Denn schon im Altertum wurde sorgfältig beobachtet, dass nur einige wenige Himmelskörper sich vor dem Hintergrund der zueinander immer gleich stehenden Fixsterne bewegen. Das sind die “Planeten”. Ursprünglich bedeutet das Wort: “Wanderer”.”
Zu diesen “Wanderern” gehören laut Astrologie auch Sonne und Mond. Zu den in der Antike bekannten “Wanderern” zählt Höschen dann noch Uranus, Neptun und Pluto dazu und kommt so auf die “zehn Planeten”:
“Diese insgesamt zehn “Planeten” (nach der alten Definition) sind die grundlegenden Anzeiger astrologischer Bedeutung. Das heisst wie gesagt nicht, dass andere Faktoren etwa keine Bedeutung hätten. Doch die Besonderheit der Planeten (inklusive Sonne und Mond wie gesagt) ergibt sich direkt aus dem, was der Kosmos uns als – symbolisch zu deutendes – “Bild” zeigt. Sie sind auch deshalb besonders wichtig, weil sich aus ihren Bewegungen auch innerhalb von menschlicher Erkenntnis zu überbrückender Zeiträume charakteristische Veränderungen ergeben. “
Und Höschen sagt weiter:
“Alle anderen Himmelskörper sind keine Planeten bzw. zu klein und vielfältig, um bei der Herausarbeitung der großen Linien und Knackpunkte der Zeitqualität maßgeblich zu sein. Dass es zusätzlich sinnvoll sein kann, einzelne davon sozusagen als “Kür” hinzuzuziehen, ist auch richtig. Doch sehe ich persönlich die Tendenz zur Heranziehung von immer mehr Faktoren – Asteroiden etc. sehr skeptisch (!), aus oben erläuterten Gründen der Klarheit.”
Abschließend fasst er nochmal zusammen:
“Diese zehn Haupt”planeten” sind also durch ihre Zugehörigkeit zu unserem Sonnensystem und zusätzlich durch ihren Planetenstatus (Pluto ist ein Sonderfall – siehe den Meridian-Artikel dazu …!) bzw. ihre Besonderheit als Sonne und zur Erde gehörender Mond vor allen anderen “Sternen” hervorgehoben. Und das ist die Antwort auf Ihre Frage, Herr Freistetter.”
Ok – mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe: Es gibt die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Die sind “wichtig”, weil sie Planeten in unserem Sonnensystem sind. Dann gibt es die Sonne, die wichtig ist, weil sie die Sonne ist und den Mond, der wichtig ist, weil er die Erde umkreist. Und dann gibts noch Pluto – der auch irgendwie wichtig ist (ich hab mir das Meridian-Heft nicht gekauft; kann also nicht sagen, warum das so ist).
Also – und ich bitte Herrn Höschen mir zu widersprechen, sollte ich falsch liegen – ist zum Beispiel der Saturnmond Titan (immerhin größer als unser Mond und auch größer als der Planet Merkur) deswegen aus astrologischer Sicht zu vernachlässigen, weil er eben den Saturn umkreist und nicht die Erde und wir Menschen halt auf Erde wohnen und nicht auf dem Saturn. Und die große Anzahl an Exoplaneten, von denen viele größer sind als Jupiter sind deswegen zu vernachlässigen, weil sie nicht um “unsere” Sonne kreisen sondern um andere.
