass mittlerweile alle Probleme gelöst worden sind. Die Stringtheorie ist korrekt und sie ist tatsächlich DIE fundamentale Theorie; die Weltformel. Und den bahnbrechenden Forschungsartikel, der alles das erst möglich gemacht hat hat niemand anderes geschrieben als Brian Greenes Mutter! Nun ist die zwar eine liebe und nette Person – aber keine theoretische Physikerin. In den Danksagungen schreibt sie aber, dass sie ihrem Sohn dankbar ist, der sie dazu ermutigt hat sich mit der Physik zu beschäftigen. Also reist Greene zurück in die Vergangenheit um dort seiner Mutter ein bisschen was über Stringtheorie zu erklären. Das läuft gut – aber irgendwie scheint Mama nicht den zu erwartendenden Durchbruch zu schaffen. Der Veröffentlichungszeitpunkt des Artikels rückt näher und näher – aber Greenes Mutter hat immer noch keine Weltformel entdeckt. Also entschließt sich Greene, den Artikel selbst zu schreiben – er erinnert sich ja an das was er in der Zukunft gelesen hat – und ihn unter dem Namen seiner Mutter zu veröffentlichen. Alles gut und schön – aber wer hat nun die Weltformel gefunden? Von wem stammt das Wissen aus dem Artikel? Nicht von Greene – denn er hat ihn ja erst in der Zukunft gelesen. Aber auch nicht von seiner Mutter. Wissen aus dem Nichts?
Bedeuten diese Paradoxa nun, dass Reisen in die Vergangenheit unmöglich sind? Viele Physiker glauben das. Aber Greene zeigt, dass die Paradoxa so schlimm nicht sind. Dazu müssen wir uns an Kapitel 5 erinnern. Ich wiederhole nochmal das damalige Fazit:
“Alle Ereignisse, egal ob “vergangen” oder “zukünftig” sind einfach. Die Zeit fließt nicht. Ich hab mich letzte Woche bei einer Party enorm amüsiert – und ich tue das noch immer denn das Ereignis ist “ein unveränderlicher Ort in der Raumzeit”. Das mag unserer Alltagserfahrung direkt widersprechen. Aber es ist genau der Schluß, zu dem die Wissenschaft uns führt. Die Zeit ist kein Fluß, sondern ein Eisblock und jeder Augenblick ist auf ewig an seinem Platz.”
Betrachten wir nun nochmal das Paradoxon des erschoßenen Vaters. Normalerweise stellt man sich das ja so vor, als würde es zwei verschiedene “Versionen” der Vergangenheit geben. Einmal die Vergangenheit, in der mein Vater gemütlich über die Brücke am Fluss spaziert, nach Hause kommt und dort in einer romantischen Nacht einen Sohn zeugt. Und dann die Version, in der dieser Sohn in der Zeit zurück reist, dem Vater auf der Brücke auflauert und ihn in den Fluss schubst. Aber das ist so nicht möglich. Ein Augenblick in der Raumzeit kann nicht verändert werden. Wenn ich auf der Brücke hinter einem Pfeiler gelauert habe, dann was das immer schon so und wir immer so bleiben. Und wenn mein Vater die Brücke unversehrt überquert hat, dann wird das immer so sein. Ich kann zwar in der zeit zurückreisen – aber wenn ich dann meinen Vater umbringen will, werde ich merken, dass mir das nicht gelingen wird. Eben weil schon feststeht, dass es mir nicht gelungen ist. Vielleicht erinnert sich mein Vater sogar noch daran, dass an diesem Abend ein Irrer auf der Brücke auf ihn zugestürmt kam – der dann aber plötzlich auf einer Bananenschale ausgerutscht ist bevor er ihn erreichen konnte…
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