Format ist eine Wochenzeitschrift aus Österreich. Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gelesen, aber wenn ich mich einigermaßen richtig erinnere, dann kann man sie von der Qualität und Reichweite in etwa mit dem deutschen Stern vergleichen. Die Titelstory der aktuellen Ausgabe (43/2011) beschäftigt sich mit “Magischen Managern” und ein Artikel fragt “Warum in der Krise immer mehr Bosse an Übersinnliches glauben” (Ich hoffe der Link funktioniert auch später noch, Format verbietet leider den Artikel via WebCite oder anderen Cache-Diensten zu archivieren). Geschrieben wurde er von der Journalistin Silvia Jelincic. Die hat immerhin sogar eine eigene Seite bei Wikipedia, auf der zu lesen ist, dass sie von der Wirtschaftsuni Wien im Jahr 2008 einen Preis für Handelspublizistik bekommen und einen Bestseller über das Sexleben von Managern verfasst hat. Der Artikel im Format spricht ein interessantes Thema an, das hier im Blog auch schon öfter aufgetaucht ist. Warum glauben wirklich so viele Manager an pseudowissenschaftlichen Unsinn? Leider kann in diesem Fall eine Antwort lauten: Weil Journalisten schlecht recherchierte Artikel in viel gelesenen Wochenzeitungen veröffentlichen und darin Pseudowissenschaftlern und Esoterik-Gurus eine Plattform geben.
Schon der Anfang des Artikels ist deprimierend. Hier noch weniger aufgrund der schlechten journalistischen Arbeit sondern wegen der Tatsache, dass Christiane Wenckheim, Chefin der Wiener Ottakringer Brauerei, anscheinend durch und durch esoterisch gefärbt ist und keine Hemmung hat, ihre Firma entsprechend zu führen und bei wichtigen Entscheidungen ein Pendel zu befragen. Schade, ich habe Ottakringer immer gern getrunken… Auch die im Artikel folgende Aufzählung weiterer Manager – unter anderem Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz – die ihr Geschäft nach esoterischen Maßstäben führen, ist deprimierend. Richtig schlimm wird es allerdings dann mit diesem Absatz:
“Zwar ist die Skepsis darüber in der Gesellschaft nach wie vor beträchtlich, doch auch Größen aus Wissenschaft und Forschung, wie der deutsche Biophysiker Dieter Broers, schenken diesen Phänomenen Beachtung. Für Broers ist vieles davon längst kein esoterischer Humbug, sondern wissenschaftlich überprüft (siehe Interview). “
Dieter Broers, der Mann, der seinen Doktortitel (h.c.) (den er sich mittlerweile nicht mehr zu führen traut) von von der Rutherford-University in Wyoming verliehen bekam, einer degree mill, also eine nicht akkreditierte Einrichtung, die nicht berechtigt ist, echte akademische Titel zu vergeben? Dieter Broers, der Mann, der an keiner echten Forschungseinrichtung arbeitet sondern nur einem pompösen Verein mit dem Namen International Council of Scientific Development angehört? Dieter Broers, der Mann, der pseudowissenschaftlich-esoterische Bücher schreibt, die nicht das geringste mit echter Wissenschaft zu tun haben und voller Fehler stecken? Broers, der Mann, der sich mittlerweile vollends zum Esoterik-Guru gewandelt hat, und seine Gefolgschaft via Facebook zu “globalen Meditationen” aufruft, bei der “Energie-Felder der Liebe” aufgebaut werden sollen? Der soll eine “Größe aus Wissenschaft und Forschung” sein? Davon scheint zumindest Jelincic überzeugt zu sein und hat Broers auch gleich zu einem ausführlichen Interview gebeten. Hier darf er wieder seinen längst bekannten und längst widerlegten Unsinn erzählen. Zum Beispiel den vom Maximum der Sonnenaktivität im Jahr 2012:
“Die NASA gibt beispielsweise bekannt, dass das nächste Aktivitätsmaximum unserer Sonne im Jahr 2012 stattfinden und sich bis Mitte 2013 erstrecken wird.”
Dass das nicht stimmt, habe ich hier in meinem Blog schon vor 2 Jahren erklärt. Das muss man aber nichtmal gelesen haben, es reicht ein Blick in die Wikipedia um zu sehen, dass das Aktivitätsmaximum erst Mitte 2013 stattfinden wird. Aber wenn man sein Geld mit dem angeblichen Weltuntergang 2012 verdient, ist es halt immer gut, diese Jahreszahl irgendwo unterzubringen, egal was die Fakten sagen.
Natürlich nutzt Broers die Gelegenheit, um seine “Theorie” vom Bewusstseinswandel durch Sonnenaktivität zu verbreiten. Wann hat man schon mal als Pseudowissenschaftler die Chance, seine Lehre in einer großen und “seriösen” Wochenzeitung verbreiten zu können?
Kommentare (113)