Ich weiß, ich bin ein Ignorant – aber ich finde das ziemlich unlogisch. Wenn wir Menschen in der Zukunft anfangen, den Mars zu besiedeln: sind dann auf einmal auch dessen Monde Phobos und Deimos “wichtig” fürs Horoskop? Sollten wir es einmal schaffen, zu einem erdähnlichen Exoplaneten zu reisen – können (müssen?) wir dann die ganzen Planeten unseres Sonnensystem ignorieren und herausfinden (wie?), wie man mit dem neuen Exoplanetensystem Astrologie betreibt? Sind Asteroiden in einer 1:1 Resonanz mit der Erde – wie zum Beispiel Cruithne jetzt deshalb nicht von Bedeutung, weil sie nicht die Erde umkreisen oder weil wir sie nicht mit freien Auge sehen können? Und wenn es nicht wichtig ist, ob ein Objekt mit freien Auge sichtbar ist (Neptun und Pluto gelten ja auch) – warum dann nicht zum Beispiel immer den Asteroiden Ceres berücksichtigen? Der wurde schon 1801 entdeckt; sollte also alt genug sein um Respekt zu verdienen (und wurde – so wie Pluto – lange Zeit als “Planet” bezeichnet).
Die Antwort von Herrn Höschen ist äußerst unbefriedigend. Natürlich ist sie nicht überraschend. Sie entspricht ziemlich genau dem, was ich damals schon in meinem ursprünglichen Artikel geschrieben habe:
“Wahrscheinlich wird mir vorgeworfen, ich würde Astrologie nicht verstehen. Und wahrscheinlich gibt es auch wunderbar-absurde Erklärungen, warum bestimmte Objekte verwendet werden und andere nicht. Ich nehme an, dass sich die Himmelskörper den Astrologen auf geheimnisvolle Art und Weise”aufdrängen” und deswegen auch nur genau die verwendet werden, die wichtig sind (so wie sich die Babys ja angeblich einen Geburtszeitpunkt “aussuchen”, der ihrem Charakter entspricht). Und wenn die Menschheit wieder mal in ein neues Zeitalter eintritt, dann werden sich sicher die entsprechenden neuen Himmelskörper präsentieren.”
Alle Himmelskörper sind also laut Astrologen “wichtig” – aber wirklich von Bedeutung sind die, die auch irgendwie eine Bedeutung für die Menschen haben. Aber wer bestimmt denn nun eigentlich, welche Himmelskörper für die Menschen bedeutend sind? Warum Jupiter und warum nicht die galileischen Monde des Jupiter? Immerhin in ihrer Größe vergleichbar mit Mond und Merkur; die ersten Himmelsobjekte im Sonnensystem die mit dem neuen Teleskop gefunden wurden und von großer Bedeutung beim Wechsel vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild! Revolutionäre Himmelskörper also – aber in kaum einem Horoskop sieht man Io, Ganymed, Europa oder Callisto auftauchen. Und wenn – so wie es Herr Höschen geschrieben hat – sowieso alles irgendwie von Bedeutung ist und mit dem Schicksal der Menschen wegen der “Synchronizität” zusammenhängt: warum nimmt man dann nur Himmelskörper? Für uns Menschen sind noch jede Menge andere Dinge wichtig – viel wichtiger, als irgendwelche Gas- oder Felskugel weit entfernt im All. Für mich als Langstreckenpendler ist z.B. die Bewegung der ICEs enorm wichtig – was die Planeten im All treiben tangiert mich da eher weniger. Kann man nun mein persönliches Horoskop auch aus der Stellung der Fernzüge im deutschen Schienennetz ablesen oder müssen es Planeten sein?
Ich frage das nicht, um die Sache ins Lächerliche zu ziehen – aber das sind eben genau die Probleme, die man sich mit einem Weltbild einhandelt, in dem Alles eine Bedeutung hat (abgesehen davon, dass es für die behauptete “Synchronizität” aller Dinge keinerlei Belege gibt). Wenn alles wichtig ist, dann landet man sofort bei der absoluten Beliebigkeit – und genau dort findet man ja auch die Astrologie. Es ist kein Wunder, dass Astrologen immer so gut darin sind, irgendwelche Ereignisse im Nachhinein zu “erklären” und in ihren Horoskopen zu finden. Das ist absolut kein Wunder – denn wenn alles Bedeutung hat, dann kann ich damit natürlich auch alles “erklären” – und gleichzeitig natürlich nichts erklären denn “Erklärungen” dieser Art sind völlig nutzlos. So wie auch die Astrologie.
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