Abgesehen davon, dass es sowieso sehr schwer ist einen Planeten (der ja nicht von selbst leuchtet) bei Tageslicht in der Nähe der Sonne zu sehen kann man leicht überprüfen, ob es sich bei dem Lichtfleck auf dem Foto nur um eine Reflexion oder einen Himmelskörper handelt. Man muss einfach nur mehrere Aufnahmen zu verschiedenen Zeitpunkten machen. Planeten verschwinden nicht einfach und hüpfen auch nicht einfach irgendwie am Himmel herum. Sie bewegen sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit auf Keplerbahnen um die Sonne und das muss auch am Bild bemerkbar sein. Wenn der Lichtfleck dagegen nur manchmal zu sehen ist; wild hin und her springt oder im Vergleich zur Sonne immer die gleiche Position einnimmt – dann ist es kein echter Planet.
Gut – aber was ist mit den Bildern des Weltraumteleskops SOHO? Die wurden doch immerhin von professionellen Astronomen gemacht. Die wissen doch was sie tun. Warum gibt es hier so viele “Anomalien”? Der erste Grund ist der gleiche wie oben. Die Bilder an sich sind völlig in Ordnung. Man muss nur wissen, was darauf zu sehen ist. SOHO nimmt nicht nur die Sonne auf sondern auch alles, was dort sonst noch am Himmel zu sehen ist. Dazu gehören natürlich auch ganz normale bekannte Planeten die eben manchmal durchs Bild fliegen. Neben den Planeten findet SOHO auch regelmäßig neue Kometen. Gerade erst vorgestern wurde die Entdeckung des 2000. Kometen durch SOHO bekannt gegeben. Viele der “Anomalien” sind also ganz normale Himmelskörper und kein Planet X.
Und dann gibt es natürlich auch bei astronomischen Aufnahmen das Äquivalent zu den internen bzw. externen Reflexionen. Fotografiert man den Sternenhimmel mit einer CCD-Kamera, dann kann man normalerweise das Bild nicht einfach so ohne jede weitere Bearbeitung verwenden. Im Astronomiestudium lernt man, dass man bei CCD-Aufnahmen auf jeden Fall zuerst mal sogenannte Flatfield und Darkframe-Korrekturen durchführen muss um die Unregelmäßigkeiten und Verunreinigungen des Chips bzw. der Kamera loszuwerden. Ein Rohbild mit einer CCD-Kamera kann zum Beispiel so aussehen:
Unten links ist deutlich eine dunkle “Anomalie” zu erkennen. Wenn das nicht mal Planet X ist… 😉 Macht man nun aber eine Flatfield-Aufnahme, d.h. fotografiert man eine gleichmäßig beleuchtete Fläche (Astronomen richten dazu z.B. das Teleskop oft einfach auf die Wand des Observatoriums), dann sieht man dort auch diesen Planet X:
Denn diese “Anomalie” war einfach nur ein bisschen Staub am CCD-Chip. Macht man nun auch noch eine Darkframe-Aufnahme (d.h. man macht ein Foto mit geschlossener Kamerabdeckung), dann kann man auch die Tatsache korrigieren, dass jeder CCD-Pixel unterschiedlich stark auf Temperaturschwankungen reagiert. Am Ende steht dann ein fertiges kalibriertes Bild des Sternenhimmels:
Keine “Anomalien” mehr zu sehen… Aber wenn die Weltuntergangspropheten wieder mal auf der Suche nach “Beweisen” in den Bildarchiven von SOHO stöbern kann es gut sein, dass sie mal ein nicht bzw. schlecht kalibriertes Bild in die Finger bekommen. Und da die Nibiru-Fans meistens zu beschäftigt mit der Beweissuche sind um sich mit den astronomischen Grundlagen der Bildbearbeitung auseinanderzusetzen freuen sie sich eben über die gefundenen “Anomalien” anstatt genauer nachzuprüfen, was da eigentlich zu sehen ist.
Neben Staub auf den CCD-Chips und Unregelmäßigkeiten bei der Verarbeitung gibt es natürlich noch jede Menge andere potentielle Bildfehler. Da ist zum Beispiel die kosmische Strahlung. Diese energiereiche Strahlung aus dem All trifft auch schon mal auf einen CCD-Chip und erzeugt dann sogenannte “hot pixel”, d.h. Pixel, die immer hell sind (das lässt sich aber mit Flat- und Dark-Korrekturen rausrechnen). Je nachdem wie das Teilchen der kosmischen Strahlung auf den CCD-Chip trifft kann statt des “hot Pixel” auch gleich ein ganzer Streifen oder eine Ansammlung von hellen Pixeln entstehen. Und dann gibt es da noch die berühmten “geflügelten Planeten”, die von den Esoterikern als eindeutiger Beweis für die Existenz von Nibiru gelten. Denn ab und zu sieht man auf den SOHO-Bildern sowas:
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