(Das hier ist KEIN Aprilscherz!) Über die Entstehung von Planeten wurde hier schon öfter diskutiert. Hier ist nochmal die Kurzfassung: Aus der Gas- und Staubwolke die die junge Sonne umgeben hat, haben sich im Laufe der Zeit immer größere und größere Gesteinsbrocken gebildet. Die sind kollidiert und daraus entstanden die Planeten. Die übrig gebliebenen Brocken kennen wir heute als Asteroiden. Wenn alles passt, dann entwickelt sich auf einem Planeten Leben. Irgendwann wird dieses Leben dann intelligent, entwickelt die Raumfahrt und macht sich auch zu besagten Asteroiden um dort Bergbau zu betreiben. Und mit etwas Glück können wir das sogar beobachten!
Die Suche nach außerirdischen Zivilisationen beschäftigt die Menschen schon lange. Neben dem eher klassischen Vorgehen, bei dem man probiert, extrasolare Planeten mit den passenden Bedingungen zu finden bzw. dem Versuch, Signale einer Alien-Zivilisation (SETI-Projekt) zu empfangen gibt es aber unkonventionellere Methoden. Eine entsprechend weit fortgeschrittene außerirdische Kultur könnte sich eventuell durch ihre großen Raumfahrtvorhaben bzw. andere bis jetzt eher aus der Science-Fiction bekannten Konzepte verraten. Man kann zum Beispiel nach Dyson-Sphären suchen. Also gewaltigen Konstruktionen, die einen Stern komplett umgeben und so seine Energie maximal ausbeuten.
Eine andere Idee haben Duncan Forgan und Martin Elvis von der Universität Edinburgh bzw. dem Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in ihrem Artikel “Extrasolar Asteroid Mining as Forensic Evidence for Extraterrestrial Intelligence” der im International Journal of Astrobiology erscheinen wird verfolgt. Sie haben sich die Frage gestellt, was eigentlich passiert, wenn man anfangen würde, die Rohstoffe die in den Asteroiden enthalten sind, im großen Stil abzubauen.
Noch sind die Rohstoffe (sieht man mal von fossilen Brennstoffen ab) auf der Erde ja noch nicht wirklich knapp. Wie stark unsere Technologie allerdings von einem ungehinderten Nachschub an diversen Metallen und anderen Stoffen abhängt, hat man ja erst vor einiger Zeit bei der Diskussion über die “seltenen Erden” aus China gesehen. Und je technischer und weiter entwickelt unsere Zivilisation wird, desto mehr Rohstoffe wird man brauchen. Irgendwann könnte es sich als sinnvoll erweisen, diese Stoffe nicht mehr von der Erde zu holen sondern aus dem All. Denn die Asteroiden sind voll mit Sachen, die wir auf der Erde gut brauchen könnten. Und wenn wir irgendwann einmal tatsächlich eine richtige raumfahrende Zivilisation werden wollen, dann führt am Asteroidenbergbau kein Weg vorbei. Denn all das Material das zum Bau großer Raumschiffe, Raumstationen, Habitate, etc notwendig ist von der Erde ins All zu bringen ist unverhältnismäßig aufwendig und teuer. Vor allem dann, wenn es im Weltall genug davon gibt.
Das Problem mit dem Bergbau im Weltall ist jetzt nicht so sehr ein technisches sondern eher ein finanzielles bzw. ein politisches. So ein Projekt zu beginnen ist sehr teuer und dauert sehr lange. Und es wird schwierig sein, für den Anfang Investoren zu finden bzw. Politiker, die das nötige Geld bereitstellen wenn mit Erfolg erst nach sehr langer Zeit zu rechnen ist. Am Ende kann es sich aber wirklich auszahlen! Forgan und Elvis bringen hier den Panama-Kanal als Beispiel der ebenfalls extrem teuer und aufwendig war – aber heute ein unverzichtbarer Teil des Welthandels ist. Und wenn es erstmal so weit ist, dass Asteroiden automatisch von Robotern abgebaut werden und große Mengen an Rohstoffen und Baumaterial im All und in Erdnähe vorhanden sind, dann kann man auch große Projekte angehen die bisher eher in den Bereich der Science-Fiction fallen (z.B. Weltraumhabitate oder Weltraumfahrstühle). Auf der Erde ist es allerdings noch lange nicht soweit. Wir feiern zwar demnächst das 50jährige Jubiläum der bemannten Raumfahrt – aber Mission zu Asteroiden zum Zweck der Rohstoffgewinnung sind noch in weitester Ferne.
