Seit Juni 2004 darf ich den Doktorgrad “Dr. rer. nat” tragen. Das ist schön, aber nach all den Plagiatsfällen die im Laufe des Jahres aufgedeckt worden sind, klingen die Buchstaben “Dr.” längst nicht mehr so beeindruckend wie früher. Andere Menschen scheinen das ebenfalls erkannt zu haben, und haben deswegen auf die akademischen Weihen ganz verzichtet und sich viel coolere Titel gegeben. “Lichtpionier des Golden-Blauen Lichtes” zum Beispiel. Das klingt doch wesentlich beeindruckender als ein schnödes “Doktor”.
Es geht aber noch besser. Wie gefallen euch die folgenden Titel?
- Elohim-Gotteskundschafterin der Lichtwelten
- Sternenmedium von Ashtar Sheran
- Bewußtseinsmedium des Aufstiegs und des Erwachens
- Weiße Priesterschaft des Planetaren Logos
- Hoher Rat des Lichts
- Das kosmische universale Licht der Alchemie Gottes
- Heiler der Syronfrequenz
- Botschafter der Ursprungsfrequenzen
- Magier der Neuen Zeit
Nein, das hab ich mir nicht einfach so ausgedacht. Das alles sind Titel, die Leute tatsächlich tragen und das auch noch ernst meinen (wer es nicht glaubt, der möge einfach mal eine Suchmaschine seiner Wahl befragen). Klar, warum auch nicht? Wer fände es nicht cool, nach einem langweiligen Tag im Bürojob am Abend zum “Magier der Neuen Zeit” zu werden und z.B. mit “Kryon vom Magnetischen Dienst” Abenteuer im “magnetische Universum Quadril 5” zu erleben? (Nochmal: wer meint, ich denke mir das alles aus, soll mal danach googeln.)
Die meisten von uns stillen ihren Drang nach Realitätsflucht mit Filmen, Büchern, Computer- oder Rollenspielen. Da können wir dann als Elfe, Vampir oder Krieger mit anderen Gleichgesinnten Spaß und eine nette Zeit haben. Aber manchen scheint das nicht zu reichen, sie wollen das abenteuerliche Leben nicht nur spielen, sondern es auch in der Realität haben. So entstehen die “Lichtarbeiter”, die z.B. behaupten, telepathisch mit diversen Engeln, “aufgestiegenen Meistern”, Aliens, Jesus und anderen kosmischen Geistern in Kontakt zu stehen. Sie verkünden die “gechannelten” Botschaften, die sie “empfangen” haben und bieten ihren Kunden neben diesen gesammelten Weisheiten auch diverse “energetische” Produkte und Therapien an, mit denen sie sich selbst und die Welt verbessern können (ich habe hier schon mal ein bisschen was darüber geschrieben). Für diese Arbeit braucht man anscheinend einen ausreichend dramatisch klingenden Titel. Und anscheinend auch einen neuen zweiten Vornamen, der am besten aus einem schlechten Fantasyroman entliehen wird. Dann heißt man zum Beispiel Sonja Ana’Shakrija Rohrhofer, Ole Nama’Teanus Altenburg, Marion Elina’Noheea Verpolten, Johann Nama’Ba’Ronis Tiebling, Werner Nestroos Hasenbein oder Paula Elis’Shandrina Müller (die Fantasynamen sind alle echt und stammen von dieser Seite; die normalen Namen habe ich allerdings modifiziert). Als unorigineller “Dr. Florian Freistetter” kommt man sich da ziemlich langweilig vor…
Wieso ich auf einmal auf dieses Thema komme? Weil Jörg Wipplinger in seinem Videoblog diewahrheit.at mich mit einem “Botschafter des Lichts” in Verbindung bringt. In “Fasching 2012 – Die fünfte Dimension” erzählt er von Christoph Fasching, einem “Botschafter des Lichts”:
“Dann gibt es: Zahlreiche Apologeten, die den Weltuntergang 2012 vorher sagen, aber es gibt auch zwei laute Gegenstimmen – die eine ist Florian Freistetter von den Scienceblogs und die andere – nun ja, ein Botschafter des Lichts.”
Aber schaut am besten selbst:
Mein Vorsatz für das neue Jahr steht also fest: Ich werde meinen langweiligen “Dr. rer. nat” niederlegen und stattdessen ein Elohim-Gotteskundschafter, Lichtpionier oder Nachtelf-Druide werden (was die Details angeht bin ich noch unentschlossen). Und einen neuen mittleren Namen werde ich auch noch brauchen… Vorschläge?
Kommentare (103)