Wie stehen also nun die Chancen, dass wir in naher Zukunft Besuch von einem dieser Objekte bekommen die da so durch die Galaxis fliegen? Dazu ist Iorio die Sache erstmal theoretisch angegangen und hat sich überlegt, wie schnell ein Objekt sein müsste, wenn es aus einer bestimmten Entfernung rechtzeitig zu 2012 bei uns sein will. Die Ausgangsentfernung hat er anhand der Bahnstörungen geschätzt, die so ein “Planet X” verursachen würde. Da wir ja jetzt noch keine außergewöhnlichen Veränderungen der Planetenbahnen beobachten müssen die Dinger als eine bestimmte Mindestentfernung von uns haben außerhalb derer ihr Einfluss auf unser Sonnensystem einfach zu klein ist, um ihn messen zu können. Bei einem “Planet X” mit der Masse der Sonne – also eher einem “Stern X” – müsste der sich etwa 12000 astronomische Einheiten (AE), wobei eine AE dem mittleren Abstand zwischen Erde und Sonne also 150 Millionen Kilometern entspricht, weit weg befinden. Wenn er noch in den nächsten Jahren die Erde erreichen will, dann muss er sich ordentlich beeilen! Die Geschwindigkeit von “Objekt X” müsste 6 bis 10% der Lichtgeschwindigkeit ausmachen! Dieses Diagramm zeigt die Abhängigkeit der Geschwindigkeit (x-Achse) von der Dauer der Reise bis zu uns (y-Achse):
Die schnellsten Sterne die wir kennen bewegen sich allerdings nur mit 0.2 bis 0.5% der Lichtgeschwindkeit. Und genaugenommen müsste sich Objekt X noch viel weiter weg befinden. Denn auch wenn es jetzt noch keine Bahnstörungen verursacht, so müssten wir es doch sehen können (wenn wir mal davon ausgehen, dass es nicht aus irgendeiner seltsamen Materie besteht, die nicht elektromagnetisch wechselwirkt). Um den bisherigen Beobachtungen entgangen zu sein müsste sich Objekt X mindesten 100000 AE weit weg befinden – und wenn es sich mit 0.2 bis 0.5% der Lichtgeschwindigkeit bewegt wäre es erst in 300 bis 800 Jahren bei uns.
Für braune Zwerge sieht die Sache wenig anders aus. So ein “halber” Stern mit 80facher Jupitermasse müsste sich 5200 AE weit weg befinden und bräuchte 3 bis 5% der Lichtgeschwindigkeit um in den nächsten Jahren bei uns zu sein (8 bis 20% wenn man realistischere Werte für die Ausgangsentfernung verwendet).
Und ein echter “Planet X” mit der Masse der Erde müsste sich momentan weit hinter dem Kuiper-Asteroidengürtel bei 175 astronomischen Einheiten befinden und sich mit 0.1 bis 0.3% der Lichtgeschwindigkeit bewegen um in den nächsten Jahren bei der Erde eintreffen zu können. Auch diese Werte sind höchst unrealistisch; ausgeworfenen Planeten bewegen sich mit Spitzengeschwindigkeiten von 0.0003 bis 0.001% der Lichtgeschwindigkeit.
Iorio hat zusätzlich noch numerische Simulationen durchgeführt bei der auch die Einflüsse der anderen Planten in unserem Sonnensystem berücksichtigt wurden. Das Ergebnis ist das selbe: damit uns irgendein Objekt von außerhalb des Sonnensystems in den nächsten Jahren erreichen kann, muss es sich mit unrealistisch hohen Geschwindigkeiten bewegen.
Eine Konfiguration fand Iorio aber dann doch, bei der die Erde aus ihrer Bahn geworfen wird:
Dazu braucht es allerdings ein bisher unentdecktes Objekt das so schwer ist wie die Sonne und sich innerhalb der Neptunbahn bei 26.3 astronomischen Einheiten befindet. Ein Szenario, das man wohl getrost ausschließen kann 😉
Also: Nicht nur kann es den “Planet X” der Esoteriker nicht geben – auch die Ausweichvariante eines in ein paar Jahren quasi aus dem Nichts auftauchenden Himmelskörpers kann guten Gewissens zu den AKten gelegt werden. Die Welt wird im Jahr 2012 nicht untergehen.
P.S. “Plutokiller” Mike Brown spricht hier in einem lesenswerten Interview ebenfalls über die Wahrscheinlichkeit das uns ein Planet X im Jahr 2012 überraschen wird.
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