Aber andere Zivilisationen könnten hier weiter sein. Und vielleicht können wir das sogar sehen! Ja, tatsächlich – großangelegter Asteroidenbergbau in anderen Sonnensystemen könnte Effekte hervorrufen, die von der Erde aus beobachtbar sind. Wie das funktioniert, ist Thema des Artikels von Forgan und Elvis. Das wichtigste Element sind dabei die “Trümmerscheiben” bzw. “debris disks”. Das sind große Asteroidengürtel, die Sterne nach der Planetenentstehung umgeben (so wie z.B. der Kuipergürtel bei der Sonne der ein Spätstadium so einer Trümmerscheibe darstellt). Wir können zwar keine einzelnen Asteroiden in extrasolaren Systemen beobachten – aber indirekte Methoden verraten ihre Existenz. Denn Asteroiden kollidieren immer wieder miteinander und erzeugen dabei Staub. Dieser Staub wird vom Licht des Sterns aufgeheizt und strahlt diese Energie im Infrarotbereich (Wärmestrahlung) wieder ab. Spaltet man das Licht eines Sterns also in seine Bestandteile auf dann sieht in diesem Fall mehr Licht im Infrarotenbereich als man eigentlich erwarten würde. Das erste Mal wurde so ein “Infrarot-Exzess” beim Stern Wega beobachtet (1984) und beim Stern Beta Pictoris konnte man kurz danach so eine Scheibe sogar direkt sehen. Weltraumteleskope wie Herschel oder Spitzer haben Unmengen an Infrarot-Exzessen beobachtet bzw. jede Menge Trümmerscheiben direkt entdeckt. Diese Daten brauchen Forscher aus verschiedensten Gründen – aber wenn sie schonmal da sind und sowieso gesammelt werden, dann könnte man doch auch nachsehen, ob sich da irgendwas findet, dass auf extraterrestrischen Bergbau hindeutet, meinen Forgan und Elvis.
Denn der könnte unter Umständen die Verteilung des Staubs beeinflussen. Normalerweise gibt es da ein Gleichgewicht: Die Kollisionen erzeugen immer mehr kleine Teilchen aus den großen Asteroiden – die kleinsten Teilchen werden aber vom Sternwind aus dem System geblasen. Aus Beobachtungen und theoretischen Modellen kann man nun die Größenverteilung ableiten, die man für ein bestimmtes System erwarten würde (hier zitieren Forgan und Elvis übrigens die Arbeiten meiner früheren Kollegen von der Uni Jena die sich intensiv mit Trümmerscheiben beschäftigen). Bergbau in Asteroiden kann diese Verteilung nun beeinflussen weil hier die Zahl der größeren Objekte zusätzlich reduziert wird und überproportional viel kleinere Bruchstücke entstehen. Wenn die aus den Beobachtungen abgeleitete Größenverteilung der Objekte in der Trümmerscheibe also von der thereotisch bestimmten abweicht, dann könnte das ein Hinweis auf extraterrestrischen Bergbau sein. Auch die chemische Zusammensetzung der Trümmerscheibe ändert sich: immerhin geht es ja gerade darum, aus den Asteroiden möglichst große Mengen bestimmter Stoffe herauszuholen. Spektroskopische Beobachtungen aus denen sich die Zusammensetzung der Scheibe bestimmen lässt könnten dadurch also ebenfalls von den theoretischen Untersuchungen abweichen. Und dann könnten die Prozesse die beim Bergbau selbst ablaufen, beobachtbare Auwirkungen haben. Da wird man ja erstmal vor allem Asteroiden auswählen, die nahe am Planeten sind, von dem man losfliegt. Dort wird dann überdurchschnittlich viel Staub entstehen und das könnte man beobachten. Wenn beim Bergbau viel Hitze erzeugt wird (wenn man sich in den Asteroiden bohrt zum Beispiel), dann können so z.B. Obsidian und Tektite entstehen was ebenfalls beobachtbare Auswirkungen auf die Reflektion des Lichts durch die Trümmerscheibe hat.
So weit, so spekulativ. Forgan und Elvis erklären selbst, dass all diese Effekte nicht eindeutig sind. Alle könnten auch durch natürliche Prozesse entstehen. Außerdem sind sie extrem schwer (bzw. mit den heutigen technischen Mitteln noch gar nicht) zu beobachten. Wenn man aber in naher Zukunft bei einem System tatsächlich alle diese Effekte sieht, dann sollte man die Hypothese des extraterrestrischen Bergbaus in Betracht ziehen, meinen die Autoren im Schlussteil ihres Artikels. Es wäre auf jeden Fall ein stärkerer Hinweis auf intelligentes außerirdisches Lebens als die bisherigen Biomarker (z.B. das Vorhandensein von Ozon in der Atmosphäre eines Planeten). Denn die deuten nur auf Leben ganz allgemein hin. Um Rohstoffe in Asteroiden abzubauen braucht man aber tatsächlich eine technisch fortgeschrittene Zivilisation.
Ich bin ja bei solchen Vorschlägen einerseits immer sehr fasziniert; andererseits auch immer sehr skeptisch. Das es irgendwo anders (intelligentes?) Leben gibt, davon bin ich eigentlich überzeugt (Ich bin ebenso überzeugt davon, dass es so gut wie unmöglich ist, auf vernünftige Art zwischen den Sternen zu reisen und dass der ganze UFO-Kram völliger Unsinn ist. Wenn uns tatsächlich außerirdische Raumschiffe geben würde, dann würden wir auf der Erde mehr mitbekommen als nur seltsame Lichter und verwackelte YouTube-Videos). Das All so ist verdammt groß; die Entfernungen sind so unvorstellbar und wenn es in der Milchstrasse nicht gerade von Leben wimmelt, dann wird es enorm schwierig, anderes Leben auch tatsächlich einwandfrei zu identifizieren. Es ist aber gut zu wissen, dass es Leute gibt, die sich davon nicht abschrecken lassen und scheinbare absurde Ideen wie die hier beschriebene komplett zu Ende denken. Wer weiß, wozu es einmal gut ist!
P.S. Heute ist zwar der erste April. Dieser Artikel ist aber kein Aprilscherz!
Duncan Forgan, & Martin Elvis (2011). Extrasolar Asteroid Mining as Forensic Evidence for Extraterrestrial Intelligence International Journal of Astrobiology DOI: arXiv:1103.5369
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