Osiris ist übrigens ein sehr großer Planet. Er ist knapp zwei Drittel mal so schwer wie der Gasriese Jupiter in unserem Sonnensystem – dabei beträgt sein Radius aber das 1.4 fache des Jupiterradius. Das liegt wieder an der Hitze: die hohen Temperaturen blasen den Planeten regelrecht auf. Eine feste Oberfläche so wie auf der Erde gibt es dort auch nicht. Die Dichte von Osiris beträgt nur 0.3 Gramm pro Kubikzentimer (zum Vergleich: auf der Erde sind es 5,5 g/cm³ und Wasser hat 1 g/cm³) – es kann also auf bzw. in Osiris überhaupt nicht viel Festes geben. Was es aber gibt, ist Wasserdampf! Der wurde 2007 nachgewiesen (wieder durch Hubble) – das erste Mal außerhalb des Sonnensystems. Weitere Untersuchungen konnten dann aber diese Messung nicht bestätigen – erst 2009 gab es neue Hinweise auf Wasserdampf.
Es folgt der Wetterbericht…
HD 209458 b ist also immer für eine Überraschung gut. Das haben auch Wissenschaftler aus den Niederlanden und den USA kürzlich festgestellt. Sie haben den Transit vom 7. August 2009 genutzt um 51 Spektren von Osiris aufzunehmen. Die Ergebnisse wurden am Donnerstag veröffentlicht und der Titel der Arbeit sagt schon, was sie gefunden haben: “The orbital motion, absolute mass and high-altitude winds of exoplanet HD 209458b“. Auch hier konnten wieder Verschiebungen der Spektrallinien gemessen werden. Anders als bei der Entdeckung von Osiris waren es diesmal allerdings Linien im Spektrum des Planeten und nicht des Sterns. Den auch der Planet bewegt sich ja und zwar um den Stern herum. Aus dem Vergleich mit verschiedenen Computermodellen war es nun möglich herauszufinden, wie schnell sich der Planet bewegt:
Die schwarzen Punkte im Bild entstehen durch Kohlenmonoxid in der Atmosphäre von Osiris und aus je nachdem wie schnell sich der Planet bewegt verschieben sie sich im Laufe der Zeit (die hier im Diagramm auf der vertikalen Achse angezeigt wird). Aus den Messungen kann man schließen, dass sich der Planet mit etwa 140 Kilometern pro Sekunde bewegt. Das ist nicht nur an sich interessant – aus dieser Zahl lässt sich nun auch die Masse des Planeten sehr genau bestimmen: Osiris hat 0.64 Jupitermassen und der Stern den er umkreist ist ziemlich genau so schwer wie unsere Sonne. Was die Wissenschaftler ebenfalls mit der Verschiebung der Spektrallinien des Kohlenmonoxids messen konnten, war eine Bewegung der Atmosphäre selbst. Dort weht ein starker Wind: 5000 bis 10000 Kilometer pro Stunde schnell!
Das ist auch nicht verwunderlich. Wie ich oben schon gesagt habe, ist Osiris sehr nahe an seinem Stern und deswegen auch sehr heiß. Allerdings nur auf einer Seite. Denn so wie die Gezeitenkräfte zwischen unserem Mond und der Erde dazu geführt haben, dass der Mond uns immer die selbe Seite zeigt, haben auch die Gezeiten zwischen Osiris und seinem Stern bewirkt, dass immer die selbe Seite des Planeten zum Stern gerichtet ist. Auf der Nachtseite ist es also wesentlich kälter und in den Grenzregionen zwischen Tag und Nacht herrscht ein enormes Temperaturgefälle. Und wie das so ist in der Meteorologie entsteht durch diese unterschiedlichen Temperaturen ein starker Wind.
Es ist immer wieder erstaunlich, was man in der Astronomie alles aus ein bisschen Licht herausfinden kann. Wir können unsere Forschungsobjekte nicht aus der Nähe untersuchen; wir können sie nicht auf die Waage legen, aufschneiden, sezieren oder sonstwie direkt untersuchen. Die meisten Exoplaneten können wir nicht mal direkt sehen. Mit viel Technik, Kreativität und Mühe reichen den Astronomen aber ein paar vom Planeten reflektierte Photonen um aus einer Entfernung von 150 Lichtjahren herauszufinden, wie stark der Wind auf dieser fremden Welt gerade weht… Astronomie ist enorm cool!
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