Fragt man Astronomen, ob sie denken, dass es irgendwo außerirdisches Leben gibt, dann wird die überwiegende Mehrheit (mich eingeschlossen) mit “Ja!” antworten. Seit wir wissen, dass das Universum voller Planeten ist, erscheint es nur logisch, dass da auch der eine oder andere darunter ist, auf dem sich Leben entwickelt hat. Fragt man die Astronomen allerdings, ob sie auch von der Existenz intelligenten Lebens überzeugt sind, dann werden die Antworten nicht so eindeutig ausfallen. Es könnte sein, dass es viele außerirdische Zivilisationen gibt. Es könnte aber auch sein, dass so etwas wirklich selten vorkommt und wir momentan allein sind; zumindest in unserer Galaxis. Hier haben wir einfach zu wenig Informationen. Im Gegensatz zu reinen Suche nach außerirdischem Leben ist die Suche nach Alien-Zivilisationen auch äußerst kompliziert und mit unseren Methoden momentan nicht wirklich effektiv durchführbar.
Ok, es gibt SETI. Das SETI-Programm lauscht mit großen Radioantennen nach Botschaften von Aliens. Das kann funktionieren, setzt aber voraus, dass die Aliens auch aktiv Nachrichten aussenden und wir zufällig gerade im richtigen Moment das Teleskop in die richtige Richtung drehen. Wissenschaftler haben sich natürlich Gedanken über andere Methoden gemacht und sind dabei auf durchaus originelle, aber auch sehr weit her geholte Techniken gestoßen. Die Suche nach gewaltigen Dyson-Sphären oder den Überresten von bergwerkenden Aliens kann theoretisch funktionieren, wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit noch sehr lange keine Ergebnisse liefern. Das ist aber trotzdem kein Grund, sich nicht weiter Gedanken zu machen, selbst wenn die momentan gezwungenermaßen alle spekulativ sind.
Würde ein außerirdisches Raumschiff direkt aus dem Hyperraum vor unserer Erde auftauchen, dann würden die Aliens vermutlich sofort erkennen, dass sie von einer entwickelten Zivilisation bewohnt ist. Ein Blick auf die Nachtseite der Erde reicht. Sie ist – zum Leidwesen aller Astronomen – hell erleuchtet. Die Städte strahlen hell und in Europa und den Ballungsräumen der anderen Kontinente ist ein natürlich dunkler Nachthimmel nicht mehr vorhanden. Die Lichter unserer Zivilisation würden den Aliens sofort auffallen. Abraham Loeb aus Harvard und Edwin L. Turner aus Princeton haben sich überlegt, dass das eigentlich auch umgekehrt funktionieren müsste. Nicht das mit den Hyperraumschiffen – das bleibt weiterhin Science-Fiction. Aber wenn es irgendwo tatsächlich hoch entwickeltes außerirdisches Leben gibt, dann werden auch sie künstliches Licht haben, um die Nacht zu vertreiben. Könnten wir das dann sehen?
Gute Frage. Seltsame Frage. Aber eine, die sich leicht beantworten lässt. In ihrem Artikel mit dem Titel “Detection Technique for Artificially-Illuminated Objects in the Outer Solar System and Beyond” haben Loeb und Turner nachgerechnet, wie weit entfernt das Licht außerirdischer Städte sein kann, damit wir es mit unserer aktuellen Technik noch registrieren könnten. Wenn man eine typische Stadt auf der Erde als Maßstab nimmt, dann zeigen Loeb & Turner, dass man deren Licht noch bis zu einer Entfernung von etwa 50 Astronomischen Einheiten (AE) sehen könnte. Verglichen mit den Abständen in unserer Milchstraße ist das quasi immer noch vor unserer Haustür. 50 AE entsprechen dem 50fachen Abstand zwischen Sonne und Erde und bringen uns mitten in den Kuiper-Asteroidengürtel am Rande des Sonnensystems. Dort kennen wir schon einige große Brocken. Pluto zum Beispiel oder den Zwergplanet Eris der 68 AE weit entfernt ist. Würde sich auf einem der größeren Asteroiden im Kuipergürtel also eine beleuchtete Stadt befinden, dann könnten wir das entdecken. Eine spektrale Analyse des Lichts könnte uns seinen künstlichen Ursprung verraten.
