Das Weltraumteleskop Kepler ist auf der Suche nach extrasolaren Planeten. Es hat schon ein paar Dutzend davon entdeckt und außerdem jede Menge Kandidaten. Zu den bisher bekannten knapp 1200 potentiellen Exoplaneten sind heute nochmal 1094 dazu gekommen. Damit hat Kepler nun schon 2326 Planetenkandidaten gefunden. 207 davon sind in etwa so groß wie die Erde. Einige der Kandidaten befinden sich in der sogenannten habitablen Zone um ihren Stern. Das ist der Bereich, in der flüssiges Wasser auf der Oberfläche eines Planeten existieren könnte – und damit die Voraussetzung für Leben. Ein Kandidat konnte nun bestätigt werden: Kepler 22b.
Kepler 22b umkreist einen 600 Lichtjahre entfernten sonnenähnlichen Stern. Er braucht für eine Umrundung etwa 290 Tage, also in etwa die Größenordnung, die auch ein Umlauf der Erde um die Sonne in Anspruch nimmt. Damit befindet sich Kepler 22b im richtigen Abstand von seinem Stern, er sitzt in der habitablen Zone:
Eine großartige Entdeckung! Aber noch nicht die “zweite Erde” nach der alle suchen. Kepler 22b hat den 2,4-fachen Radius der Erde. Seine Masse ist allerdings noch unbekannt. Damit ist noch unklar, welche Zusammensetzung er hat. Ist er tatsächlich ein Körper mit einer felsigen Oberfläche, so wie unsere Erde? Oder doch ein Objekt mit einer großen und dichten Atmosphäre aus Gas, so wie z.B. Uranus und Neptun? Um das herauszufinden, wird man den Planeten noch länger beobachten müssen. Noch sind alle Möglichkeiten offen:
Das Bild zeigt den Zusammenhang zwischen Masse (x-Achse) und Radius (y-Achse). Erde, Venus, Uranus und Neptun sind als Vergleich eingezeichnet, ebenso ein paar Linien, die bestimmte Zusammensetzungen angeben. Kepler 22b kann überall im grünen Bereich liegen. Man sieht klar, dass er nicht auf die Linie fallen kann, die eine erdähnliche Zusammensetzung anzeigt sondern darüber liegt, also eher den kleinen Gasplaneten mit ihrer dichten Atmosphäre ähnelt. Also noch keine zweite Erde – aber eines ist klar: Die Zahl der möglichen erdähnlichen Planeten wird immer größer, je länger Kepler (und andere Weltraumteleskop wie zum Beispiel CoRoT) beobachten. Wenn es da draußen einen Planeten gibt, der die gleichen Bedingungen wie die Erde aufweist, dann wird er bald gefunden sein. Es ist nun keine Frage der Technik mehr, sondern nur noch eine der Zeit. Kepler 22b fand man übrigens schon 3 (!) Tage nachdem Kepler im Jahr 2009 offiziell den Betrieb aufnahm. Um wirklich sicher sein zu können, dass man es mit einem Planeten zu tun hat, muss man aber mindestens drei Transits beobachten. Das heißt, man muss dreimal dabei zusehen, wie der Planet vor seinem Stern vorüber zieht. Und bei einer Umlaufzeit von 290 Tagen hat das ein bisschen gedauert.
Am Ames Research Center der NASA findet diese Woche eine spezielle Konferenz statt, bei der die aktuellen Forschungsergebnisse der Kepler-Mission präsentiert und diskutiert werden. Die Entdeckung von Kepler 22b war sicherlich nur eines von vielen weiteren faszinierenden Ergebnissen. Ich bin gespannt, was sich im Laufe der Woche noch alles tut!
P.S. Hier könnt ihr online bei der Konferenz dabei sein (und hier gibts mehr Infos zur Konferenz).
P.P.S. Falls jemand das dringende Bedürfnis haben sollte, zu hören was ich zu Kepler 22b zu sagen habe, dann kann man hier ein Interview bei Radio Fritz nachhören.
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