Ich habe wieder mal ein Buch über den nicht stattfindenden Weltuntergang im Jahr 2012 gelesen. Es heisst “Apokalypse 2012: Die Endzeitprophezeiungen der Maya” und wurde von Jo Müller und Kurt-Jürgen Heering verfasst. Ich habe mir das Buch eigentlich deswegen besorgt, weil es endlich mal nach einem Buch aussah, in dem das ganze Thema vernünftig und kritisch behandelt wird. Ein Buch, dass man Leuten empfehlen kann, denen von Weltuntergangspropheten Angst eingejagt wurde. Leider wurde ich enttäuscht…
Dabei wird das Buch im Klappentext noch folgendermaßen angekündigt:
“Kurt-J.Heering und Jo Müller setzen sich kritisch mit den zahlreichen, mehr oder minder absurden Untergangsszenarien auseinander, die sich um den ‘magischen’ Tag der Wintersonnenwende 2012 ranken und geben einen umfassenden Einblick in die rätselhafte Hochkultur der Maya.”
Und tatsächlich kann man Heering und Müller nicht mit Esoterikern und Pseudowissenschaftlern wie Erich von Däniken oder Dieter Broers vergleichen. Aber unter “kritischer Auseinandersetzung” würde ich mir trotzdem was anderes vorstellen als das, was man in diesem Buch lesen kann.
Am Anfang steht ein Überblick über die diversen Katastrophen, die der Menschheit so zustoßen können. Ein direkter Zusammenhang zur 2012-Thematik ist zwar nicht zu erkennen – aber ok; vielleicht ist das ja für manche ein interessanter Einstieg. Danach folgt ein langer und ausführlicher Abschnitt über die Geschichte und Entwicklung der Maya. Inwieweit hier alles korrekt ist, kann ich nicht beurteilen – es wirkt aber auf den ersten Blick sehr vernünftig. Die Autoren weisen auch nochmal explizit auf die vielen Mißverständnisse hin, die bei der Betrachtung der Maya-Kultur existieren – zum Beispiel die in der Esoterikszene beliebte Vorstellung, die Maya wäre ein Volk voll weiser Philosophen gewesen, die tiefe Einblicke in die Funktion des Kosmos gewonnen hätten…
In den nächsten Kapiteln wird dann so ziemlich jedes relevante Werk zum Thema “Weltuntergang 2012” vorgestellt. Ob das jetzt die Bücher von Graham Hancok sind oder die von Erich von Däniken; die “Theorien” von John Major Jenkins oder Jose Arguelles oder die Arbeiten von Adrian Gilbert und Maurice Cotterell – alle diese “Theorien” werden äußerst detailliert vorgestellt und erklärt. Selbst Klassiker wie Drunvalo, Velikovsky oder Nostradamus werden behandelt. Das ist ja prinzipiell auch ok – wenn man schon den ganzen 2012-Kram widerlegen will, dann kann man das auch gleich ordentlich machen 😉 Aber leider war es dann mit der “kritischen Betrachtung” doch nicht so weit.
Die Autoren behaupten zwar nie, dass das ganze Zeug, dass da von den Esoterikern und Pseudowissenschaftlern verkündet wird, irgendwie korrekt ist. Aber eine richtig nachvollziehbare Erläuterung; eine wissenschaftliche Betrachtung zu den behaupteten “Phänomenen” und Katastrophen findet man nicht und Leute wie Däniken oder Jenkins werden schon mal als “Grenzgänger zwischen Vision und Wissenschaft bezeichnet”. Sofern überhaupt eine Beurteilung stattfindet beschränkt sie sich mehr oder weniger auf “Das klingt alles unsinnig und die Wissenschaft glaubt den Leuten auch nicht”. Was man dagegen leider manchmal findet sind falsche Aussagen, wie diese hier:
“Dennoch gibt es gute Gründe, sich mit dem Phänomen “2012” auseinanderzusetzen. Denn die Ängste und Befürchtungen, die in vielen Prophezeiungen und Visionen zum Ausdruck kommen, sind real und teilweise sogar begründet. Zudem hat die Forschung in den letzten Jahrzehnten Erkenntnisse gewonnen, die das seit jeher herrschende Erstaunen über die außerordentlichen astronomischen Fähigkeiten der Maya erheblich vergrößerten. Wie es scheint, waren die Maya in der Lage, für den Dezember 2012 eine Konstellation am Sternenhimmel präzise vorherzusagen, die sich in dieser Form nur einmal in dem für Menschen unfassbaren Zeitraum von ungefähr 26000 Jahren einstellt.”
Meine Güte! Ernsthaft! Wenn man sich “kritisch” mit einem Thema auseinandersetzen will – ist es dann so schwer, solche Informationen zu überprüfen? Ist es so schwer, einen Astronomen anzurufen und mal wegen der “Konstellation am Sternenhimmel” nachzufragen? Klingt es nicht ein klein wenig unglaubwürdig, dass eine Kultur vor tausend Jahren, die den Himmel ohne technische Hilfsmittel; nur mit freien Augen beobachten musste und keine Computer hatte exakt vorhersagen konnte, wie der Himmel ein paar tausend Jahre in der Zukunft aussieht? Wird da niemand zumindest ein bisschen skeptisch und denkt sich “Hmm – wie wäre es, wenn ich da mal einen Fachmann frage? Vielleicht weiß der ja mehr darüber?”. Die Autoren sind ja keine Anfänger – die haben schon Bücher geschrieben; als Redakteure für Fernsehen und Zeitungen gearbeitet. Dabei ist das Buch voller Fussnoten, Referenzen und Quellenangabe. Heering und Müller haben durchaus recherchiert. Zur Geschichte der Maya; in den Büchern der Esoteriker – aber irgendwie sind sie anscheinend nie auf Idee gekommen die astronomischen Aussagen von der besonderen Sternenkonstellation irgendwie zu überprüfen (was seltsam ist, da diese Aussagen ja eine zentrale Rolle bei der ganzen 2012-Geschichte spielen). Dabei ist es ja gar nicht so schwer, hier mehr herauszufinden – selbst wenn man kein Fachmann ist. Wie das mit der Position der Sonne und der Milchstrasse, den ominösen 26000 Jahren und den “dunklen Spalten” ist, habe ich hier ausführlich beschrieben und das es 2012 keine besondere Planetenkonstellation gibt habe ich hier detailliert erklärt.
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