So weit so gut. Aber außerirdische Städte auf den kalten, vereisten Asteroiden des Kuipergürtels?? Das klingt ein wenig zu fantastisch für meinen Geschmack. Klar, vielleicht hat sich da draußen irgendeine Art von Leben entwickelt. Was außerirdisches Leben angeht, wissen wir noch sehr wenig. Aber eine echte Zivilisation? Und würde Leben, dass sich auf diesen dunklen Asteroiden (immerhin befindet man sich sehr weit von der Sonne entfernt) entwickelt über so etwas wie Augen benötigen und einen Sinn für die Wahrnehmung des für uns sichtbaren Wellenlängenbereichs der Sonnenstrahlung entwickeln? Geht man nach der Evolution von Lebewesen in dunklen Höhlen auf der Erde, dann sind Augen dort relativ unnötig. Analoge Aliens hätten dann auch keinen Bedarf für beleuchtete Städte. Loeb und Turner haben noch eine zweite Hypothese in petto: Vielleicht wurde in der Frühzeit des Sonnensystems ein eigentlich bewohnbarer Planet aus dem gemütlichen inneren Bereichen des Sonnensystems in den eisigen Kuipergürtel geschleudert? Das kann prinzipiell passieren; zur Zeit der Planetenentstehung gab es viel mehr Planeten als die aktuellen acht und die überzähligen sind entweder mit irgendwas kollidiert (so entstand zum Beispiel unser Mond) oder bei nahen Begegnungen mit anderen Planeten weit in die äußeren Bereichen des Sonnensystems geschleudert worden. Aber auch in diesem Szenario muss sich das Leben erst im dunklen Kuipergürtel entwickelt haben. Die Autoren meinen zwar:
A more hypothetical origin for artificially-lit KBOs involves
objects composed of rock and water/ice (asteroids or low-mass planets) that
were originally in the habitable zone of the Sun, developed intelligent life, and
were later ejected through gravitational scattering with other planets (such as
the Earth or Jupiter) into highly eccentric orbits.
Aber das glaub ich erst, wenn ich entsprechende Computersimulationen sehe, die belegen, dass ein zusätzlicher Planet lange genug im inneren Sonnensystem überlebt haben kann, damit sich dort intelligentes Leben entwickeln konnte. Denn das dauert und im inneren Sonnensystem, dort wo sich die habitable Zone befindet, ist es dynamisch ziemlich eng. Es gab schon viele Untersuchungen die gezeigt haben, dass es dort kaum noch Platz für weitere Planeten gibt ohne das alles sofort instabil wird. Wenn Loeb und Turner meinen, dass das möglich sei, dann müssen sie das gründlich belegen (Wäre ich Gutachter für diesen Artikel würde ich die Veröffentlichung erst dann empfehlen, wenn dieser Punkt geklärt bzw. darauf bestehen, dass dieser Absatz gestrichen wird. Mal sehen, ob er noch drin steht, wenn der Artikel tatsächlich veröffentlich wird – noch ist er nämlich nur bei der Zeitschrift “Astrobiology” eingereicht, aber noch nicht angenommen).
Die These von außerirdischen Zivilisationen im Kuipergürtel halte ich für absolut unwahrscheinlich. Gut, es schadet nicht, wenn man sich die Beobachtungsdaten der Asteroiden unter diesem Gesichtspunkt ansieht – das ist ein nettes Thema für eine Diplom- oder Bachelorarbeit und man weiß ja nie: Vielleicht findet man doch was. Wenn , dann ist die Suche nach dem Licht von Aliens aber vermutlich außerhalb des Sonnensystems erfolgreich. Um dort suchen zu können, müssen wir aber auf die nächste Generation von Teleskopen (zum Beispiel das EELT oder JWST) warten.
Kommentare (22)